Schub von Renault, Druck von Red Bull: Es geht voran!

Die Renault-Antriebe kommen in der aktuellen Saisonphase offenbar spürbar voran: Für 2015 übernimmt Red Bull wichtige Teile der Entwicklung

von Roman Wittemeier · 23.08.2014 21:47

(Motorsport-Total.com) - Die traditionelle Highspeed-Strecke von Spa-Francorchamps stellt die Leistung der neuen Formel-1-Antriebe in den Vordergrund. Umso erstaunlicher war es im Qualifying zum Grand Prix von Belgien zu beobachten, dass in der ersten Zeitjagd nach der Sommerpause die beiden Red Bulls nicht nur in Sachen Rundenzeiten weit vorne waren, sondern zur Überraschung vieler Beobachter auch bei den Topspeeds. Daniel Ricciardo wurde an der offiziellen Messstelle mit 270,8 km/h geblitzt, Sebastian Vettel mit 266,2 km/h.

Trumpf im Rennen: Red Bull ist plötzlich auf den Geraden richtig schnell

Mit diesen Werten müssen sich die Piloten des Weltmeisterteams kaum hinter Mercedes verstecken, man agiert auf dem gleichen Niveau wie die Mercedes-Partner Williams und McLaren - Force India liegt sogar recht deutlich zurück. Wie geht das, wo der Renault-Antrieb des RB10 doch bislang angeblich 50 PS weniger leistete als die Aggregate aus Brixworth? "Ich glaube, dass der Renault-Motor hier besser ist", meint Niki Lauda. Die Franzosen haben offenbar nachlegen können.

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"Du kannst schon dort weiterentwickeln, wo du Probleme hast. Wenn du technische Dinge ändern musst, damit du standfester wirst und so weiter, wie Power-Supply oder Software, das kannst du immer ändern. Eingefroren ist das nicht", klärt Lauda auf. "Die arbeiten sich immer näher heran. Auf Vettel muss man morgen auf jeden Fall aufpassen, weil - und das überrascht alle hier - der Renault-Motor, der immer schlecht ist, eine Menge Topspeed bringt."

Red Bull nur dank weniger Abtrieb schnell?

Offiziell wollen Renault und die Piloten mit der französischen Power im Heck nichts von großen Fortschritten mit dem bislang enttäuschenden Antrieb berichten. "Das ist ganz einfach erklärt: Wir haben so wenig Flügel drauf, dass auch wir auf der Graden schnell sind", sagt Vettel bei 'RTL'. "Mercedes kann es sich erlauben ein bisschen mehr Flügel zu fahren. Sie haben einen starken Motor, der dann trotzdem noch erlaubt, dass man auf der Geraden schnell genug ist."

Wünschen sich 2015 mehr Power: Sebastian Vettel und Helmut Marko

"Wenn wir genau so viel Abtrieb draufpacken würden, wären wir leider auf der Geraden zu langsam, vielleicht in den Kurven schnell genug, aber im Rennen sieht das nicht so praktisch aus, wenn dann alle an einem vorbeifahren", meint der Weltmeister, dass all das hohe Tempo vom Setup allein kommt. Renault hat allerdings tatsächlich an vielen Bereichen der sogenannten "Power-Unit" gearbeitet. Vor allem wichtige Veränderungen der Software brachten Fortschritte.

Die Verbesserungen sind wichtig, um dem Premiumpartner Red Bull ein nachhaltiges Signal zu geben: 2015 wird alles besser. "Renault hat die richtigen Umstrukturierungen vorgenommen. Man hat eingesehen, dass es mit der alten Struktur nicht funktioniert hat. Es war ein strukturelles Problem, kein finanzielles", meint Red-Bull-Motorsportchef Hemut Marko in der 'Auto Bild motorsport'. "Wir werden die Zusammenarbeit mit Renault extrem vertiefen. Erst jetzt kann man von einer Kooperation reden, vorher war das nicht der Fall."

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Zusammenarbeit wird 2015 extrem vertieft

"Dazu gehört auch, dass man das neue Auto für 2015 gemeinsam entwickelt", sagt der Österreicher. Vettel sei in diese Entwicklungen voll eingebunden. "Sebastian hat extra dafür einen Test auf unserem Motorenprüfstand in Graz gefahren und Sachen festgestellt, die beispielsweise die anderen Piloten, die dort vorher waren, nicht bemerkt haben. Das heißt, Sebastian bringt jetzt schon neue Ideen für die Verbesserung des Gesamtpakets für 2015 ein. Das gefällt ihm natürlich und macht Hoffnung", so Marko.


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Belgien


Die Zusammenarbeit zwischen Viry-Chatillon (Renault) und Milton Keynes (Red Bull) wird im kommenden Jahr erheblich intensiviert. Wie die 'auto motor und sport' berichtet, werden sich die beiden Partner die Entwicklung des Antriebs für 2015 aufteilen. V6-Verbrenner und Turbotechnik kommen aus Frankreich, die gesamten Elektriksysteme samt umfangreichem Hybrid sollen in Großbritannien entstehen. Man sucht offenbar derzeit passendes Personal am Standort Milton Keynes.

Renault steht nach der Pleite mit dem Antrieb 2014 erheblich unter Druck. Die erfolgsverwöhnte Red-Bull-Mannschaft will schnell wieder nach vorn. Für den Notfall bereitet man sich auf den Bau eines eigenen Antriebs für die Saison 2016 vor, wie es heißt. Schon zu Beginn dieses Jahres war über einen solchen Schritt spekuliert wurden, aber bei Red Bull gibt man dem langjährigen Partner noch eine Chance. Geht es 2015 in die Hose, so wird man offenbar tatsächlich ein eigene "Power-Unit" bauen - mit Geld von der Renault-Konzernschwester Infiniti, wie 'auto motor und sport' erfahren haben will.