Katzenjammer in Maranello: Wo Ferraris Problemzonen liegen
Trotz aller Bemühungen steckt Ferrari weiter tief in der Krise - Was in Maranello schiefläuft und wieso die Versuche, die Trendwende einzuleiten, verpuffen
(Motorsport-Total.com) - Ferrari bleibt diese Saison ein Schatten seiner selbst. Nur einmal - beim Grand Prix von China - stand bislang mit Fernando Alonso ein Pilot der Scuderia auf dem Podest, Kimi Räikkönen hat gar nur zwei siebte Plätze als beste Ergebnisse zu Buche stehen. Neo-Teamchef Marco Mattiacci hat sich bis zum Grand Prix von Kanada ein Bild von der kritischen Lage gemacht und seinen Eindruck nach dem Rennen dem Team mitgeteilt.
Die Ferrari-Mannschaft muss Alonsos Boliden diese Saison erst flott machen
Der italienische Nachfolger von Stefano Domenicali nimmt von Schuldzuweisungen Abstand, dennoch gab es eine Meinungsverschiedenheit mit Pat Fry, der vor rund einem Jahr vom Technikchef zum Chefingenieur degradiert worden war. Der ehemalige McLaren-Mann, der nach dem Streit angeblich seinen Rücktritt angeboten hat, wurde aber von 'Motorsport-Total.com' in Spielberg zu später Stunde im Fahrerlager gesichtet. Ferrari hatte davor entsprechende Spekulationen über einen Abgang Frys dementiert.
Doch wo liegen die Problemzonen der Scuderia? Auffällig ist, dass die Aerodynamik-Updates - wie in den vergangenen Jahren - nicht nach Wunsch funktionieren. Zuletzt ließ man bei der Heckpartie des Autos keinen Stein auf dem anderen - in Spielberg hatte man zahlreiche Änderungen parat, doch der große Durchbruch will Ferrari einfach nicht gelingen.
Kann Ferrari auf TMG-Windkanal verzichten?
Trotz Abgangsgerüchten war Chefingenieur Pat Fry in Spielberg vor Ort
Ferrari hatte den Windkanal in Maranello im vergangenen Jahr grundlegend überholt und war in der Zwischenzeit nach Köln zu TMG ausgewichen. Danach entwickelte man sogar in beiden Einrichtungen parallel. Ferrari scheint aber trotz der ausbleibenden Erfolge mit dem generalüberholten Windkanal in Maranello nicht mehr auf den Standort Köln angewiesen zu sein: Wie die 'SportWoche' berichtet, legte man gegen den Vorschlag, dass alle Teams ab 2015 aus Kostengründen einen einzelnen Windkanal für die Entwicklungsarbeit nominieren müssen, kein Veto ein.
Zumindest im Motorenbereich scheint man nun aber eine klare Fehlerquelle ausgemacht zu haben: den Turbolader. Er stammt von der US-amerikanischen Zuliefererfirma Honeywell. Laut 'Autosprint' sieht man sich derzeit auf dem Markt nach Alternativen um. Die Probleme scheinen also alle Bereiche zu betreffen. Das bestätigt auch Mattiacci. Auf die Frage, ob der Motor die Schwachstelle sei, meinte er gegenüber 'Autosport': "Es ist das Gesamtpaket, das nicht so konkurrenzfähig ist wie bei Mercedes."
Standort Italien für britische Ingenieurselite unattraktiv
Eine Demütigung für das Traditionsteam, das einst die attraktivste Adresse in der Königsklasse darstellte. Der Standort Italien übt kaum Reiz auf die großteils britischen Ingenieure aus, wie bereits Ex-Renault-Teamchef Flavio Briatore als Problembereich ausmachte. "Wir wissen genau, wer die guten Leute sind - und die kommen schwerlich nach Italien", sagt er gegenüber 'Radio 24'.