Haug: Windkanal als Ursache für Mercedes-Krise
Norbert Haug analysiert die aktuelle Mercedes-Krise, macht die Windkanalumstellung für die schwachen Leistungen verantwortlich und erklärt Lotus als Vorbild für 2013
(Motorsport-Total.com) - Mercedes ist eine der großen Enttäuschungen der zweiten Saisonhälfte - daran besteht kein Zweifel. Nach einem mäßigen Saisonstart in Melbourne war man in Schanghai plötzlich siegfähig - zu Saisonmitte kam aber der Einbruch: Zunächst machten die langgezogenen Kurven, wie sie in Ungarn häufig sind, große Probleme, nach einem kurzen Hoch auf den schnellen Kursen in Spa und Monza, wo man vom starken Motor profitierte, ist man nun seit drei Rennen punktelos. Und das, obwohl man sich vom seit Singapur eingesetzten Coanda-Auspuff zunächst so viel versprochen hatte.
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Norbert Haug kann mit der Performance seiner Boliden derzeit nicht zufrieden sein Zoom Download
Die Fakten belegen die derzeitige Mercedes-Krise: Nur die drei Hinterbänklerteams Marussia, Caterham und HRT blieben in den letzten drei Rennen ebenfalls ohne Punkte, seit der Sommerpause holte man bloß 30 WM-Zähler. Damit liegt man in diesem Zeitraum nicht nur klar hinter den vier Topteams Red Bull, Ferrari, McLaren und Lotus, sondern auch hinter Sauber und Force India auf dem siebten Platz. Die Truppe von Vijay Mallya hat seit Belgien 47 WM-Punkte geholt - 17 mehr als Mercedes. Damit ist man das mit Abstand schwächste Team mit Mercedes-Motor. Eine besorgniserregende Dynamik, will man doch 2013 einen großen Schritt nach vorne machen.
Problemzone Windkanal
Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug hält dies aber nach wie vor für möglich. Auf die Frage, ob er zuversichtlich sei, dass man jetzt die Basis für das kommende Jahr lege, antwortet er in seiner typischen Art: "Man sollte nie zuversichtlich sein, man sollte die Ärmel nach oben krempeln und härter arbeiten."
Lotus als Vorbild
Der Schwabe vergleicht sein Team mit der Lotus-Truppe, die diese Saison regelmäßige Podestplätze einfuhr. Das gibt ihm Hoffnung für 2013, schließlich stellte man in Enstone den Windkanal bereits im Vorjahr um: "Sie können daraus jetzt Profit ziehen. Sie haben gute Arbeit geleistet - unser Plan ist es, nächstes Jahr zu profitieren. Wir müssen weiter lernen."
Coanda-Auspuff bringt (noch) keinen Vorteil
"Wir haben durch die Coanda-Technik derzeit sicher noch keinen Vorteil, das ist nach zwei, drei Rennen auch nicht möglich", meint Haug, relativiert dann aber: "Vielleicht hat es Lotus etwas besser hinbekommen. Man zahlt einen ziemlich hohen Preis, auch in Bezug auf die Leistung. Das muss man kompensieren, und das passiert derzeit noch nicht."
Haug will Form vor einem halben Jahr wieder erreichen
Dass Mercedes derzeit heftig kritisiert wird, versteht Haug, er bittet aber darum, die erste Saisonhälfte nicht zu vergessen: "Dieser Sieg in Schanghai wurde uns nicht geschenkt. Natürlich hat die Strecke zum Auto gepasst, aber das war mit 20 Sekunden Vorsprung einer der dominantesten Siege - nicht nur aufgrund der Umstände. Das wäre mit Sicherheit ein Doppelsieg geworden. Wir waren auf jeden Fall auch in Monaco sehr schnell, wir waren siegfähig. Wir waren definitiv in Montreal schnell. Nach fünf Runden waren wir 13 Sekunden hinter dem Leader, bei der Zieldurchfahrt war der Abstand gleich. Es gab wahrscheinlich eine Handvoll Rennen, wo wir ziemlich konkurrenzfähig aussahen."