• 24. Mai 2014 · 16:21 Uhr

Rosberg vs. Hamilton: Schnell geparkt ist halb gewonnen?

Ausgerechnet Nico Rosberg verhindert den ultimativen Angriff von Lewis Hamilton auf die Monaco-Pole: War es Absicht? - Erinnerungen an Schumachers Parkmanöver 2006

(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg steht beim Grand Prix von Monaco 2014 auf der Pole-Position - noch jedenfalls. Die Rennkommissare schauen sich die letzte halbe Runde des Deutschen noch einmal genau an. Auf der Zufahrt zur Mirabeau-Kurve hatte sich Rosberg nach eigener Aussage verbremst und den Notausgang genommen. Die Folge: Gelbe Flaggen in den Schlussminuten, keine Chance für Mercedes-Widersacher Lewis Hamilton, am Teamkollegen noch vorbei zu kommen.

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Nach dem Casino den Berg hinab: Vor der Mirabeau bog Nico Rosberg links ab Zoom Download

Hat Rosberg seinen Mercedes absichtlich geparkt, um schnelle Runden der Konkurrenz zu verhindern und Platz eins abzusichern? Der Polemann bestreitet dies vehement. "Es ist einfach, das zu widerlegen, denn die Daten zeigen eindeutig, dass nichts großartig anders war als in der Runde davor. Ich habe etwas später gebremst und das war es", schildert der Monaco-Sieger von 2013 im Gespräch mit 'Sky Sports F1'. Er habe sich bei Hamilton entschuldigt.

"Dadurch hat er die Möglichkeit verloren, seine Runde abzuschließen. Das ist natürlich nicht ideal und es tut mir leid", so Rosberg kleinlaut. Nach Sprechen zumute war Hamilton nach der verlorenen Pole-Schlacht nicht. In der offiziellen Pressekonferenz präsentierte sich der Brite wenig redselig, in der Boxengasse ging er Rosberg zunächst aus dem Weg und versteckte seine vermutlich wenig liebevollen Blicke hinter seiner großen Sonnenbrille.

Die Ironie des Monaco-Schicksals

"Es ist schon ironisch irgendwie", meint der Formel-1-Seriensieger 2014. "Ich war noch nie in einer solchen Situation. So etwas ist mir zuvor noch nie passiert." Ob er sich vorstellen könne, die Aktion seines Teamkollegen sei mit voller Absicht entstanden? "Dazu sage ich nichts", winkt Hamilton ab. "Ich war auf Pole-Kurs. Das war eine Pole-Runde. Das heißt natürlich nicht, dass es mir sicher gelungen wäre. Ich hätte es eher bringen müssen."

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Eine wenig herzliche Begegnung der beiden Freunde aus dem Mercedes-Lager Zoom Download

"Ich glaube, das war kein Parken. So etwas gibt es in der modernen Formel 1 nicht mehr. Das sind Verschwörungsthemen", will Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff nichts von einem unsauberen Manöver seitens Rosberg wissen. "Er hat sich verbremst. Das kann in Monaco passieren, wenn man so Druck macht." Es sei zu "120.000 Prozent eindeutig" ein Fahrfehler des Deutschen gewesen. "Lasst die Kirche im Dorf", appelliert Niki Lauda. "Es wäre unfair, jetzt zu behaupten, er hätte das mit Absicht gemacht. Ich glaube nicht, dass er so etwas tun würde."

Aus Sicht des Österreichers wäre ein etwaiger taktischer Schachzug ohnehin nutzlos gewesen. "Er war vorher schneller. Es hat sich also gar nichts geändert", so Lauda. Sein Landsmann Gerhard Berger stimmt zu: "Es ist ein verdienter erster Platz. Das motiviert den Lewis für das nächste Rennen und für morgen. Wenn er es absichtlich gemacht hätte, dann würde ich sagen: Sehr gut überlegt. Er hat ja niemanden wirklich gestört. Das war schon in Ordnung so."

Erinnerungen an Schumacher 2006

"Wir sind hier in Monte Carlo, wo man immer unter enormem Druck steht. Jeder Fahrer gibt sein Bestes, aber Fehler passieren. Es ist schon so vielen Leuten passiert, auch Michael", erinnert sich Flavio Briatore bei 'Sky Sports F1'. Schumacher hatte seinen Ferrari 2006 in der Rascasse geparkt, um schnelle Runden der Konkurrenz zu verhindern. Der Trick flog auf, Schumacher fuhr nicht von der Pole-Position, sondern vom letzten Platz los.

Ausgerechnet Rosberg war damals einer der Leidtragenden, die 2006 ihre letzte schnelle Runde im Monaco-Qualifying wegen des parkenden Ferraris abbrechen mussten. Vater Keke Rosberg verurteilte Schumacher damals als "Drecksack". Der finnische Ex-Weltmeister behauptete, die Schumacher-Blockade sei "das Billigste und Schmutzigste" gewesen, das er jemals in der Formel 1 erlebt habe. Und nun soll ausgerechnet sein Sohn einen ähnlichen Weg eingeschlagen haben?

Sicher ist: Rosberg steht nach zuletzt vier Siegen von Hamilton arg unter Druck. Monaco ist ein Heimspiel für den Deutschen, der im Fürstentum aufgewachsen ist und dort immer noch lebt. In der Spielerstadt Monte Carlo soll das Glücksrad mal wieder auf dem Namen Rosberg stehenbleiben. Ob dies gelingen kann, entscheiden nicht zuletzt die Rennkommissare um den britischen Ex-Piloten Derek Warwick, die sich den Vorfall genau anschauen und dabei sehen werden, dass Rosberg bei der Anfahrt zur Mirabeau eine andere Linie wählte.

Im Lager von Mercedes liegt ausreichend Zündstoff bereit. Die von Rosberg und Hamilton immer wieder betonte Freundschaft der beiden steht auf dem Prüfstand. "Wenn einer ein Problem hat, dann soll er zu mir kommen. Ich habe zu beiden ein tolles Verhältnis. Es wird kein dauerhaftes Problem geben", verspricht Niki Lauda vorsichtshalber. "Da liegt guter Zündstoff drin. Die Formel 1 ist nicht langweilig. Wir sorgen für etwas Spannung und Kontroverse", sagt Toto Wolff. "Die beiden schenken sich sowieso nichts. Ob es im Training so ausgegangen ist oder anders, macht insgesamt keinen großen Unterschied."

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