Lotus in China: Zuverlässig ist nur der Stau

Grosjean und Maldonado haben WM-Punkte nicht abgeschrieben, sehen sich in Schanghai aber in schlechter Ausgangsposition - Zuverlässigkeit als Teufelskreis

von Dominik Sharaf · 11.04.2014 16:01

(Motorsport-Total.com) - Für Lotus ist die Formel-1-Saison 2014 ein gigantischer Reinfall, die Piloten haben die Hoffnung auf Besserung aber nicht aufgegeben. Mit Blick auf den China-Grand-Prix am Osterwochenende halten sowohl Romain Grosjean als auch Pastor Maldonado an ihrem Ziel, die ersten WM-Punkte des Jahres einzufahren, fest. Dabei sind die Aussichten für die Schwarz-Goldenen nach einem missglückten Bahrain-Test, wegen erneuter Renault-Probleme und aufgrund von Schanghais Charakteristik nicht rosig.

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Grosjean muss schon etwas weiter ausholen, um positive Aspekte zu finden. "Schanghai ist nicht mein Lieblingsrennen", räumt der Franzose ein. "Aber ich verbringe dort meinen 28. Geburtstag, also sollten wir das Beste daraus machen." Immerhin holte er vor den Toren der Metropole im Jahr 2012 die ersten WM-Punkte seiner Karriere und wiederholte das zwölf Monate später, allerdings mit einem zu diesem Zeitpunkt konkurrenzfähigen Fahrzeug. "Hoffentlich ist das ein gutes Omen", hofft Grosjean.

Auch Maldonado glaubt nicht, Lotus-Terrain vorzufinden, wenn eine der längsten Geraden des Formel-1-Zirkus grüßt: "Es wird knifflig, weil wir auf der Geraden nicht die Schnellsten sind. Also müssen wir abwarten, wie wir uns in den Kurven verbessern." Allerdings sind auch hier Fortschritte ein rares Gut. Bestes Beispiel war der Bahrain-Test im Laufe der Woche, als das Team erneut kaum aus der Box ausrückte. "Fustrierend", klagt der Venezolaner. "Trotzdem haben wir etwas von den aerodynamischen Anpassungen bewältigt, die wir uns vorgenommen hatten."

Viel Frust aus der Wüste mitgenommen

Probleme bereitet weiter der Antriebsstrang von Renault: "Wir brauchen mehr Leistung", fordert Grosjean, der in der Sachir-Wüste erneut Schwierigkeiten zu beklagen hatte und nur wenige Umläufe abspulte. Etwas Werkeln an der Aerodynamik bezeichnet er als "viel zu wenig" und beklagt, allem Willen zum Trotz nicht zur Arbeit am Auto zu kommen: "Unser Augenmerk liegt immer noch darauf, ordentlich Fahrzeit zu bekommen, damit wir so gut wie möglich vorbereitet sind, wenn die Saison in Barcelona richtig losgeht."

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Grosjean sieht sich in einem Teufelskreis gefangen: "Jedes Mal, wenn wir testen, haben wir Probleme und das hilft uns nicht. Ich wünsche mit mehr Tests, wenn wir schon hinterherlaufen. Glücklicherweise läuft es bei den Rennen besser." Auch Maldonado lobt die Sonntage und erinnert sich an den Bahrain-Grand-Prix: "Das Tempo war gut, das Reifenmanagement und die Strategie vielversprechend. Wir konnten aufholen und waren konstant. Wir müssen aber noch mehr tun, um die Top 10 zu erreichen."

Krise fördert Zusammenhalt im Team

Romain Grosjean feiert in China seinen 28. Geburtstag, mag die Strecke aber nicht

Die sind Lotus' erklärtes Wunschergebnis, schließlich sollen endlich WM-Zähler im Handgepäck nach Enstone landen. "Punkte sind das Ziel, dazu so viele Fortschritte wie möglich, speziell im Qualifying. Das Renntempo ist nicht schlecht, aber wir müssen weiter vorne stehen", gibt Maldonado die Marschroute vor. Sein Teamkollege wünscht sich zunächst "bessere Resultate", aber auch mehr Zuverlässigkeit, um das Potenzial des E22 auszuloten. Grosjean will die Formel 1 der neuen Generation endlich mit Erfolg meistern.

Schließlich hat die große und oft kritisierte Regelnovelle an seiner persönlichen Herangehensweise nichts verändert: "Es ist noch immer die Formel 1, also bin vorbereitet und zu 100 Prozent auf jeden Aspekt konzentriert", weiß der 27-Jährige. "Im Rennen sind die Autos langsamer, aber das macht es nicht einfacher. Es gibt jetzt im Cockpit viel mehr zu verstellen und zu bedenken. Physisch ist es aber einfacher, weil es langsamer ist."

Überraschungen traut er Lotus weiter zu. Trotz oder eben wegen der Krise, trotz oder eben wegen dem ungeliebten Schanghai-Kurs: "Wenn wir zusammenstehen, wird uns das als Truppe nur stärker machen", erklärt Grosjean. "Man weiß nie so recht, was man erwarten darf - nur einen gigantischen Stau auf dem Weg zur Strecke."