Fahrer oder Team? Fanverhalten aus Marketingsicht

Unterstützen Fans einen Fahrer oder ein ganzes Team? Diese Philosophie spaltet das Fanlager - Pirelli-Chef Paul Hembery weiß: Nur Ferrari ist eine Ausnahme

(Motorsport-Total.com) - Alle Formel-1-Fans haben etwas gemeinsam: Sie lieben den Motorsport. Doch abgesehen von den wenigen, die das Rennen objektiv anschauen und sich mit jedem Sieger freuen, egal wie er heißt, stellt sich eine besondere Frage: Steht ein Fan mehr hinter einem einzelnen Fahrer oder einem speziellen Team? Eine entscheidende Rolle spielt diese Frage natürlich für das Marketing der Formel 1. Pablo de Villota, Sponsoring-Manager von Santander weiß: "Die Fahrer sind sehr wichtig. Sie sind die Helden des Sports. Wegen ihnen kaufen die Zuschauer die Tickets. Aber auch die Teams sind wichtig."

Im Unklaren: Sind diese Fans für Fernando Alonso oder doch das HRT-Team?

"In Spanien war die Formel 1 vor Fernando Alonso kein populärer Sport", sagt de Villota. "Wir haben in Fernando investiert, haben aber bei Untersuchungen herausgefunden, dass Ferrari genau so populär ist, wie Fernando. Merchandising-Artikel verkaufen sich nur dann gut, wenn sie einen Bezug zu Fernando und Ferrari haben." In Großbritannien habe das Unternehmen die gleichen Erfahrungen gemacht: "Dort haben wir Merchandising-Artikel nur mit Lewis' Namen produziert. Doch erst als wir das Logo des Team angebracht haben, wurden sie für die Fans interessant."
Zwar seien die Fahrer für de Villota noch einen Tick wichtiger als die Teams, doch einen speziellen Fall möchte der Spanier herausheben: "Bei Ferrari steht das Team im Vordergrund."

Genau dieser Meinung ist auch Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery: "Die Fahrer können nationale Interessen besser vertreten. Eine Ausnahme ist vielleicht Ferrari. Wenn sie gewinnen, läuft das im italienischen TV rauf und runter. Wir haben aber beispielsweise festgestellt, dass unsere Zusammenarbeit mit Witali Petrow großen Auswirkungen auf den russischen Markt hatte. Unter diesem Gesichtspunkt würden wir natürlich gerne einen US-amerikanischen oder chinesischen Fahrer in der Formel 1 sehen."

Pirelli-Chef Paul Hembery diskutiert mit McLaren-Teamboss Martin Whitmarsh

"Aber die Teams sind ebenfalls wichtig", fügt Hembery an, "wobei wir festgestellt haben, dass nicht nur die großen Teams für das Marketing interessant sind. Einige der kleineren Teams gehen bei der Außendarstellung und Vermarktung neue Wege und können damit auf dem Markt sehr erfolgreich sein. Es gibt nur einen Sieger, aber wir müssen im Sport ein System entwickeln, das für alle Team tragfähig ist."

"Ich erinnere mich an unsere Zeit in der Rallye-WM vor über zehn Jahren. Mitsubishi und Subaru haben damals nicht immer gewonnen, aber sie haben durch die Rallyes ein positives Markenimage aufgebaut. In der Formel 1 liegt diese Aufgabe noch vor uns. Ein Sieg ist ohne Mitbewerber nutzlos", sagt Hembery abschließend und verweist dabei auf die Tatsache, dass es in der Formel 1 nicht nur für Fahrer und Teams um ein positives Image geht.