Coulthard warnt: "Ein Rennen darf kein Maßstab sein"

Ex-Pilot David Coulthard warnt davor, die neue Saison auf Basis eines Grand Prix schlechtzureden, auch für die Zukunft der Formel 1 sieht er positive Signale

von Sven Haidinger · 17.03.2015 19:33

(Motorsport-Total.com) - Hat die Formel 1 ein Imageproblem? Der Auftakt in Melbourne wurde dieses Jahr von negativen Schlagzeilen geprägt: zuerst die Posse um Giedo van der Garde, der sein Renncockpit beim maroden Sauber-Team vor Gericht einklagte und die Krise damit offensichtlich machte, dann eine Startaufstellung mit nur 15 Boliden und schließlich die Ausstiegsdrohungen von Red Bull. Dass sich die Rennaction in Grenzen hielt, war ein unglücklicher Nebeneffekt.

Ex-Formel-1-Pilot David Coulthard findet, man sollte der Formel 1 Zeit geben

Kein Wunder, dass dadurch die Kritiker auf den Plan gerufen wurden. Formel-E-Pilot Karun Chandhok, der vor einigen Jahren für HRT in der Formel 1 am Start war, zündelte via Twitter: "Das war nicht der aufregendste Formel-1-Grand-Prix. Ich hatte Mühe, hier in Miami um 2 Uhr nachts wach zu bleiben."

Vergleich mit Formel E für Coulthard vermessen

Sollte sich die Formel 1 also an der Formel E, die mit lautlosen Elektroboliden in Großstädten eine neue Zielgruppe ansprechen will, ein Beispiel nehmen? Ex-Formel-1-Pilot David Coulthard warnt gegenüber 'ServusTV' vor Schnellschüssen: "Deren Autos fahren mal gerade 160 oder 170 km/h - da sind ja Skifahrer genauso schnell. Man sollte mit solchen Aussagen vorsichtig sein. Man darf in einer solchen Situation nicht überreagieren."

"Die Formel-E-Autos fahren mal gerade 160 oder 170 km/h - da sind ja Skifahrer genauso schnell."David Coulthard
Damit deutet er an, dass es in der Formel 1 immer wieder Phasen gab, wo sich die Rennaction in Grenzen hielt und ein Rennstall dominant war. "Wir sehen am Beispiel Ferrari, dass man wieder vorankommen kann", hält er die Silberpfeil-Dominanz nicht für in Stein gemeißelt. "Red Bull hat derzeit Probleme, McLaren in der Partnerschaft mit Honda ebenso. Aber sie arbeiten an Lösungen und werden wieder herankommen. Man darf nicht ein Rennen als Maßstab nehmen, sondern muss auch immer das große Ganze sehen."

Ein so kleines Starterfeld hat es seit der Reifen-Farce von Indianapolis 2005 nicht mehr gegeben, auch wenn dies auf die technischen Probleme bei Red-Bull-Pilot Daniil Kwjat und McLaren-Fahrer Kevin Magnussen, Valtteri Bottas' Verletzung und Manors Nicht-Antreten zurückzuführen ist.

Hoffnung Haas

Kompaktes Feld: Nur 15 bogen in die erste Kurve, danach waren es noch weniger

Das fand auch Nico Hülkenberg ungewöhnlich, dessen Force-India-Team beinahe wegen finanzieller Probleme den Saisonstart verpasst hätte. "Was mir aufgefallen ist, war die kurze Zeitspanne bis zum Start", sagt der Emmericher gegenüber 'auto motor und sport'. "Ich rolle in meine Startposition, und schon geht die Ampel an. Normalerweise dauert das länger."

Für die Fans leidet das Erlebnis Formel 1 wegen des kleinen Starterfelds mehr als für die Fahrer: "Es sieht natürlich nicht schön aus, wenn so wenige Fahrer unterwegs sind", findet auch Coulthard. Dennoch hat er auch diesbezüglich Hoffnung für die Zukunft: "Im kommenden Jahr kommt ein amerikanisches Team neu hinzu. Es ist noch Platz vorhanden. Wenn also jemand noch ein neues Team bringen möchte, dann bitteschön."