Di Montezemolo: "Müssen Tag und Nacht arbeiten"

Der Ferrari-Präsident spielt im Duell um die WM-Krone den Anheizer, demonstriert Leidenschaft und erinnert an italienische Last-Minute-Entscheidungen

von Dominik Sharaf · 15.10.2012 14:51

(Motorsport-Total.com) - Red Bull und Sebastian Vettel scheinen seit ihrem dritten Grand-Prix-Sieg in Folge am Sonntag in Südkorea zurück in der Favoritenrolle auf den WM-Titel. Doch so schnell will sich die Konkurrenz aus Maranello nicht geschlagen geben. Der erste Konter ist verbaler Natur und kommt von höchster Stelle: "Ferrari gibt nicht auf und wir werden bis zum Ende kämpfen. Wir haben das beste Team, auch gestern. Die Arbeit auf der Strecke war perfekt", erklärt ein angriffslustiger Präsident Luca di Montezemolo.

Luca di Montezemolo kann noch lachen: Er glaubt an Alonso und die WM

So chancenlos, wie es in Yeongam teilweise den Anschein hatte, sei die Scuderia nicht, betont der Mann mit dem blauen Sakko. "Wir sind nur wenige Zehntelsekunden hinter dem Tempo der Besten zurück, allen voran im Qualifying", macht di Montezemolo Mut, fordert aber, wieder ein Auto für die erste Startreihe auf die Beine zu stellen. Das letzte Mal, dass das gelang, ist sieben Grands Prix her und war in Hockenheim. Seitdem war Alonso sogar nur ein Mal unter den Top 4 vertreten.

Rapport beim Chef

Di Montezemolo weiß um die Konsequenzen, die Schwächen am Samstag haben: "Sonst machen wir uns das Leben schwerer, weil wir ein größeres Risiko haben, in Unfälle verwickelt zu werden." So wie in Spa-Francorchamps, als Alonso nach wenigen Metern Opfer des Romain Grosjean wurde, oder in Suzuka, als der Spanier mit Kimi Räikkönen kollidierte und nach wenigen Metern die Segel streichen musste. "Sicher hängt uns der Verlust von 30 Punkten nach", spielt di Montezemolo darauf an.

Ist Alonso also mehr durch Pech als durch technische Unterlegenheit ins Hintertreffen geraten? "Hätten wir diese heute auf dem Konto, würde unser Vorsprung noch immer 24 Zähler betragen und die Debatte wäre eine ganz andere", betont der Ferrari-Präsident, der in Maranello ein Meeting mit Teamchef Stefano Domenicali und Technikchef Pat Fry angesetzt hat. Thema: Die Entwicklungsarbeit für die vier noch ausstehenden Grands Prix in der laufenden Saison.

Ferrari immer für furioses Finale gut

Auf frühe Feierabende dürfen sich die zwei Herren vom Kommandostand nicht einstellen: "Um ein schnelleres Auto hinzubekommen, müssen wir Tag und Nacht strukturiert und leidenschaftlich arbeiten", fordert di Montezemolo - aus gutem Grund: "Die Meisterschaft ist offen: Noch vor einigen Rennen waren es die McLaren, die unschlagbar schienen, jetzt sind es die Red Bull. Wir müssen aufpassen, denn die Situation ändert sich in der laufenden Saison wirklich schnell."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Südkorea


Der 65-Jährige ist aus Erfahrung klug geworden: "In den vielen Jahren habe ich alles erlebt: Weltmeisterschaften, die in letzter Minute verloren gingen", erinnert er an Alonsos Waterloo aus dem Jahr 2010 in Abu Dhabi. Das Desaster vergessen, das Felipe Massa beim Final-Heimspiel in Sao Paulo 2008 wiederfuhr, hat er ebenfalls nicht vergessen: "Oder sogar erst auf der Ziellinie. Aber wir haben auch Titel gewonnen, als niemand mehr daran geglaubt hat - wie mit Kimi (Räikkönen, Anm. d. Red.) 2007."