Force India: Regelwerk für 2017 muss so schnell wie möglich stehen
Nach 2009 soll es 2017 wieder umfassende Regeländerungen in der Formel 1 geben - Force India hält den Zeitplan für unrealistisch, drängt aber auf eine schnelle Lösung
(Motorsport-Total.com) - 2017 soll die Formel 1 ein neues Gesicht bekommen: Schneller, mehr Überholmanöver, anspruchsvoller zu fahren. Um dies zu ermöglichen, muss ein neues Regelwerk her. Vor allem der Punkt Überholvorgänge wird derzeit von den Ingenieuren und Regelhütern beleuchtet. Am Dienstag, den 25. August, will die Strategiegruppe im Vorfeld des Grand Prix von Belgien 2015 sich speziell mit diesem Thema auseinandersetzen. Unterdessen befürchtet man bei Lotus, dass die Zeit bis März knapp ist. Dann soll das Reglement der Zukunft nämlich stehen.
"Wir verbringen Monate mit dem Detail von einzelnen Punkten bei den technischen Regularien, um sicherzugehen, dass alles vollständig ist und dass es keine Schlupflöcher gibt", berichtet Andrew Green, Technischer Direktor bei Force India, gegenüber 'Autosport': "Einen ganzen Stapel Regeln herzunehmen und zu denken, dass wir sie umschreiben können in dem Zeitfenster das wir haben, ohne dass sie voller Löcher sind, wird eine richtige Herausforderung und ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob wir das bis März schaffen."
Otmar Szafnauer, Betriebsdirektor der Mannschaft um Nico Hülkenberg, stimmt seinem Kollegen zu: "Für mich liegt die große Sorge darin, dass die Regeln immer noch nicht umgeschrieben sind und je länger man das nicht angeht, umso schlimmer wird es am Ende werden." Jene Sorgen sind durchaus begründet: Denn vor allem die Topteams beginnen schon weit vor der Sommerpause damit, die Designrichtung für das kommende Jahr festzulegen. Jede nachträgliche Änderung der Regeln kann Gift für ein neue Fahrzeugkonzepte sein.
Fotostrecke: Die zehn denkwürdigsten F1-Regeländerungen
#10: Fahren dürfen nur die Hinterbänkler - Sie ist der große Trumpf der Williams-Mannschaft. Doch nicht nur deshalb will die FIA der aktiven Radaufhängung beim Kanada-Grand-Prix 1993 einen Riegel vorschieben. Die fortschrittliche, aber unglaublich kostenintensive Technik wird von den Kommissaren bei der technische Abnahme als Fahrhilfe eingestuft und bei allen Teams für nicht-regelkonform befunden worden. Gleiches gilt für die Autos, die auf eine Traktionskontrolle setzten. Hintergrund: Die Systeme beeinflussen hydraulisch die Aerodynamik respektive entziehen dem Piloten teilweise die Kontrolle über den Vortrieb. Es entsteht die Drohkulisse, dass die Scuderia-Italia-Hinterbänkler Michele Alboreto und Luca Badoer die einzigen Starter in Montreal sind. Das Verbot wird bis Anfang 1994 aufgeschoben, dann aber durchgesetzt. Fotostrecke
Darüber hinaus werden Schlupflöcher von findigen Designern genutzt, um sich einen Vorteil zu verschaffen und der Aufschrei um den Doppeldiffusor bei Brawn, als es für 2009 zu einer umfassenden Regelnovelle kam, dürfte den Rennställen noch im Gedächtnis sein. Auch der angeblasene Diffusor später bei Red Bull kann als Beleg dafür gelten, welche Möglichkeiten Lücken im Reglement bieten.
In einer späten Bekanntgabe der Regeln sieht man bei Force India vor allem die kleinen Teams und damit sich selbst im Nachteil. "Wir sind kein großes Team, also haben wir nicht die Ressourcen wie einige der anderen Teams, zwei Dinge gleichzeitig zu machen. Wir entwickeln nacheinander, nicht parallel, also müssen wir beim Regelwerk vorankommen - vor allem wenn es einen großen Umbruch, eine große Veränderung gibt", untermauert Szafnauer seine Haltung.