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Platz 10: Jackie Oliver (165 Führungskilometer in drei Rennen).
1968 hätte Jackie Oliver auf Lotus beinahe seinen Heim-Grand-Prix in Silverstone gewonnen, wenn ihn nicht ein Motorschaden gestoppt hätte. Auch beim Windschatten-Rennen in Monza 1970 führte er in einem Yardley-BRM ein paar Runden, bis sein Motor den Dienst quittierte. Sein Teamchef Lou Stanley hat Oliver einmal als "gut" beschrieben, "aber bei weitem nicht so gut, wie er selbst glaubt". Abseits seiner Fahrerkarriere in der Formel 1 gewann er die 24 Stunden von Le Mans (Foto). Außerdem war Oliver einer der Gründer des Arrows-Teams.
Platz 9: Bruno Giacomelli (168 Führungskilometer in einem Rennen).
1978 empfahl sich Bruno Giacomelli als Formel-2-Champion (vor einem gewissen Marc Surer) für höhere Aufgaben. In einem McLaren tat er sich in der Formel 1 jedoch zunächst schwer. 1980 holte er in Watkins Glen die Pole-Position und er führte auch das Rennen an; allerdings sah er mit seinem Alfa Romeo nur in drei von 14 Saisonrennen die Zielflagge. Ebenfalls in den USA, genauer gesagt in Las Vegas, feierte er 1981 seinen einzigen Podestplatz in der Königsklasse.
Platz 8: Karl Kling (172 Führungskilometer in drei Rennen).
Karl Kling stand im legendären Mercedes-Werksteam immer im Schatten von Stars wie Rudolf Caracciola oder später Juan Manuel Fangio. 1954 führte er im W196 in Reims (Foto), auf dem Nürburgring und in Monza, wurde aber trotzdem nur WM-Fünfter. Seine größten Siege feierte er außerhalb der Formel 1: bei der Carerra Panamericana und der Mille Miglia 1952. Ebenfalls 1952 wurde er als erster Rennfahrer zu Deutschlands Sportler des Jahres gewählt. Der spätere Nachfolger des legendären Mercedes-Rennleiters Alfred Neubauer starb 2003 in seinem Haus in Gaienhofen am Bodensee.
Platz 7: Andrea de Cesaris (175 Führungskilometer in zwei Rennen).
208 Rennen ohne Sieg: Andrea "de Crasheris", wie er seit seiner McLaren-Saison 1981 mit 19 (!) meist selbstverschuldeten Unfällen genannt wurde, hält einen der am wenigsten ruhmreichen Formel-1-Rekorde. Guy Ligier hat über ihn einmal gesagt: "Ich kann es mir nicht länger leisten, diesen Mann für mich fahren zu lassen." In Long Beach 1982 führte de Cesaris auf Alfa Romeo von der Pole aus, ein Verschalter und ein Unfall kosteten ihn jedoch den möglichen Sieg. Am knappsten vor einem Triumph stand er in Spa-Francorchamps 1983, als er souverän vor Alain Prost auf Renault führte, ehe ihn ein verpatzter Boxenstopp und ein Motorschaden aufhielten. De Cesaris starb 2014 bei einem Motorradunfall in Rom.
Platz 6: Ivan Capelli (177 Führungskilometer in zwei Rennen).
Ein gewisser Adrian Newey baute jene March-Boliden, mit denen Ivan Capelli in Suzuka 1988 und Le Castellet 1990 führte. In Le Castellet führte Capelli sensationell vor seinem Teamkollegen Maurizio Gugelmin; drei Runden vor Schluss wurde er jedoch von Alain Prost auf Ferrari überholt. 1992 wechselte Capelli selbst zu Ferrari - wo seine einst vielversprechende Karriere an der Scuderia-Politik der frühen 1990er-Jahre zerbrach. Heute ist er Präsident des Automobilclubs von Mailand und damit de facto Chef der Rennstrecke in Monza.
Platz 5: Nico Hülkenberg (194 Führungskilometer in drei Rennen).
Nico Hülkenbergs große Stunde hätte beinahe bei Sebastian Vettels dritter WM-Party in Sao Paulo 2012 geschlagen, als er das Rennen bei Mischverhältnissen in einem Force India anführte. Erst ein missglückter Überholversuch samt Kollision mit Lewis Hamilton warf ihn zurück. Seine Führungskilometer in Schanghai 2013 (Sauber) und Sao Paulo 2014 (Force India) waren hingegen rein strategisch bedingt.
Platz 4: Romain Grosjean (219 Führungskilometer in sieben Rennen).
In den erfolgreichen Lotus-Jahren 2012 und 2013 führte Romain Grosjean nicht weniger als sieben Grands Prix an, ohne je einen zu gewinnen. Sein Teamkollege Kimi Räikkönen lag im gleichen Zeitraum ebenfalls in sieben Rennen an der Spitze, feierte dabei aber zwei Siege.
Platz 3: Jean-Pierre Jarier (453 Führungskilometer in drei Rennen).
In den ersten Jahren seiner Formel-1-Karriere, auf March- und Shadow-Autos, galt Jean-Pierre Jarier als vielversprechendes Talent, doch mit fortschreitendem Alter büßte er an Reputation ein. In späteren Jahren genoss er einen fragwürdigen Ruf als besonders schwierig zu überrundender Fahrer, und musste dafür auch teilweise scharfe Kritik einstecken. Nach seiner Karriere wirkte er als Stuntman im Hollywood-Film "Ronin" von Regisseur John Frankenheimer mit.
Platz 2: Jean Behra (457 Führungskilometer in sieben Rennen).
Zwischen 1952 und 1959 führte Jean Behra in nicht weniger als sieben zur Formel-1-WM zählenden Autorennen, gewinnen konnte er aber keines davon. Seine erste große Sternstunde schlug 1952 beim Grand Prix von Pau (kein WM-Status), den er gewinnen konnte. Tragisch der Unfall bei einem Sportwagen-Rennen auf der Berliner AVUS 1959. Der charismatische Franzose zog sich dabei schwerste Verletzungen zu und starb an einem Schädelbasisbruch.
Platz 1: Chris Amon (852 Führungskilometer in sieben Rennen).
Chris Amon gilt als bester Formel-1-Pilot, der nie einen Grand Prix gewonnen hat. Ferrari-Rennleiter Mauro Forghieri soll über ihn gesagt haben: "Amon war mit Abstand der beste Testfahrer, mit dem ich je gearbeitet habe. Er hatte alle Qualitäten, um Weltmeister zu werden, aber er hatte nicht das nötige Glück." 1967 bestritt Amon auf Ferrari als WM-Vierter seine erfolgreichste Saison, nachdem er schon 1966 die 24 Stunden von Le Mans gewonnen hatte. Bis heute hält er den Rekord für den Formel-1-Fahrer, der für die meisten Marken (13) angetreten ist. Außerdem hat Mario Andretti einmal über ihn gesagt: "Wenn Chris Amon Bestatter gewesen wäre, hätten die Menschen sicher aufgehört zu sterben." Heute lebt er in seiner Heimat Neuseeland, wo er die Rennstrecke in Taupo aufgebaut hat, auf der 2007 ein Lauf zur A1GP-Meisterschaft ausgetragen wurde.
(Motorsport-Total.com) - Nicht weniger als 759 Fahrer haben seit 1950 an einem zur Formel-1-Weltmeisterschaft zählenden Grand Prix teilgenommen. In dieser Zeit wurden nur 32 Weltmeister gekrönt. Rennen gewonnen haben 105 Fahrer, also in etwa jeder siebte Teilnehmer. Und immerhin 170 lagen zumindest einmal in Führung. Die zehn Fahrer mit den meisten Führungskilometern, die nie einen Grand Prix gewinnen konnten, haben wir diese Woche in unserer traditionellen Donnerstags-Fotostrecke zusammengestellt.
Nicht in den Top 10 sind gleich sechs deutsche "unbesungene Helden": Nick Heidfeld, mit 119 Führungskilometern ohne einen einzigen Sieg Nummer 114 in der Rangliste der Fahrer mit den meisten Führungskilometern in der Formel 1. Hans-Joachim Stuck lag 77 Kilometer an der Spitze eines Grands Prix, Adrian Sutil 74, Timo Glock 67 und Rolf Stommelen 30.
Und dann ist da noch Markus Winkelhock, der seine ganz große Sternstunde 2007 auf dem Nürburgring erlebt hat. Weil sein Spyker-Team den richtigen Riecher hatte und ihm Regenreifen aufzog, schon bevor es richtig zu schütten begann, führte er seinen Heim-Grand-Prix beim Formel-1-Debüt plötzlich sensationell an. Natürlich war Winkelhock nach dem Neustart nur Kanonenfutter für die Stars, aber die 31 Führungskilometer kann ihm niemand mehr wegnehmen.
Dabei hat er im ersten Moment gar nicht kapiert, dass er in Führung lag: "Ich habe erst nach dem Abbruch, als wir auf der Start- und Zielgerade standen, realisiert, dass ich der Führende des Rennens bin und hinter mir Ferraris und McLarens stehen", erinnert er sich. "Als ich den Motor ausgemacht habe, sind die Leute bei Start und Ziel aufgestanden und haben gejubelt. Das war schon etwas Besonderes."
Winkelhock fuhr nach dem Nürburgring nie wieder einen Grand Prix und erlitt damit ein ähnlich bitteres Schicksal wie Mika Salo. Der Finne galt jahrelang als sehr talentiert, saß aber immer im falschen Auto. Als er 1999 nach dem Unfall von Michael Schumacher in Hockenheim endlich vor seinem ersten Sieg stand, musste er für Ferrari-Teamkollege Eddie Irvine Platz machen, der im WM-Kampf per Stallorder unterstützt wurde.
Oder die Story der Nummer 1 unserer Top-10-Fotostrecke, mit nicht weniger als sieben angeführten Grands Prix und 852 Führungskilometern (was fast drei kompletten Renndistanzen entspricht). Die Rede ist von einem Piloten, der früher gegen Jules Bianchis Großonkel Lucien gefahren ist und einer Londoner Rennfahrer-WG namens "The Ditton Road Flyers" angehört hat. Wer das ist? Klickt euch jetzt durch!