• 01. April 2014 · 20:29 Uhr

Pro und Kontra für die "neue" Formel 1

In Reihen ehemaliger Grand-Prix-Piloten gibt es für das neue Formel-1-Reglement sowohl Kritik als auch Lob - Durchflussmengen-Sensor der FIA sorgt weiter für Wirbel

(Motorsport-Total.com) - Das neue technische Reglement der Formel 1 schlug schon vor dem Saisonauftakt in Melbourne hohe Wellen. Inzwischen sind zwei Rennwochenenden unter den neuen Rahmenbedingungen zurückgelegt und an der "neuen" Formel 1 scheiden sich weiterhin die Geister. In Reihen ehemaliger Formel-1-Piloten gibt es sowohl Kritiker als auch Fürsprecher.

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Haushalten mit den Ressourcen statt Vollgas: Die "neue" Formel 1 anno 2014 Zoom Download

Ex-Formel-1-Pilot Karl Wendlinger stört sich beim Verfolgen eines Grands Prix anno 2014 vor allem daran, dass "die einzigen Funksprüche, die es jetzt noch gibt, diejenigen sind, ob man sich im Benzinfenster befindet oder nicht". Derartige Anweisungen von der Boxenmauer erinnern den Österreicher an die Zeit, als die Pirelli-Reifen die größte Sorge der Teams waren.

"Fahr wieder schnell, fahr wieder ein bisschen langsamer. Das ist ein bisschen so wie zu Beginn der vergangenen Saison als wir nur zu hören bekamen, dass die Reifen überhitzen", zieht Wendlinger gegenüber 'ServusTV' einen Vergleich und stellt heraus: "Das wollten wir nicht sehen. Pirelli hat die Reifen gewechselt und es ist besser geworden."

Stuck fordert neue Regeln

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Hans-Joachim Stuck gesteht, die Formel 1 heute nicht mehr für voll zu nehmen Zoom Download

Hans-Joachim Stuck, genau wie Wendlinger Ex-Formel-1-Pilot, spricht gegenüber 'ServusTV' einen weiteren Punkt an und nimmt die Verantwortlichen der Königsklasse in die Pflicht: "Ich glaube, wir müssen grundsätzlich einmal das Ziel verlieren, jedes Jahr höher, schneller, weiter, sparsamer, umweltfreundlicher fahren müssen."

Stuck, der inzwischen das Amt des DMSB-Präsidenten bekleidet, will sich beim Thema Umweltverträglichkeit aber nicht missverstanden wissen. "Das Thema Umwelt ist ein sehr wichtiges Thema. Das kann man meines Erachtens aber auch anders regeln", so "Strietzel".

Konkret schwebt dem 63-Jährigen eine Neufassung des Sportlichen Reglements vor. Dieses müsse "einfacher, für den Zuschauer durchsichtiger" verfasst werden. "Wann kommt der jetzt rein? Welche Reifen hat der jetzt drauf? Wie viel Benzin verbraucht der jetzt? Das macht ja keinen Spaß mehr. Die Leute schauen ja nicht mehr hin und das geht mir auch schon so", betont Stuck und bezeichnet den Grand Prix von Malaysia 2014 als "richtig fades Rennen".

Frentzen bricht Lanze für die "neue" Formel 1

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Heinz-Harald Frentzen findet das neue Reglement vom Ansatz her genau richtig Zoom Download

Heinz-Harald Frentzen gibt sich nicht ganz so pragmatisch. "Ich habe zum Beispiel in Imola gewonnen, weil ich Benzin gespart habe. Ich konnte eine Runde länger draußen bleiben", erinnert der Formel-1-Vizeweltmeister von 1997 gegenüber 'ServusTV' an seinen ersten Sieg - beim Grand Prix von San Marino in jenem Jahr.

In der Saison 2014 haben es die Teams anders als 1997 mit einem Durchflussmengen-Sensor (Fuel Flow Meter) der FIA zu tun. Beim Weltmeisterteam Red Bull sorgte dieser Sensor am Malaysia-Wochenende erneut für Kopfzerbrechen. Zwei Wochen nachdem Daniel Ricciardo Platz zwei beim Grand Prix von Australien aufgrund einer zu hohen Benzindurchflussmenge aberkannt wurde, ging am RB10 des Australiers der Sensor komplett in die Knie.

So war Red Bull in Malaysia darauf angewiesen, die eigenen Durchflussberechnungen heranzuziehen. "Das zeigt doch deutlich, dass es Probleme mit diesen Sensoren gibt", poltert Teamchef Christian Horner. Anders als in Melbourne sah die FIA in Sepang darüber hinweg, dass Red Bull (notgedrungen) eigene Berechnungen anstellte. Allerdings kam Ricciardo diesmal ohnehin nicht ins Ziel.

Die "Bullen" aus Milton Keynes sind nicht das einzige Team, das sich mit derartigen Problemen herumschlägt. "Wir müssen uns das anschauen und verstehen", sagt Horner und hält fest: "Alle anderen scheinen mit dem Sensor zufrieden zu sein, doch bei Toro Rosso gab es an diesem Wochenende zwei Defekte. Das sind die einzigen Probleme, von denen wir wissen, doch die Situation ist ganz sicher keine, die nur Red Bull betrifft."


Fotostrecke: Pressestimmen zum GP Malaysia

Geht es nach Hans-Joachim Stuck, dann hätte man in der Formel 1 auch anders reagieren können, um effizient unterwegs zu sein. Der ehemalige Formel-1-Pilot, Le-Mans-Sieger und DTM-Champion kritisiert, dass es in der Königsklasse bis heute keine Katalysatoren gibt. "Warum hat die Formel 1 nicht schon vor Jahren mal einen Kat eingebaut. In anderen Rennserien - DTM, GT-Masters - fährt man mit Kat. Die Formel 1 hat lange keinen Kat gefahren und fährt auch jetzt noch keinen", schüttelt Stuck den Kopf.

Frentzen zeigt mehr Verständnis für die "neue" Formel 1 und bricht eine Lanze für die Königsklasse: "Es ist einfach eine neue Formel. Natürlich gibt es da Anfangsschwierigkeiten." Nach Ansicht des dreimaligen Grand-Prix-Siegers müsse es darum gehen, "die Millionen ab sofort in nachhaltige Technik zu investierten, anstatt wie bisher nur in Bereiche wie die Aerodynamik". Unter diesem Aspekt betrachtet sieht Frentzen die Formel 1 auf seinem sehr guten Weg.

Stuck hält dennoch dagegen. "Ich bin einfach der Meinung, dass wir im normalen Leben gut daran tun, uns auf Entwicklungen wie emissionsfreie Zonen, E-Mobilität und alternative Antriebe zu konzentrieren. Der Motorsport sollte aber im Grundgedanke schon noch Motorsport bleiben." Auch auf der Rennstrecke sei der Umweltgedanke wichtig, "es darf aber nicht ganz so extrem sein wie es jetzt der Fall ist", kritisiert der DMSB-Präsident technische Neuerungen wie das komplexe Energierückgewinnungs-System (ERS) oder eben den Durchflussmengen-Sensor für die Benzinmenge.

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