War Monza die Vorentscheidung im WM-Kampf?

(Motorsport-Total.com) - Red Bull und Sebastian Vettel sind momentan nicht zu bremsen. Auch auf dem Hochgeschwindigkeitskurs in Monza sicherte sich der amtierende Weltmeister die 25 Punkte für den Sieg und demoralisierte Ferrari und Fernando Alonso. Der Vorsprung in der Fahrerwertung ist sieben Rennen vor dem Ende der Saison auf 53 Punkte angewachsen. Bedenkt man die starke Form des Weltmeisters, dann stellt sich die Frage: Hat Vettel seinen vierten Titel schon im Sack?

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Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte: Alonso und Vettel bei der Siegerehrung in Monza Zoom Download

Vor dem Rennwochenende in Monza beteiligten sich etwas mehr als 4.000 'Motorsport-Total.com'-Leser bei einer Umfrage, die diese Frage klären sollte. 59,28 Prozent der Leser waren der Meinung, Vettel ist auf dem Weg zu seinem vierten Titel nicht mehr zu stoppen. Dass die Fahrerwertung noch offen ist, dachten sich 40,72 Prozent. Doch durch den Sieg in Monza ist Vettel zweifellos einen Schritt näher an die Titelverteidigung gekommen.

"Unser Hauptgegner ist Fernando Alonso. Es sind bei den Fahrern noch 175 Punkte zu vergeben und bei den Konstrukteuren noch viel mehr", warnt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Wir schauen jetzt nicht auf die Wertung, sondern gehen es Rennen für Rennen an. Es geht in Singapur weiter, aber nun genießen wir diesen Sieg in Monza." Auch Motorsport-Konsulent Helmut Marko schreibt Alonso noch nicht ab.

"Er ist der Konstanteste, aber es wäre uns schon lieb, wenn Räikkönen und und Hamilton wieder mit im Spiel wären. Ich glaube, das wird auch wieder passieren, wenn sich die Streckencharakteristiken ändern", prognostiziert der Österreicher. "Es ist ein weiterer Pluspunkt für uns, dass mehrere Fahrer um die Verfolgerpositionen buhlen und Sebastian das ausnutzen kann. Es ist angenehm, wenn sich die Verfolger ablösen. Leider war Alonso jetzt zweimal Zweiter. Jetzt wäre es schön, wenn wieder Räikkönen an der Reihe wäre."

Kann Alonso das Blatt wenden?

Experte Marc Surer bestätigt bei 'Sky', dass Vettel seinem vierten Titel in Monza einen Schritt näher kam, warnt aber ebenfalls vor Zwischenfällen: "Er müsste Pech haben, sonst ist ihm der Titel nicht mehr zu nehmen. Er muss nicht einmal alle Rennen gewinnen. Er könnte in den Punkten ins Ziel kommen. Doch solange er nicht theoretisch Weltmeister ist, darf er den Titel nicht als sicher ansehen. Es kann alles passieren."

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Ferrari und Alonso können Red Bull und Vettel momentan nicht das Wasser reichen Zoom Download

In der vergangenen Saison verließ Vettel den Königlichen Park von Monza in einer komplett anderen Situation. Damals schied der Deutsche wegen eines Defekts der Lichtmaschine aus und musste beobachten, wie Alonso vor den Ferrari-Fans den Vorsprung in der Fahrerwertung weiter ausbaute. Vettel musste bei den restlichen Rennen der Saison unbedingt siegen. Und das tat er auch. Doch Alonso fehlt momentan das Auto für solch eine Siegesserie.

Jackie Stewart betont gegenüber 'Motorsport-Total.com', dass Vettel eigentlich alle Trümpfe in den Händen hält: "Das Auto ist so gut, das Team funktioniert hervorragend, alle ziehen an einem Strang. Mark möchte mit einem Hoch aufhören und fährt recht gut. Solange er auf das Podium fährt, nimmt er Vettels Gegner Punkte weg", schildert der dreimalige Weltmeister. "Das ist die perfekte Kombination."

Was machen Räikkönen und Hamilton?

Kimi Räikkönen hat nach der Sommerpause noch keine Punkte geholt und damit in Spa und Monza 50 Punkte auf Vettel eingebüßt. Dadurch hat der Finne bereits 86 Punkte Rückstand und damit nur noch Außenseiterchancen. Auch Mercedes-Pilot Lewis Hamilton verliert immer mehr den Anschluss zur Spitze. In Monza holte der Weltmeister von 2008 nur zwei magere Punkte. "Theoretisch ist alles noch drin, praktisch wird es aber extrem schwierig", bemerkt Lotus-Teamchef Eric Boullier.

"Es gab die Schumacher-Ära, jetzt gibt es halt die Vettel-Ära. Mal sehen, ob sich daran im kommenden Jahr etwas ändert." Doch nicht nur die Fahrerwertung spitzt sich zu. "Dass wir Mercedes in der Konstrukteurswertung noch einfangen, ist auch schwierig, aber immerhin etwas realistischer. Ab Singapur sollten wir wieder mit unserem Auto in besserer Verfassung sein und mehr Punkte holen können", so Boullier.

Ferrari nicht schnell genug

Und was meinen die WM-Favoriten zum Stand in der Wertung? "Man muss die WM realistisch sehen, denn die Lücke ist sehr groß", hält Alonso fest. "Es bleiben für uns nicht genug Rennen und wahrscheinlich fehlt uns derzeit das Tempo, um mehrere Rennen hintereinander zu gewinnen und die Lücke über unser Tempo zu reduzieren. Wir brauchen Glück und bräuchten einige Ausfälle von Sebastian, um die WM noch zu gewinnen."

"Mit den verbleibenden Rennen und unserem Rückstand ist es schwierig, aber im Vorjahr war es genauso. Wir konnten die WM damals nur verlieren, denn wir hatten nach Monza 41 Punkte Vorsprung auf Sebastian. Es war für ihn schwierig uns einzuholen, also lag es an uns. Wir erledigten die Arbeit nicht, hatten einen Ausfall in Suzuka und andere Probleme", erinnert sich der Ferrari-Pilot.

"Es ist immer noch ein langer Weg. Wir versuchen es bis zum letzten Rennen so gut wie möglich zu machen und so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Dann sehen wir in Brasilien, wie viele Punkte wir im Vergleich zu ihm haben", erklärt Alonso. WM-Leader Vettel geht entspannt in den finalen Teil der Saison: "Man will sich keine Fehler erlauben. Aber es ist eine gute Position. Wenn man mit dem gleichen Abstand dahinter ist, dann weiß man, dass man abliefern muss. So kann man sich auf jedes einzelne Wochenende freuen und versuchen, das Beste herauszuholen."