Mattiacci: Ferraris Tradition ist mehr Vorteil als Bürde
Bei Ferrari prallen zwei Welten aufeinander: Mit seinem Mythos hat sich die Marke einen unglaublichen Vorteil erarbeitet, der gleichzeitig auch eine große Bürde ist
(Motorsport-Total.com) - Ferrari ist die Formel 1, die Formel 1 ist Ferrari. Kein anderes Team ist so lange in der Königsklasse dabei, und kein anderes Team ist so erfolgreich wie die Scuderia aus Maranello. 15 Fahrer- und 16 Konstrukteurstitel kann das Team auf sich vereinen und hat so viele Fans auf der Welt, wie kein Rennstall sonst. Allein aufgrund des Status und der Geschichte erhält Ferrari vom Formula One Management das meiste Geld und hat dadurch einen Vorteil.
Gleichzeitig ist das Erbe Ferraris aber auch eine Bürde. Bei keinem anderen Team liegen die Erwartungen der Fans und Verantwortlichen so hoch, und niemand hat so einen großen Ruf zu verspielen. Doch in der jüngsten Vergangenheit konnte Ferrari nicht mehr an die Erfolge von früher anknüpfen: Der letzte Titel liegt sechs Jahre zurück, die letzte Fahrer-WM sogar noch ein Jahr länger.
Was es bedeutet, die Geschicke des Mythos in den Händen zu halten, erfährt Marco Mattiacci seit seiner Berufung zum Teamchef aus erster Hand. Er bekam die große Ehre, von Luca di Montezemolo auserwählt worden zu sein, gleichzeitig trägt er die große Verantwortung, Ferrari wieder auf die Siegerstraße führen zu müssen. Was ist Ferrari für ihn: Vorteil oder Bürde?
Fotostrecke: Ferrari-Rennleiter seit 1950
Mit ihm hat alles angefangen: Enzo Ferrari gründete 1929 die Scuderia Ferrari, die seit Beginn der Formel-1-Weltmeisterschaft im Jahr 1950 fester Bestandteil eben dieser ist. Gleich in den ersten Jahren wurden einige Rennleiter verschlissen: Federico Giberti (1950-1951), Nello Ugolini (1952-1955), Eraldo Sculati (1956) und Mino Amorotti (1957). Wahrer Chef war bis zu seinem Tod im Jahr 1988 sowieso immer der "Commendatore". Fotostrecke
"Es kommt drauf an, aus welcher Perspektive man es betrachtet", sagt er gegenüber 'BBC'. "Für mich ist es ein unglaublicher Vorteil, aber gleichzeitig muss man auch die komplette Vergangenheit in die Zukunft transferieren, um das Unternehmen zu entwickeln. Man muss eine Menge aus der Vergangenheit lernen, aber verstehen, dass die Zukunft eine andere Dynamik besitzt."
Und genau um das umzusetzen, dafür ist der Italiener zu Ferrari geholt worden. Er weiß, dass er die Vergangenheit nicht ändern kann, doch er will dafür sorgen, dass die Zukunft wieder rosig aussieht und der Mythos weiterlebt. "Die Geschichte unseres Teams existiert. Es liegt an euch zu entscheiden, ob es ein Vorteil oder eine Bürde ist", sagt er.