Zu unsicher? Streit um Ferraris Turboladergehäuse

Mercedes und Renault haben Ferraris Turboladergehäuse im Visier: Dieses soll drei Kilogramm leichter sein und weniger Schutz als gefordert bieten - Folgt ein Protest?

von Norman Fischer · 20.02.2014 14:55

(Motorsport-Total.com) - Droht der Formel 1 die nächste Protestwelle? Doch dieses Mal geht es weder um Nasen, Diffusoren oder den Auspuff, sondern um ein Schutzgehäuse. Wie die 'auto motor und sport' berichtet, so soll das Schutzgehäuse der Ferrari-Turbomotoren in das Blickfeld der Konkurrenten von Mercedes und Renault geraten sein. Die beiden Motorenhersteller fürchten einen Nachteil.

Die Frage der Fragen: Ist Ferraris Antrieb bei einem Schaden sicher für alle?

Hintergrund: In den Regeln verlangt die FIA ein Schutzgehäuse für den Turbolader, das bei einem Bruch der Laderwelle oder des Rotors dafür sorgt, dass keine Metallteile nach außen dringen und als Geschoss Zuschauer verletzen. Renault und Mercedes haben um ihre Antriebe einen drei Kilogramm schweren Schutz gebaut, während der von Ferrari um einiges leichter sein soll.

Die Italiener verwenden ein normales Turboladergehäuse, was bei der Konkurrenz für hochgezogene Augenbrauen sorgt. Ist der Schutz sicher genug? Bei Ferrari glaubt man dieses Problem mit einer anderen Technologie lösen zu können. Welle und Rotor sollen für viel höhere Drehzahlen als verwendet ausgelegt sein, was ein Auseinanderbrechen der Teile in der Theorie verhindern sollte.

Zudem sollen Sensoren eine größere Katastrophe abwenden: Bei Ungereimtheiten wie abnormalen Drehzahlen wird der Lader abgeschaltet, sodass Teile im Ernstfall mit viel weniger Energie geschleudert werden und das normale Ferrari-Gehäuse somit ausreichen würde. Bislang hat sich die FIA mit dem Vorgehen einverstanden gezeigt und die Lösung der Italiener als sicher eingestuft. Doch das ist nicht im Sinne von Mercedes und Renault.

Fotostrecke: Die erste Turbo-Ära der Formel 1

Aktuell stehen mehrere Szenarien im Raum: Die beiden Hersteller könnten in Melbourne Protest gegen Ferrari einlegen, doch ein mögliches Gutachten könnte sich eine ganze Weile lang hinziehen und alle Ergebnisse der ersten Rennen provisorisch gewertet werden. Doch das ist auch nicht im Sinne aller Beteiligten. Bei der Konkurrenz gibt es derzeit schon Überlegungen, das System von Ferrari zu kopieren, doch Homologationsschluss ist bereits am Freitag der kommenden Woche und die Zeit somit zu knapp.

Andererseits muss Ferrari fürchten, dass das System im Renneinsatz doch einmal versagt und in Folge als unsicher eingestuft wird. Bis man nachgerüstet hat, dürfte man nicht mehr an den Veranstaltungen teilnehmen. Vielleicht bahnt sich aber auch eine einvernehmliche Lösung an: Es wird berichtet, dass Ferrari sein Turboladergehäuse doch noch verstärkt, um auf Nummer sicher zu gehen.