Ferrari und Red Bull rechnen mit "echtem WM-Spektakel"

Sebastian Vettel gegen Fernando Alonso und Red Bull gegen Ferrari: Die Teamchefs der beiden Rennställe erwarten ein spannendes Saisonfinale

von Stefan Ziegler · 26.10.2012 16:32

(Motorsport-Total.com) - 215:209 Punkte und noch vier ausstehende Rennen: Sehr viel enger kann es an der Spitze der Formel-1-Fahrerwertung nicht zugehen. Und gerade deshalb rechnen die Teamchefs von Ferrari und Red Bull, Stefano Domenicali und Christian Horner, damit, dass die Entscheidung über Sieg und Niederlage erst beim Saisonfinale fallen wird. Doch wer am Ende Weltmeister wird, weiß niemand.

Sebastian Vettel und Fernando Alonso liegen in der WM fast punktgleich vorn

Zu wechselhaft sei die Saison 2012 bisher verlaufen, als dass sich eine Prognose für den Endspurt des Rennjahres anstellen ließe, ist der allgemeine Tenor im Fahrerlager der Formel 1. Wohl auch deshalb glaubt Horner, erst nach dem letzten Saisonrennen endgültig Bilanz ziehen zu können: "Ich erwarte, dass der Titelkampf ganz zum Schluss entschieden wird." Also in fast genau einem Monat.

Und deshalb dürfe man sich auf einen sehr spannenden Showdown gefasst machen. "Ich denke, wir erleben ein echtes Spektakel", meint Horner. "Es wird bestimmt ganz fantastisch." Zumal es sich an der WM-Tabellenspitze vier Rennen vor Saisonende nicht unbedingt auf Sebastian Vettel (Red Bull) und Fernando Alonso (Ferrari) beschränken wird: Insgesamt haben noch sechs Fahrer Titelchancen.

Kimi Räikkönen (Lotus), Lewis Hamilton (McLaren), Mark Webber (Red Bull) und Jenson Button (McLaren) scheinen sich gedanklich aber schon vom WM-Kampf verabschiedet zu haben. Jeder dieser Vier müsste ohnehin darauf hoffen, dass seine Vorderleute in den restlichen Rennen noch in Probleme geraten, um wieder ranzukommen. Und so konzentriert sich alles auf Vettel und Alonso.

Und natürlich auf das Entwicklungsrennen, das größtenteils hinter den Kulissen ausgetragen wird. Im Falle von Red Bull und Ferrari in Milton Keynes und Maranello. Dort arbeiten die Techniker der Teams fieberhaft daran, ihre Rennwagen noch einmal entscheidend zu verbessern. "Uns ist klar: Das wird ein hartes Stück Arbeit", sagt Domenicali. "Wir werden aber mit allen verfügbaren Ressourcen kämpfen."

Schließlich ist Alonso als Vettel-Jäger Nummer eins weiterhin gut im Rennen. "Und wir müssen in dem Glauben antreten, dass es noch möglich ist", meint der Ferrari-Teamchef. "Das ist die Einstellung, die ich bei unserem Team sehen will. Ich rede da von allen Beteiligten, hier in der Box und zuhause in Maranello." Ein klassisches Erfolgsrezept gäbe es für den Endspurt einer Rennsaison aber nicht.


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Indien


Horner nennt zumindest ein paar Eckpunkte, auf die es seiner Meinung nach ankommen wird: "Du musst an den letzten vier Rennwochenenden das Optimum herausholen. Du brauchst eine gute Zuverlässigkeit, musst schnell sein, darfst dir keine Fehler erlauben und musst dein Paket im Verlauf einer Veranstaltung optimieren. All diese Faktoren werden eine Rolle spielen, denke ich."

Domenicali stimmt zu und verweist seinerseits erneut auf das Entwicklungsrennen: "Was unterm Strich den Unterschied ausmachen kann, sind die Updates für das Auto. Wenn wir Neuerungen einsetzen, müssen wir halt auch sicherstellen, dass sie leisten, was wir uns von ihnen versprechen." Was in dieser Saison nicht immer der Fall war - auch aufgrund von Problemen im Windkanal.


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Indien


Diese hofft Ferrari nun endlich hinter sich gelassen zu haben. Wie sich die jüngsten Neuheiten am F2012 bemerkbar machen, weiß Domenicali aber noch nicht zu sagen. "Das werden wir sehen, wenn es darauf ankommt", erklärt der Ferrari-Teamchef. "Noch ist es zu früh, um eine Einschätzung zu treffen. Wir haben dann gute Arbeit geleistet, wenn sich unsere Leistung im Vergleich hat."

"Geschieht das nicht, bedeutet das, dass wir keine gute Arbeit geleistet haben", meint Domenicali und fügt hinzu: "Unsere Rivalen steigern sich halt ebenfalls ständig." Und deshalb schätzt der Teamchef von Rot die Erfolgschancen im Titelrennen "im Augenblick auf weniger als 50 Prozent" ein. "Weil die Anderen jetzt vor uns liegen", wie Domenicali erklärt. "Der Titelkampf ist aber trotzdem völlig offen."

Was man schon jetzt mit Gewissheit sagen könne, sei, dass man sich nicht erneut einen derart schwierigen Start in die Saisonvorbereitung erlauben könne. "Solche Probleme, wie wir sie zu Beginn des aktuellen Jahres gehabt haben, dürfen 2013 nicht wieder auftreten", sagt Domenicali und fügt hinzu: "Damit setzen wir uns derzeit zuhause in unserer Fabrik auseinander - und das sehr intensiv."

"In gewisser Weise dürfen wir aber zufrieden und stolz sein auf das, was wir geleistet haben", meint der Ferrari-Teamchef. "Denn am ersten Testtag, als wir den Shakedown unseres Autos durchführten, hatten wir uns große Sorgen gemacht." Die Alonso durch gute Ergebnisse rasch zerstreute. Und jetzt kämpft er gegen Vettel um den Titel. "Wer dann am Ende gewinnt", so Domenicali, "der hat es verdient."