• 02. November 2014 · 09:38 Uhr

Texas rockt: Wie sich Austin schnell etabliert hat

Die Formel 1 hat in Austin eine neue Heimat gefunden: Wie der Circuit of The Americas die Wirtschaft ankurbelt und was weitere US-Rennen bewirken könnten

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 hat viele Jahre lang nach einer neuen Heimat auf dem wichtigen Markt USA gesucht und diese offenbar endlich gefunden. Auch bei der dritten Auflage des Events in Austin ist die Stimmung prächtig, die Fans pilgern zahlreich zum Circuit of The Americas (CoTA). Insgesamt rechnen die Veranstalter erneut mit rund 100.000 Fans. Das ist zwar weniger als beim Debüt 2012, aber immerhin auf Vorjahresniveau. Eine solche Stabilität erleben nicht viele Formel-1-Promoter.

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Die amerikanischen Formel-1-Fans pilgernauch 2014 zahlreich nach Austin Zoom Download

Die Königsklasse ist das Zugpferd in der großen Erfolgsgeschichte. In diesem Jahr wird aufgrund von Veranstaltungen am CoTA ein zusätzlicher Umsatz von rund 900 Millionen US-Dollar erreicht, die Events sind ein Boost für die örtliche Wirtschaft. Allein die Formel 1 hat mit dem Grand-Prix-Wochenende einen Anteil von über 500 Millionen an dieser Gesamtsumme, weitere Triebfedern sind die MotoGP, die Langstrecken-WM (WEC) oder auch zahlreiche hochkarätige Konzerte im CoTA-Amphitheater.

Die jüngst vorgestellten Zahlen aus einer unabhängigen Studie gelten als Bestätigung für die mutigen Entscheidungen von Politikern in Texas und Investoren in Austin. Die Erfolgsgeschichte soll "über viele Jahre" fortgeschrieben werden, so der örtliche Promoter Bobby Epstein. "Viele andere Events finden nur deshalb statt, weil die Formel 1 hier fährt", sagt der Amerikaner, der 2014 weit über 100 Veranstaltungen am CoTA verzeichnet.

"Die Leute wollen dort auf die Strecke gehen, wo auch die Königsklasse fährt. Sie wollen das, was die Stars der Formel 1 erleben, auch mal aus nächster Nähe sehen. Das hilft definitiv zum Beispiel bei der Vermarktung von Fahrevents", erklärt Epstein. Der CoTA-Verantwortliche erklärt, dass die Anlage mit der Formel 1 allein niemals rentabel sein könne, aber die Königsklasse sei der Schlüssel zum Gesamterfolg - eine Investition, die sich bisher bestens lohne. Und es geht offenbar noch mehr.

Mehr Rennen in Amerika sollen helfen

"Ich bin fest davon überzeugt: Je mehr TV-Präsenz die Formel 1 zu vernünftigen Sendezeiten bekommt, desto mehr Fans wird die Szene bekommen", meint Epstein. "Wenn wir sechs bis acht Events in unserer Zeitzone - also am Sonntagmittag in den USA - präsentieren könnten, dann wäre es für die Fans einfach, die Szene zu verfolgen. Schwierig wird es, wenn man den Leuten sagen muss, dass sie am frühen Morgen um sechs Uhr aufstehen sollen, um in der Formel 1 am Ball zu bleiben."

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Austin-Promoter Bobby Epstein (links) hat an der Formel 1 viel Freude Zoom Download

Mit mehr Rennen soll die Formel 1 die Herzen der Amerikaner endgültig erobern. Es gibt Pläne für Grands Prix in Kalifornien (Long Beach), in Las Vegas und in New Jersey, außerdem wird man ab 2015 unweit von Texas in Mexiko gastieren. "Wir könnten ein paar mehr Rennen in unserer Zeitzone gut gebrauchen. Das würde uns helfen", sagt Epstein, der sich das Austin-Rennen im Paket mit dem Grand Prix von Mexiko wünschen würde.

"Ich wünsche mir ein 'TexMex' innerhalb von acht Tagen. Das würde uns wirklich gefallen", sagt er. Gleichzeitig ist klar, dass der künftige Grand Prix in Mexiko-City auch Besucher von Austin fernhalten könnte. Derzeit kommen rund 35 Prozent der Fans am CoTA aus dem Bundesstaat Texas, die meisten kommen aus größerer Entfernung - vor allem auch aus Mexiko. "Ich hoffe, dass es sowohl gemeinsame Aktionen als auch gesunden Wettbewerb mit den Veranstaltern in Mexiko geben wird."

NASCAR ist keine direkte Konkurrenz

"Der Kartenverkauf hat in den vergangenen Wochen noch einmal merklich angezogen. Wir werden vielleicht ein wenig unterhalb der Marke vom Vorjahr liegen, aber nicht viel", blickt Epstein auf die Zahlen dieses Jahres. "Die Tatsache, dass im diesem Jahr eine Titelentscheidung hier ausgeschlossen ist, wird keinen großen Einfluss haben. Eher schon der Sound der neuen Motoren. Die US-Fans haben sie bislang nicht live vor Ort hören können, aber aufgrund der Berichterstattung gehen viele davon aus, dass es furchtbar klingt."

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Etwas älter, aber nicht weniger blond: Pamela Anderson zu Gast in Austin Zoom Download

Aber trotz der neuen "Flüsterformel" mit den neuen V6-Turboantrieben springt der Funke auf die Fans offenbar über. Selbst das am gleichen Wochenende stattfindende NASCAR-Rennen auf dem Texas Motor Speedway in Fort Worth kann den Erfolg in Austin nicht schmälern. Die Schnittmenge der Fangruppen sei ohnehin nur minimal, meint der Promoter. "Wir werden hier mehr Fans an der Strecke haben als die NASCAR am gleichen Wochenende", sagt Epstein selbstbewusst. Interessant: Die NASCAR ist in den USA seit Jahrzehnten etabliert, die Eintrittspreise sind niedriger und die Stars viel bekannter.

"NASCAR hat die Individuen in den Vordergrund gerückt, es den Fans also möglichst leicht gemacht, sich mit dem jemandem zu identifizieren. Die Amerikaner interessiert es nicht, ob es reiche oder arme Teams gibt und ob sich alle den Sport leisten können. Für die US-Fans ist wichtig, dass die Fahrer nahbar erscheinen und man sich mit ihnen identifizieren kann", berichtet Epstein von den Eigenheiten der US-Fanszene.

US-Fans mehr Mensch und weniger Maschine

"Für die meisten Amerikaner steht die Person im Vordergrund, nicht das Team und nicht das Auto oder die Technologie. Die Leute müssen einen Draht zu den Fahrern haben", so der CoTA-Verantwortliche. "Als sich Daniel Ricciardo hier in Austin hingestellt und gesagt hat 'Hand aufs Herz, dies ist mein Lieblingsevent', da hat er in jenem Moment tausende neue Fans gewonnen. Wenn jemand so etwas sagt, dann löst das etwas aus. Mehr davon!"

"Die Formel 1 könnte außerdem im Bereich Social Media noch mehr machen. Alle Fahrer haben doch einen Twitter-Account, oder? Da steckt Potenzial drin", spricht Epstein vielen Formel-1-Kennern aus der Seele. Einzig die Reaktion von Bernie Ecclestone fehlt, der die digitale Welt noch nicht für sich entdeckt zu haben scheint. "Wenn es darum geht, die Formel 1 in den USA zu einer größeren Marke zu machen, dann würde ich mich in Hollywood erkundigen. Die wissen, wie man so etwas macht."

Auch wenn die Macher in Texas im dritten Jahr des dortigen Formel-1-Rennens eine fast durchweg positive Bilanz ziehen, so ist ihnen dennoch bewusst, dass man nicht stillstehen darf. Ein Besuch des Grand Prix auf dem CoTA soll noch attraktiver und vor allem erschwinglicher werden. Ein hoher Kostenfaktor für auswärtige Fans waren bislang die horrenden Zimmerpreise der Hotels. "Die konnten es bisher verlangen, also haben sie es getan", meint Epstein. Der Amerikaner erwartet eine Verbesserung, denn in den kommenden Jahren werden neue Hotels 3.000 zusätzliche Betten bieten. "Dann werden die Preise sinken, ganz klar."

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