Fahrer zur Superlizenz: Punktesystem sollte anders sein
Grundsätzlich begrüßen die Formel-1-Piloten, dass die FIA ab 2016 ein Punktesystem einführt, um hohe Nachwuchsserien aufzuwerten - Doch es gibt Verbesserungsbedarf
(Motorsport-Total.com) - Ab der Formel-1-Saison 2016 können Hinz und Kunz nicht mehr ohne Weiteres in die Königsklasse des Motorsports. Natürlich, auch heute schon ist der Erfolg ein entscheidender Faktor, um nach ganz oben zu kommen. Doch 2014 hagelte es Kritik, als Max Verstappen nach nur einer Formel-3-Saison ein Toro-Rosso-Cockpit für 2015 erhielt. 17 Jahre war er zu Beginn seiner Formel-1-Karriere alt.
In den Augen der Fahrer sollte die Formel Renault aufgewertet werden
Der "Zwangsverjüngung" des Fahrerfelds schob der Motorsport-Weltrat FIA einen Riegel vor: In den Nachwuchsserien müssen fortan bestimmte Erfolge erzielt werden: der nationale Führerschein und ein Mindestalter von 18 Jahren sind für Formel-1-Neulinge ab der kommenden Saison verpflichend.
Zwar schlug sich der Niederländer bisher beachtlich und leistete sich lediglich in Monaco durch die Kollision mit Lotus-Fahrer Romain Grosjean einen Bock. Dennoch empfinden andere Piloten den Schritt der FIA als weitgehend gerechtfertigt. "Wenn ich mir meine Erfahrung aus dem Vorjahr anschaue, kann ich nur sagen, dass mich die Formel Renault sehr gut auf die Formel 1 vorbereitet hat", erzählt Verstappens Teamkollege Carlos Sainz, der die hocheingestufte Formel Renault 2014 gewann.
Formel Renault bekommt zu wenig Punkte
Der 20-Jährige geht sogar davon aus, dass die Einstufung der Formel Renault weit höher liegen sollte, denn die Autos seien äußerst schnell: "Als ich in die Formel 1 aufgestiegen bin, habe ich gespürt, dass ich für die Formel 1 bereit war. Nach meiner Einschätzung hätte das sicherlich mehr Punkte verdient", sagt er über das Zählerkontingent, das ein Formel-1-Fahrer erreichen muss, bevor ein Formel-1-Team ihn in Zukunft anheuern darf. Für den Formel-Renault-Titel gibt es dann 30 Punkte. 40 werden benötigt, um sich für die Superlizenz zu qualifizieren.
Fotostrecke: Die 10 jüngsten Formel-1-Piloten aller Zeiten
#9: Daniil Kwjat. Bevor der Formel-1-Nachwuchs Max-Verstappen-Ausmaße annimmt, sorgt 2014 erst einmal Daniil Kwjat für Aufsehen. Der russische Durchstarter hat im Formelsport gerade erst begonnen, sich einen Namen zu machen, da winkt ihm Red Bull schon mit einem Stammcockpit bei Toro Rosso. Mit 19 Jahren und 324 Tagen darf er bereits in Melbourne an den Start gehen. Nur ein Jahr später wird der Junior schon zum Senior und steigt 2015 in den Red Bull - nur um kurz darauf wieder degradiert zu werden. Fotostrecke
Auch Daniel Ricciardo ist der Ansicht, dass die Formel Renault ein anderes Gewicht bekommen sollte. Etwas verdutzt ist er darüber, als ein Journalist ihn bei der FIA-Pressekonferenz darauf hinweist, dass es den Gewinn der Formel-3-Europameisterschaft jene 40 Punkte geben soll, die zum Formel-1-Einstieg berechtigen, denn die Formel Renault sei eine gute Grundlage.
Vettel: Punktesystem nicht der Stein der Weisen
"Ich denke, dass wir alle drei gute Erfahrungen in der Formel Renault gesammelt haben", stimmt Sebastian Vettel in den Grundtenor ein. Einen Vorteil sieht er darin, dass die Serie an ihren Austragungsorten kein Rahmenrennen ist: "Du bist das Hauptevent, alles dreht sich um dich, also bekommt man viel Zeit auf der Strecke, was sehr gut ist." Genau wie Sainz und Ricciardo lobt der viermalige Weltmeister die Boliden als "großartige Autos".
Auch Sebastian Vettel fuhr einst in der Formel Renault
Zwar sieht der Heppenheimer, dass Erfolge in Nachwuchsserien aufgewertet werden sollen, jedoch sieht er die Punktevergabe auch kritisch. "Ich sehe keinen Grund, wieso junge Fahrer Punkte sammeln müssen. Ich denke, dass es klar ist, wenn jemand bereit ist und das Talent dazu hat, den Schritt (in Richtung Formel 1; Anm. d. Red.) zu gehen. Da spielt es keine Rolle, wo er herkommt - ob aus der Formel Renault oder der GP2. Daher gehe ich davon aus, dass das nur eine weitere Maßnahme ist, die eingeführt wurde, damit man lernt, sich zu fokussieren", gibt der 28-Jährige zu bedenken.