• 20. März 2014 · 08:03 Uhr

Hill vermisst echte Typen in der Formel 1

Damon Hill erinnert sich an seine Rivalität mit Michael Schumacher in den 90er Jahren zurück - Heutzutage vermisst er solche Charaktere und ihre Duelle

(Motorsport-Total.com) - Wird die Formel 1 immer langweiliger und steriler? Ex-Weltmeister Damon Hill vermisst echte Typen in der Königsklasse. Der 53-Jährige denkt dabei unter anderem an seine eigene Rivalität mit Michael Schumacher zurück, die beim Saisonfinale 1994 ihren vorläufigen Höhepunkte fand, als die beiden kollidierten und Schumacher so seinen ersten WM-Titel gewann.

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Ex-Weltmeister Damon Hill findet die aktuelle Fahrergeneration "langweilig" Zoom Download

"Michael kam aus einer Schule, die von Sennas Karriere beeinflusst wurde. Das war zu einer Zeit, als er den Ausgang einer Weltmeisterschaft mit einer Kollision entscheiden konnte", erklärt Hill gegenüber dem 'Guardian'. 1990 war Ayrton Senna in Japan mit seinem Erzrivalen Alain Prost kollidiert und hatte so den Titel gewonnen - vier Jahre später wiederholte sich dieses Szenario in Australien zwischen Schumacher und Hill.

"Im Kartsport war das ein legitimes Mittel", berichtet Hill und erinnert sich: "Damals dachte ich mir, dass ich es selbst vermasselt hätte. Aber wenn man sich die Wiederholungen ansieht, dann wird deutlich, dass er gewusst haben muss, dass sein Auto beschädigt war." Dass es solche Manöver heutzutage nicht mehr gibt, hat vor allem damit zu tun, dass die FIA mittlerweile härter durchgreift.

Früher war es gefährlicher

1997 versuchte Schumacher ein weiteres Mal die Weltmeisterschaft durch eine Kollision mit seinem damaligen Gegner Jacques Villeneuve zu gewinnen. Der Schuss ging allerdings nach hinten los: Schumacher schied bei dem Zusammenstoß selbst aus, nach dem Rennen wurden ihm wegen Unsportlichkeit zudem alle Punkte der Saison und die Vize-Weltmeisterschaft aberkannt.

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Ayrton Senna und Alain Prost kollidieren 1989 beim Kampf um die Weltmeisterschaft Zoom Download

Doch ist das der einzige Grund, warum es heute im Fahrerfeld keine Rebellen mehr gibt? Hill glaubt, dass mehr dahintersteckt: "Ich habe diese faszinierende Dokumentation über Peter Revson (ehemaliger Formel-1-Fahrer, der 1974 bei Testfahrten tödlich verunglückte; Anm. d. Red.) gesehen. Ein Grund, warum sie damals gefahren sind, war, weil es so gefährlich war."

"Ich sage bewusst 'sie', denn ich bin nicht sicher, ob ich in den 70er Jahren gerne ein Rennfahrer gewesen wäre. Es war düster, aber dieses Risiko hat dem Leben etwas verliehen, das heute nicht mehr da ist", so Hill. Machte also das Risiko, das damals stets mitfuhr, die Fahrer zu echten Typen?

Hill findet Fahrer "langweilig"

"Vielleicht müssen wir uns die Frage stellen, warum es heutzutage nicht mehr so viel Bewunderung und Respekt gibt", sagt Hill und erklärt: "Es gibt zwar viele talentierte und erfahrene Fahrer, aber sie werden von dieser medienverrückten Welt verdeckt. Solche philosophischen und vielschichtigen Charaktere wie Senna, Lauda oder Hunt gibt es meiner Meinung nach heute nicht mehr."

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So harmonisch ging es zwischen Michael Schumacher und Damon Hill nur selten zu Zoom Download

Fakt ist, dass die Fahrer heute sehr viel genauer auf das achten, was sie sagen. Jedes Team erwartet von seinen Piloten, dass ihre Aussagen und Handlungen politisch stets korrekt sind. Da sind Äußerungen wie von Prost, der einst öffentlich ankündigte er werde Senna von der Strecke drücken, wenn dieser noch einmal zu hart in einen Zweikampf gehen werde, unvorstellbar.

Die Frage, ob er die aktuelle Fahrergeneration als "langweilig" bezeichnen würde, bejaht Hill. Schade ist das vor allem deshalb, da solche intensiven Rivalitäten die Fahrer auch zu Höchstleistungen antreiben können. Hill erinnert sich an die Saison 1994 zurück: "In Suzuka musste ich gewinnen, um weiter im WM-Rennen zu bleiben. Ich bin auf einem Level gefahren, dass ich weder zuvor noch danach je wieder erreicht habe."

"Habe mich gar nicht so schlecht geschlagen"

"Erfahrung ist sehr wichtig, aber ich hatte keine. Ich kam erst mit 31 in die Formel 1. Guckt euch Kimi Räikkönen oder Jenson Button an. Sie sind 34 und kamen 2000 beziehungsweise 2001 in die Formel 1. Gegen Leute in meinem Alter habe ich mich ziemlich gut geschlagen, aber ich fuhr ohne Erfahrung gegen Michael Schumacher und war fast zehn Jahre älter. Vielleicht habe ich mich gar nicht so schlecht geschlagen", so Hill.

Auch abseits der Strecke teilten die beiden hart gegeneinander aus. So behauptete Schumacher damals, dass Hill kein Weltklasse-Fahrer sei. "Das tut noch immer weh", sagt der Brite mit einem Lächeln und fügt hinzu: "Ein Teil von mir denkt aber, dass er vielleicht recht hatte."

"Solche philosophischen und vielschichtigen Charaktere wie Senna, Lauda oder Hunt gibt es meiner Meinung nach heute nicht mehr."Damon Hill
Mittlerweile sei das Verhältnis der beiden aber längst nicht mehr so angespannt. Eine Aussprache bezüglich der Kollision in Adelaide habe es zwar nie gegeben, "aber wir mussten zusammen schmunzeln, als ich in Monaco 2010 Steward war, und wir eine Entscheidung gegen ihn trafen. Danach bekam ich Morddrohungen - dabei hatte ich Michael sogar verteidigt!" Auch die größten Rivalitäten finden also irgendwann einmal ein Ende.
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