• 07. November 2012 · 08:51 Uhr

Kommt ein Formel-1-Auto geflogen ...

Der Unfall zwischen Narain Karthikeyan und Nico Rosberg aus Abu Dhabi wirft weiterhin Fragen auf: Herrscht nun unbedingt Handlungsbedarf?

(Motorsport-Total.com) - "Das war furchteinflößend", sagt Narain Karthikeyan. Und wer den Großen Preis von Abu Dhabi gesehen hat, wird der Äußerung des Inders zustimmen. HRT-Pilot Karthikeyan war im Rennen urplötzlich von technischen Problemen heimgesucht worden und ging vom Gas, um einen Abflug bei hoher Geschwindigkeit zu vermeiden. Doch so konnte Nico Rosberg (Mercedes) nicht mehr reagieren.

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Flugshow: Hebt ein Formel-1-Auto ab, wird es sehr gefährlich - doch was ist zu tun? Zoom Download

Der Deutsche rauschte seinem Fahrerkollegen ins Heck. Und was die Situation noch schlimmer machte: Rosberg und sein Silberpfeil stiegen auf und flogen über die Airbox des HRT hinweg. Nur Zentimeter entfernt vom Helm Karthikeyans, der zu diesem Zeitpunkt lediglich noch Passagier war. Genau wie Rosberg, der nach seinem Flug glücklicherweise auf den Rädern zum Stehen kam.

"Glück gehabt" - das ist der Tenor im Fahrerlager der Formel 1. Denn ein solcher Unfall hätte auch ganz anders ausgehen können. Ein Auto, das auf ein anderes Fahrzeug auffährt und abhebt: "Das ist der Horror überhaupt", meint 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer. Und deshalb macht man sich hinter den Kulissen einmal mehr Gedanken darüber, wie dergleichen am besten zu verhindern ist.

Die Frage ist aber: Geht das überhaupt? Und wenn ja: Wie kann man die Sicherheit der Beteiligten verbessern, ohne die Formel 1 ihrer DNS zu berauben? Für den ehemaligen Rennfahrer Hans-Joachim Stuck ein Ding der Unmöglichkeit: "Für mich ist Formel-1-Sport Formel-1-Sport", sagt er bei 'ServusTV' und merkt an: "Da kannst du keine Räder überdecken und kein Cockpitdach machen."


Fotos: Young-Driver-Test in Abu Dhabi


Aus seiner Sicht müsse ein Formel-1-Auto "offen sein", auch wenn deshalb "ein gewisses Restrisiko" immer vorhanden wäre. "Damit muss ich halt leben oder es sein lassen", meint Stuck, der noch einen Schritt weiter geht und fragt: "Wie stabil muss ich eine Glas- oder Kunststoff-Kanzel machen, dass ein heranfliegendes Formel-1-Auto diese mit seinem Gewicht nicht zerstört?" Eine wirklich gute Frage.

Die FIA experimentiert bereits

Der Automobil-Weltverband (FIA) hat bereits erste Forschungstests durchgeführt, um verschiedene Lösungen zu evaluieren. Dabei wurden Formel-1-Reifen mit hoher Geschwindigkeit auf Kuppeln und Metallgehäuse geschleudert. Was bei einem Frontalaufprall mit einem Rennwagen geschehen würde, hat selbst die FIA noch nicht ausprobiert. In Abu Dhabi wäre es aber beinahe so weit gekommen.

Oder wie es Karthikeyan aus der Cockpitperspektive beschreibt: "Nico war über mir. Ich konnte den Unterboden seines Autos ganz genau sehen. So eng war es." Im Zweifelsfall hätte wohl auch eine Haube über dem Fahrerhelm nur bedingt Schutz geboten. Und Stuck schließt aus, dass dieser Bereich je vollkommen sicher sein wird: "Dann kann ich doch gleich mit einem Panzer fahren."

Was Stuck etwas überspitzt formuliert, ist auch die Meinung von Mark Webber (Red Bull). Die Frage sei, was die Verantwortlichen tun könnten, um den Kopf des Piloten besser zu schützen, meint der Australier bei 'ServusTV'. Eine Abdeckung über dem Fahrer ergebe "keinen Sinn" und sowohl die Räder als auch das Cockpit zu verkleiden, wäre laut Webber ein "zu extremer" Lösungsansatz.

Tradition gegen Moderne

Der Red-Bull-Pilot denkt nicht zuletzt auch an das sportliche Erbe der Formel 1, wenn er sagt: "Die 1940er-, 1950er- und 1960er-Jahre waren schon noch eine andere Zeit. Dieser Stil sollte nicht ganz verloren gehen." Wobei Ex-Formel-1-Fahrer Alexander Wurz beim 'ORF' einwirft: "Wenn wir immer so gedacht hätten, dann würden wir heute immer noch mit Lederhauben und Frontmotor fahren."

Johnny Herbert, ebenfalls ehemaliger Grand-Prix-Pilot, bringt die Überlegungen auf den Punkt: "Es ist sehr schwierig, genau zu wissen, was getan werden muss. Denn geschlossene Cockpits könnten sehr nützlich sein, aber es gibt auch Nachteile." Zum Beispiel: Wie schnell kann sich ein Fahrer im Fall der Fälle aus einem geschlossenen Cockpit befreien? Und was, wenn plötzlich ein Feuer entsteht?

Antworten darauf gibt es noch nicht. Deshalb werden die FIA und das Fahrerlager wohl weiterhin darüber nachdenken, was zu tun ist. "Unterm Strich haben wir einmal mehr gesehen, dass es sicher war", sagt der frühere Formel-1-Pilot Anthony Davidson, warnt aber vor einer bösen Überraschung: "Ich befürchte nur, dass das eines Tages nicht mehr der Fall sein wird. Und dann ist es zu spät."

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