Brawn: Pflichtboxenstopps die falsche Lösung

Der scheidende Mercedes-Teamchef Ross Brawn ist kein Freund der Pflichtboxenstopp-Idee, gibt Pirelli aber keine Schuld für die aktuelle Situation

von Norman Fischer · 06.12.2013 15:08

(Motorsport-Total.com) - Aktuell diskutiert die Formel 1 über die Einführung zweier Pflichtboxenstopps, inklusive einer vorgeschriebenen Maximaldistanz für die einzelnen Reifenmischungen pro Rennen. Sollte sich die Strategiegruppe für eine Einführung entscheiden, dann wäre das natürlich ein massiver Eingriff in die strategischen Überlegungen der Teams. Besonders Ross Brawn, der in der Vergangenheit häufig mit taktischen Schachzügen glänzen konnte, ist kein Freund dieser Neuerung.

Ross Brawn weiß auch nicht so recht, was er mit Pflichtboxenstopps anfangen soll

"Wenn man mich fragen würde, was falsch daran sei, könnte ich es nicht sagen, aber ich denke nicht, dass es richtig ist, eine vorgeschriebene Anzahl an Boxenstopps zu haben", erklärt der scheidende Mercedes-Teamchef gegenüber 'Autosport'. Aktuell gibt es bei Trockenrennen indirekt mindestens einen vorgeschriebenen Boxenstopp, da man beide gewählten Mischungen einmal im Rennen benutzen muss, wenn man nicht mit den Regenreifen oder Intermediates unterwegs ist.

Doch generell die Anzahl der Boxenstopps vorzuschreiben, das geht für den Briten zu weit, auch wenn er nicht unbedingt von vornherein "Nein" zu dem Thema sagen möchte: "Vielleicht wird es ja funktionieren und vielleicht müssen wir es ausprobieren, aber ich bin kein großer Fan davon." Initiiert wurde die Idee nach dem Wunsch von Pirelli, die ihren Reifen nicht mehr so sehr in dem Fokus sehen möchten.

Brawn möchte dem Reifenhersteller jedoch keine Schuld geben, denn er weiß um den schwierigen Job von Pirelli. Einerseits sollten viele Boxenstopps die Rennen interessanter machen, andererseits fahren die Piloten fast in Schleichfahrt um den Kurs, um weniger Reifen zu verbrauchen und einen Stopp zu sparen. "Einen Reifen zu erschaffen, mit dem man so hart fahren kann, wie man will, und den man trotzdem zweimal pro Rennen wechseln muss, ist eine sehr, sehr schwierige Aufgabe", stellt sich Brawn demonstrativ hinter Pirelli.

Der 59-Jährige glaubt, dass die aktuellen Probleme auch eine Konsequenz aus der Tatsache sind, dass man nur noch einen Reifenhersteller in der Formel 1 erlaubt. "Ich denke, wir entwickeln uns in eine Richtung, die eine unvermeidliche Konsequenz einer Einheitsausrüster-Formel ist, und es ist nicht die Schuld des Ausrüsters", betont er.