"Krieg der Sterne": Wolff lobt Rosberg, Surtees rügt Hamilton

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff lobt Nico Rosberg für dessen Zurückschlagen im Teamduell, während Ex-Weltmeister John Surtees Lewis Hamilton kritisiert

von Mario Fritzsche · 29.05.2014 17:55

(Motorsport-Total.com) - Mit seinem Sieg beim Grand Prix von Monaco hat Nico Rosberg im Mercedes-Teamduell nicht nur psychologisch ein Zeichen gesetzt. Dank des Mehrgewinns von sieben WM-Punkten gegenüber Teamkollege Lewis Hamilton hat er vom Briten auch wieder die Führung in der Gesamtwertung übernommen.

Hamilton vs. Rosberg: Gibt es in Montreal wieder Knatsch oder die Versöhnung?

Nach dem Grand Prix von Spanien in Barcelona, der mit dem vierten Hamilton-Sieg in Folge zu Ende ging, hatte es noch danach ausgesehen, dass sich der Ex-Weltmeister einen ersten, entscheidenden Vorteil im Silberpfeil-Duell verschafft hätte. Nach den Vorkommnissen in Monte Carlo haben sich die Trümpfe nun wieder etwas in Richtung Rosberg verschoben, wenngleich Hamilton teamintern nach wie vor als der schnellere der beiden gilt.

"Ich erinnere mich, wie die Leute ihn noch vor zwei Wochen abschrieben und die Frage stellten, ob er daran zerbrechen würde", nimmt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gegenüber 'Crash.net' Bezug auf Rosberg und die Reaktionen auf dessen vierte teaminterne Niederlage hintereinander.

"Jetzt, zwei Wochen später, führt er wieder in der Weltmeisterschaft", bemerkt Wolff und kommt zum Schluss: "Man kann also nie jemanden abschreiben." Auf die Fortsetzung des inzwischen frostiger gewordenen Mercedes-Teamduells darf man sich schon jetzt freuen. Das nächste Aufeinandertreffen von Hamilton und Rosberg auf der Strecke erfolgt am Freitag, den 6. Juni beim ersten Freien Training zum Grand Prix von Kanada in Montreal. Bei Mercedes denkt man inzwischen sogar über eine vorübergehende Änderung des Markenlogos nach...

So oder so wird Hamilton auf der Strecke, auf der er einst seinen ersten Formel-1-Sieg an Land zog, alles daran setzen, die (erneute) Wende im Duell mit Rosberg herbeizuführen. Die Erinnerung, wie er seinem Teamkollegen nach dessen "Fahrfehler" in Q3 sowohl am Samstag als auch am Sonntag die Gratulation zu Platz eins verweigerte, ist bei allen Beteiligten und Beobachtern noch frisch.

Ex-Weltmeister Surtees kritisiert Hamiltons Verhalten

Mit Hamiltons Verhalten können allerdings nicht alle etwas anfangen. Nachdem der Weltmeister von 2008 bereits von Mika Häkkinen kritisiert wurde, erhält er nun auch von John Surtees, dem einzigen Weltmeister auf zwei und vier Rädern, einen Rüffel. "Ich stelle Lewis Hamiltons fahrerisches Talent keineswegs in Frage, aber was ich in Monaco von ihm gesehen und gehört habe, gefiel mir nicht", betont Surtees gegenüber 'Motor Sport'.

John Surtees findet, bemängelt Hamiltons Verhalten gegenüber Rosberg und Team

Der Formel-1-Weltmeister von 1964 bezieht sich damit nicht nur auf die kühle Stimmung im Parc-Ferme am Samstag und in der Fürstenloge am Sonntag, sondern auch auf Hamiltons Kommentare. "Ich kann verstehen, dass er frustriert war, weil er auf seiner letzten Qualifying-Runde keine Chance mehr auf die Pole hatte. Ich finde aber, dass seine Reaktion dem Teamkollegen und dem Team gegenüber falsch war", so Surtees.

Hamilton hatte seine schnellste Runde in Q3 nach der von Rosberg - bewusst oder unbewusst - hervorgebrachten Gelbe Flagge abbrechen müssen. Anschließend gab er sich in den offiziellen Presserunden ausgesprochen wortkarg, machte aber auch mit wenigen Worten deutlich, dass er Rosberg dessen geschilderte Version von einem "Fahrfehler" nicht abnahm. Im kleinen Kreis betonte Hamilton anschließend, sich für die Fortführung des Teamduells am erbitterten McLaren-Duell zwischen Ayrton Senna und Alain Prost orientieren zu wollen.

Was Surtees betrifft, so schließt dieser sich bei der Betrachtung von Rosbergs strittigem Manöver in der Mirabeau der Meinung von Landsmann Derek Warwick an. "Wenn man sich vor Augen führt, mit wie viel Speed er aus der Casino-Kurve kam, wie das Bergabstück zur Mirabeau ein Auto unruhig werden lassen kann und wie er bis zum Ende des Notausgangs fuhr, nachdem er den Versuch, in die Kurve einzulenken abgebrochen hatte, dann hätte ich im Zweifel für den Angeklagten entschieden", teilt Surtees die Ansicht von Warwick, der am Monaco-Wochenende als Rennkommissar tätig war und somit maßgeblichen Anteil daran hatte, dass Rosberg ohne Konsequenzen davonkam.