Ricciardo begegnet Magnussen-Hype mit Skepsis

(Motorsport-Total.com) - Lange Zeit waren die Topteams durch immer die gleichen Leute blockiert, doch für das kommende Jahr darf man an der Spitze ein bisschen junges Blut erwarten: Mit Daniel Ricciardo steigt bei Red Bull ein Fahrer auf, der gerade einmal 2,5 Saisons auf dem Buckel hat. Noch deutlicher ist die Sachlage bei McLaren, wo neben dem erfahrenen Jenson Button mit Kevin Magnussen ein absoluter Rookie fährt.

© xpbimages.com

Daniel Ricciardo gibt nichts auf die McLaren-Aussagen zu Kevin Magnussen Zoom Download

Während einige Piloten wie Nico Hülkenberg trotz guter Leistungen weiter auf den Sprung in ein Top-Cockpit warten müssen, darf Magnussen gleich von null an in ein Spitzencockpit klettern. Zwar gehört auch Ricciardo zu den jungen Wilden, doch der Australier musste zuerst den Umweg über HRT und Toro Rosso gehen. Dass ein anderer Pilot diese Umleitung nicht nutzen musste, interessiert den 24-Jährigen aber nur am Rande.

"Ich schaue da, um ehrlich zu sein, gar nicht so sehr drauf", sagt er nur so semiinteressiert. Der Toro-Rosso-Pilot beschäftigt sich aktuell eher weniger mit der Konkurrenz und macht sich auch keine Sorgen, wenn ein Frischling in die Phalanx der Spitze eindringen will. "Wenn McLaren Magnussen verpflichtet, dann sehen sie sicher eine Menge in ihm. Okay, vielleicht wird er ein paar Rennen brauchen, aber ich denke, wenn das Auto schnell genug ist, dann wird er auch nicht um Platz 15 oder so herumfahren."

Im Gegenteil: Ricciardo würde sich sogar wünschen, dass Magnussen alle von seinem Talent überzeugen könnte, auch wenn sie sich eigentlich als Konkurrenten auf der Strecke bewegen werden. "Ich hoffe, dass Typen wie Kevin die Erwartungen von McLaren erfüllen können. Es könnte zu tollen Zweikämpfen kommen, vielleicht können ein paar Rookies ganz vorn angreifen im nächsten Jahr, das wäre cool."

---

Fotostrecke: Magnussen - Kleiner Däne ganz groß

Kevin ist der Sohn vom früheren Formel-1- und DTM-Piloten Jan Magnussen, der sich im Grand-Prix-Sport nie so recht hatte durchsetzen können - trotz enormen Talents. Seit vielen jahren hat Jan Magnussen allerdings als Werkspilot in einer GT-Corvette ein gutes Auskommen. Sein Sohn (hier ein Fotos von 2007) begleitete ihn früher oft zu Rennen. Fotostrecke

Magnussen kommt zumindest schon einmal mit großen Vorschusslorbeeren in die Königsklasse. Der Däne gewann in dieser Saison die Formel Renault 3.5 und gilt laut McLaren als kommender Weltmeister. Doch mit solchen Aussagen ist Ricciardo erst einmal vorsichtig: "Wenn Martin Whitmarsh sagt, Kevin sei so gut und er habe einen sehr guten Test gezeigt, bei dem er sofort die Pace hatte, und er sei ein vielversprechendes Talent, dann bedeutet das für mich erstmal nichts", betont der Australier. "Wenn er wirklich so ist, werde ich das auf der Strecke sehen."

Auch über Ricciardo wurden damals ähnliche Dinge seitens Red Bull gesagt, doch bislang hat der 24-Jährige nicht unbedingt Ergebnisse folgen lassen, die die Menschen inner- und außerhalb des Fahrerlagers in großes Staunen versetzt hätten. Doch der Toro-Rosso-Pilot weiß, dass große Talentankündigungen nicht immer unbedingt der Wahrheit entsprechen. "Ich unterschätze niemanden und möchte nicht respektlos klingen, aber solche Dinge muss ich nicht zwingend hören", sagt er.

Er vertraut sowieso niemals Einschätzungen von außen, sondern nur seinen eigenen Beobachtungen auf der Strecke: "Also wenn ich höre, dass jemand nachkommt, der mich schlagen könnte, dann weiß ich so etwas auch, ohne es in den Medien zu lesen." Doch Ricciardo sitzt im selben Boot: Auch er muss im kommenden Jahr beweisen, dass der Hype um ihn bei seinem Formel-1-Einstieg gerechtfertigt war.