• 30. Juli 2013 · 18:50 Uhr

Hamiltons Königsweg: Von Arbeit, Förderung und Jugendwahn

Lewis Hamiltons Weg in die Formel 1 gilt für viele junge Piloten als Idealpfad in die Königsklasse: Der Brite über Chancen, Hindernisse und das beste Einstiegsalter

(Motorsport-Total.com) - Viele Wege führen nach Rom - aber nicht viele Wege führen in die Formel 1. Heutzutage muss man neben Talent auch das nötige Sponsorenbudget besitzen, sonst kann die Karriere ganz leicht ins Stocken geraten, wie sich kürzlich bei Sauber-Testpilot Robin Frijns gezeigt hat. Der Niederländer hat zwar den Titel der Renault-World-Series hinter seinem Namen stehen, in der GP2 fiel er allerdings trotz eines Sieges in Barcelona nun durch den Rost.

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Lewis Hamilton ist an der Spitze des Formelsports angekommen Zoom Download

Ein Angebot, der Red-Bull-Nachwuchsklasse beizutreten, soll Frijns damals abgelehnt haben, dabei ist ein großes Formel-1-Team im Rücken heutzutage nicht die schlechteste Option. In schöner Regelmäßigkeit bringen Teams Fahrer ihrer Nachwuchsförderung gezielt in die Königsklasse - und sei es, indem man sie wie Jules Bianchi (Ferrari) oder Paul di Resta, der Mercedes-Unterstützung hinter sich weiß, vorerst bei anderen Teams parkt.

Prominentestes Beispiel ist in jüngster Vergangenheit sicherlich Lewis Hamilton gewesen, der von McLaren schon von Kindesalter an zum Rennfahrer "gezüchtet" wurde. "Ich hatte bisher das Glück, in mehreren großartigen Teams zu fahren: Vom Kartsport über die Monopostos bis in die Formel 1. McLaren hat mir meinen Traum erfüllt - die Weltmeisterschaft", erinnert sich der heutige Mercedes-Star.

Als Ziehsohn von Ron Dennis schaffte Hamilton nach dem GP2-Titel 2006 den Aufstieg in die Formel 1, wo er gleich in seinem ersten Jahr am Titel schnuppern durfte, bevor er ihn im nächsten Jahr in den Händen hielt. Doch so leicht, wie es von außen aussah, war sein Aufstieg durch die Nachwuchsserien nicht. "Ich wusste, ich muss jede einzelne Serie gewinnen, um dorthin zu kommen", erzählt der Brite.

Perfekte Vorbereitung: Gewünscht, aber fast unmöglich

"Ich musste jedes Auto genauestens studieren. Jede kleine Veränderung am Setup habe ich aufgeschrieben, das habe ich alles noch zuhause. Ich musste mir also ein wirklich gutes Verständnis der ganzen Mechanik aufbauen." Doch das sei nicht das einzige Hindernis für ihn gewesen, wie er berichtet. "Als ich dann zu McLaren kam, musste ich mein Fitnesslevel nochmal auf eine ganz neue Stufe heben. Ich habe lächerlich viel trainiert, das war eine Woche, die ich echt gehasst habe."


Fotos: Lewis Hamilton, Großer Preis von Ungarn


"Auch in der Fabrik hatte ich jeden Tag vier Treffen mit den Ingenieuren, um die ganzen verschiedenen Szenarien, die Rennstrategien, die Reifen oder das Lenkrad zu verstehen. Das war eine unglaubliche Menge an Informationen. Die Formel 1 bedeutet einfach Tonnen von Informationen, das war wohl die schwierigste Aufgabe. Das war vor meiner ersten Saison für McLaren und nach meiner GP2-Saison. So war ich im ersten Rennen dann perfekt vorbereitet."

Solch eine Übung hält der 28-Jährige auch für die heutigen Rookies für sinnvoll. "Mein Rat wäre zu versuchen, so viel zu fahren, wie es nur geht. Man sollte sich Zeit nehmen und nicht hetzen." Allerdings sind durch die limitierten Testmöglichkeiten auch die Fahroptionen für die jungen Piloten heutzutage eingeschränkt. Ein Szenario wie bei Valtteri Bottas, der bei Williams nahezu jedes Freitagstraining bestreiten durfte, ist wie ein Sechser im Lotto für die Jungspunde, denn auch in den Nachwuchsklassen ist die Fahrzeit recht limitiert. In der GP2 gibt es auch nur ein 30-minütiges Training, bevor in der Qualifikation schon alles passen muss.

Hamilton: 18 Jahre reichen für die Formel 1 nicht

Dennoch hat in der Königsklasse durchaus ein Jugendwahn eingesetzt. Der Aufschrei war groß, als Jaime Alguersuari 2009 in Ungarn mit 19 Jahren und 125 Tagen sein Grand-Prix-Debüt geben sollte, für nächste Saison steht mit Sergei Sirotkin schon der nächste Teenager in den Startlöchern, der mit 18 Jahren sein erstes Formel-1-Rennen könnte. Lewis Hamilton hält dies für zu jung - er selbst kam mit 22 Jahren erstmals zu Grand-Prix-Ehren.

"Da war ich gerade so bereit dafür", schildert der Ex-Weltmeister. "Wenn ich das schon mit 18 gemacht hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht da, wo ich jetzt stehe. Man sollte sich also genügend Zeit nehmen, die richtige Zeit kommt dann von allein." Das bezieht Hamilton allerdings nicht nur auf die Königklasse: Das richtige Alter ist schon im Kartsport wichtig. "Niki Laudas Frau hat mich das auch neulich gefragt, ihre Kinder sind vier Jahre alt", erzählt er.

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Ob GP2 oder Formel 3: Hamilton musste sich durch viele Nachwuchsklassen kämpfen Zoom Download

"Sie hat sich irgendwie in den Kopf gesetzt, dass sie schon anfangen sollen mit Kartfahren. Ich habe mit acht begonnen, und das ist das Alter, in dem man anfangen darf", so Hamilton. "Ich habe schon Kinder im Alter von drei oder vier Jahren fahren sehen, das ist meiner Meinung nach viel zu jung. Es macht sicher Spaß, aber als Kind musst du erstmal wachsen. Selbst mit acht Jahren ist es ziemlich früh. Aber das ist ein gutes Alter, und wenn ich einen Sohn hätte, würde ich ihn nicht vorher starten lassen."

Übrigens: Bevor Hamilton zum Kartsport kam, wollte er eigentlich Motocross fahren. "Mein Vater hatte aber Angst um mich und kaufte mir ein Go-Kart, wofür ich ihm sehr dankbar bin, weil es viel sicherer war", hält der 28-Jährige die Entscheidung im Nachhinein für richtig. "Die Typen auf den Motorrädern brechen sich andauernd die Arme oder Schultern, und dasselbe hätte ich definitiv auch getan." Da schützen auch Alter und Erfahrung nicht...

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