Papa Magnussen: Bloß nicht in meine Fußstapfen...

Jan Magnussen setzte seine eigene Formel-1-Chance in den Sand, doch Kevin kommt mit anderen Vorzeichen: Verzichtet Papa Jan in Zukunft auf seine eigene Karriere?

von Norman Fischer · 22.01.2014 09:48

(Motorsport-Total.com) - Jan Magnussen kam einst als zukünftiger Weltmeister in die Formel 1 und galt als die nächste große Sensation. Doch richtig Fuß gefasst, hat der Däne nie. Nach einem Rennen für McLaren, 24 Rennen für Stewart und einem WM-Punkt war die vielversprechende Karriere auch schon wieder vorbei. "Ich habe mich selbst enttäuscht", resümiert Magnussen gegenüber 'The Guardian' seine Formel-1-Zeit. Doch nun bekommt er quasi eine zweite Chance.

Kevin Magnussen soll die Familienehre in der Formel 1 wieder herstellen

Doch es wird nicht der 40-Jährige selbst sein, der sie in Anspruch nimmt, sondern sein Sohn Kevin, der für die Saison 2014 von McLaren verpflichtet wurde. Magnussen senior glaubt, dass sein Junior nun an diesem Punkt steht, weil er seine eigene Karriere in den Sand gesetzt hat. "Er kann von meinen Fehlern lernen. Er ist viel reifer, als ich es mit 21 war. Eigentlich gibt es keine Gemeinsamkeiten."

Magnussen beschreibt seinen Sohn als "hart arbeitend und viel besser organisiert, als ich es je war". Er selbst sei laut dem damaligen McLaren-Teamchef Ron Dennis der "unorganisierteste Fahrer, den ich je gesehen habe" gewesen. Und das hat ihm letztendlich seine große Karriere gekostet: "Ich bin sicher, dass Ron frustriert über mich war. Ich war Raucher, habe nicht ordentlich trainiert und war in keinster Weise organisiert. Ich war nicht bereit für die Formel 1."

Lernen in einem großartigen Team

Dennoch riet ihm Dennis damals als Testfahrer im Team zu bleiben, doch das schlug Magnussen aus und suchte bei Stewart seine Chance auf einen Stammplatz - eine Sackgasse, wie sich später herausstellen sollte. Sohn Kevin kommt da schon mit ganz anderen Voraussetzungen in die Königsklasse. Zwar konnte sich der 21-Jährige mit dem Meistertitel in der Formel Renault 3.5 ebenso sportlich beweisen wie sein Vater, doch anders als Jan konnte sich der Sohnemann im Juniorprogramm des Teams gut entwickeln.

Fotostrecke: Magnussen - Kleiner Däne ganz groß

"Davon profitiert Kevin natürlich", sagt Vater Magnussen. "Es ist ein großartiges Team von Leuten, das man um sich herum hat. Er ist wirklich ein Teil der McLaren-Familie und sie werden gut auf ihn aufpassen. In jeder Situation oder bei jeder Frage gibt es einen, an den man sich wenden kann, der ihm etwas zeigen kann." Zu seiner eigenen Zeit gab es so etwas nicht: kein Coaching, kein Training, kein Anlernen. "Es gab nur mich und sie erwarteten, dass ich es selbst herausfinde."

Auch Kevin sollte die Dinge von frühester Kindheit selbst lernen. Ratschläge beim Kartfahren gab es nur ganz selten, Anweisungen schon gar nicht. "Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es nicht immer einfach ist, einen guten Ratschlag vom Vater anzunehmen, deswegen habe ich den Ratschlag manchmal einfach jemand anderem gegeben und er hat ihn dann quasi durch die Hintertür bekommen", lacht Magnussen.

Vater oder Rennfahrer?

Zusammen mit Rubens Barrichello fuhr Magnussen senior einst für Stewart

Doch nun hat es Kevin in die Formel 1 geschafft und die Vorzeichen haben sich etwas gewandelt: "Kevin war immer der Sohn von Jan Magnussen, jetzt bin ich plötzlich der Vater von Kevin Magnussen", grinst er. Bei den Rennen versucht er so oft wie möglich vor Ort zu sein, doch durch seine eigenen Verpflichtungen wird er wohl rund die Hälfte der Grands Prix verpassen - auch das Debüt seines Sohnes in Melbourne.

Eventuell wird Magnussen daher in Zukunft etwas kürzer treten. "Jetzt wo Kevin in der Formel 1 ist, habe ich häufig darüber nachgedacht, wie lange meine Karriere noch gehen wird. Ich muss entscheiden, ob ich mich auf das konzentriere, was ich tue, oder ob ich lieber bei Kevin bin." Eine Art Manager wolle er dabei aber nicht darstellen: "Ich will sein Dad sein, nichts weiter. Ich möchte da sein, wenn es gut läuft, aber auch an seiner Seite stehen, wenn die Dinge schief laufen."