• 21. August 2015 · 20:40 Uhr

Erinnerungen an Silverstone 2013: Sind die Reifen sicher?

Nach dem plötzlichen Reifenplatzer von Nico Rosberg im Formel-1-Training von Spa: Pirelli in der Analyse, Rätselraten über die Ursachen, Aufatmen des Piloten

(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg war mit seinem Mercedes der schnellste Mann am ersten Tag des Formel-1-Wochenendes in Spa-Francorchamps. Doch der Deutsche stand nicht nur wegen seiner besten Rundenzeit im Fokus. Im zweiten Freien Training in Belgien erlebte Rosberg einen Schreckmoment, als ihm auf der Zufahrt zur schnellen Blanchimont-Kurve bei Tempo 306 km/h plötzlich der rechte hintere Reifen platzte. Der Mercedes trudelte wild über die Bahn, schlug aber glücklicherweise nirgends ein.

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Das Auto von Nico Rosberg: Pirelli holte sich sofort die Überreste des Reifens Zoom Download

"Es war auf jeden Fall ein Schock, weil es komplett überraschend passierte. Auf einmal verlor ich bei 306 km/h die Kontrolle. Das ist nie angenehm", schildert Rosberg den Zwischenfall. Vor der schnellen Linkskurve am Ende der Spa-Francorchamps-Runde konnte der Vizeweltmeister nur noch bremsen und hoffen. "Das hatte nichts mit Können zu tun, das war einfach nur Glück", sagt Rosberg abgesichts des glücklichen Umstandes, dass er nicht in den Barrieren landete.

"Es war zu sehen, dass sich rund eine Minute vor dem kapitalen Reifenschaden etwas vom Pneu löst. Die Frage ist nun, was dies ausgelöst hat", sagt Mercedes-Technikchef Paddy Lowe. Auf den TV-Bildern war zu erkennen, dass rund eine halbe Minute vor dem Zwischenfall immer wieder ein heller Faden der Karkasse in die Luft wirbelte. Offenbar war die Struktur des Soft-Pirelli defekt - vermutlich hatte die Flanke gewissen Belastungen nicht standgehalten.

Mercedes: So etwas hat man noch nie gesehen

"So etwas habe ich in dieser Form noch nie gesehen. Ich weiß nicht, woran es gelegen haben könnte. Pirelli wird sich das anschauen, wir müssen es abwarten. Wir werden gleichzeitig am Auto schauen, ob dort irgendetwas der Auslöser gewesen sein könnte", sagt Lowe. Von Pirelli gab es via Twitter sofort die Ansage, dass man "den Fall genau untersuchen werde" und eine öffentliche Erklärung nach Abschluss der Analyse abgeben werde. Dies ist bis Freitagabend 20:00 Uhr nicht geschehen. Ein Medientermin mit Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery wurde wegen der anhaltenden Untersuchungen abgesagt.

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Kurz nach der Senke in der Eau Rouge könnte der Schaden entstanden sein Zoom Download

Beim Blick auf die Bilder des Rosberg-Unfalls wurden bei vielen Beobachtern sofort Erinnerungen an Silverstone 2013 wach. Damals waren mehreren Piloten die zu fragilen Pirellis um die Ohren geflogen. Die Italiener mussten nachbessern und begaben sich bei der Wahl der Mischungen fortan auf eher sicheres Terrain. Auch in Spa-Francorchamps hatte man laut Lowe bereits negative Erfahrungen gemacht. "Es fing an der inneren Schulter an. Das ist die im stärksten belastete Region eines Reifens", sagt er.

"Die Strecke fordert die Reifen sehr. Aber das soll kein schnelles Urteil sein. Weil es auf dieser Strecke schon mal Probleme gab, hat Pirelli zu Beginn dieser Woche klare Rahmen für Reifendruck und Sturz vorgegeben", so der Mercedes-Technikchef. "Wenn es kein Produktionsfehler war, dann kann Pirelli möglicherweise die Vorgaben anpassen, um die Belastungen etwas zu minimieren." Andere Alternative: Man fährt in Spa ab sofort nur noch mit der Medium-Mischung.

"Es gab keinen Druckverlust, deswegen ist der volle Pulle weitergefahren", schildert Niki Lauda den Moment des Unfalls. "Es kann sein, dass es ein Reifen ist, oder es ein größeres Problem ist. Das muss sich Pirelli nun erarbeiten und dann die Konsequenzen daraus ziehen. Freude hat kein Fahrer damit, wenn ihm bei solch hohem Tempo ein Reifen platzt - das ist unbestritten. Der Fahrer braucht nun eine Antwort und er muss wissen, was die Konsequenz ist. Man muss sicherstellen, dass es nicht noch einmal passiert."

Fahrer wollen sicher sein: Aufklärung gewünscht

"Es ist hier nicht heiß wie in der Wüste. Ich weiß nicht, was mit Nico passiert ist. Wir haben das Fahrer-Briefing, da werden wir bestimmt darüber sprechen. Er kann dann erzählen, was passiert ist und dann können wir es hoffentlich besser verstehen, ob da etwas schiefgegangen ist", möchte Sebastian Vettel mehr Informationen über den Zwischenfall seines Landsmannes. Zunächst hatte es die Vermutung gegeben, Rosberg sei bei der Ausfahrt aus der schnellen Eau Rouge zu hart über einen Randstein gefahren.

Bei Pirelli ist man mittlerweile sicher, dass der Schaden in Raidillon, also tatsächlich ausgangs der Eau Rouge entstanden sein muss. Aber eine Fahrt über einen Randstein könne nicht die Ursache sein. Auch Nico Hülkenberg kann sich ein solches Szenario nicht vorstellen. "Der Randstein in Kurve 15 (Stavelot; Anm. d. Red.) in nicht ganz unkritisch. Man hat es gesehen bei Nico Rosberg. Er hatte zwar schon vorher eine Beschädigung, aber dann fährt er dort drüber und es bohrt sich richtig rein - Sekunden später platzt der Reifen", sagt der amtierende Le-Mans-Champion.


Fotos: Nico Rosberg, Großer Preis von Belgien


"Wenn so etwas in Eau Rouge passiert, dann wird es unschön. Das wünscht man niemandem, und das will man selbst auch nicht erleben. Man muss sicherstellen, dass alles in Ordnung ist. Pirelli wird da aber kein Risiko eingehen", erklärt Hülkenberg. Pirelli hatte Ende Juli präzise Vorgaben bezüglich Sturz und Druck an die Teams gesandt. Rennleiter Charlie Whiting hatte die Teams in Spa noch einmal an diese Vorgaben erinnert.

"Ich habe mir das Auto noch mal angeguckt. Es sieht so aus, als wäre hinten rechts irgend eine Explosion gewesen. Da ist alles kaputt, unglaublich", schüttelt Rosberg nach glimpflich überstandenem Unfall mit dem Kopf. Der Mercedes-Pilot könnte eine Verletzung überhaupt nicht gebrauchen. In den kommenden Tagen wird seine Frau das erste gemeinsame Kind zur Welt bringen. "Ich hoffe, die Vivian hat nicht zugeguckt, denn sonst wäre das Baby jetzt sicher schon da", scherzt Rosberg.

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