• 25. September 2012 · 11:19 Uhr

Webber: "Früher hat mir die Formel 1 mehr gegeben"

Mark Webber erklärt, was ihm an der aktuellen Formel 1 fehlt, wieso ihn der Gedanke an das Karriereende beunruhigt und welcher der beste Moment in seinem Leben ist

(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen Jahren hatte Mark Webber immer wieder Rücktrittsgedanken: Zuerst 2006, als er bei Williams unglücklich war, doch der Wechsel zu Red Bull und dessen Entwicklung zum Topteam hat seiner Karriere neuen Schwung verliehen. Trotzdem weiß der 36-Jährige, dessen Vertrag von seinem Arbeitgeber stets nur für ein Jahr verlängert wird, dass das Karriereende naht.

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Mark Webber denkt mit Wehmut an die Formel 1 vor rund zehn Jahren Zoom Download

Und tatsächlich ringt die Formel 1 dem Mann aus "Down Under" dieser Tage nicht mehr so viel Begeisterung ab wie früher. "Für uns Fahrer ist es nicht mehr so aufregend", bestätigt Webber gegenüber der 'Welt am Sonntag'.

Und spricht mit etwas Wehmut über seine Anfangstage in der Formel 1 zu Beginn dieses Jahrtausends: "Wir sind damals aufgrund der technischen Möglichkeiten viel schneller gefahren. Es war eine größere Herausforderung, härter und anstrengender für uns Piloten. Aber es war auch ein sehr gutes Gefühl, wenn du nachher deine Rundenzeiten gesehen hast. Selbst, wenn man alleine auf der Strecke fuhr, war es eine harte Sache. Es hat mir mehr gegeben als heutzutage."

Gedanken an Karriereende "beunruhigen" Webber

Webber bemerkt zwar, dass der Sport für die Zuschauer wegen der größeren Zahl an Überholmanövern an Attraktivität gewonnen hat, doch während es heute "eine Art Einheitstechnik" gibt, handelte es sich bei Formel-1-Autos früher um "ultimative, reinrassige Rennmaschinen, die zu 100 Prozent am Limit waren".

"Ich weiß jetzt schon, dass nach der Formel 1 auf mich Entzugserscheinungen von dieser Droge zukommen."Mark Webber
Dennoch "beunruhigt" ihn der Gedanke an die Zeit nach der Formel 1, schließlich haben schon viele Piloten mit Comebacks bewiesen, dass sie nicht vom Motorsport loskommen. "Ich weiß jetzt schon, dass nach der Formel 1 auf mich Entzugserscheinungen von dieser Droge zukommen", will er sich nichts vormachen. "Ich finde es im Moment schwer, mir vorzustellen, dass ich an einem Montagmorgen eigentlich keinen Grund zum Aufstehen haben werde, weil ich mich nicht mehr auf den nächsten Grand Prix vorbereiten muss."

Er betrachtet sein aktuelles Leben, das er dem Motorsport unterordnet, als "eine Art Spiel". Dieses Spiel aufzugeben und mit der plötzlichen Leere konfrontiert zu sein, werde für seinen Kopf vermutlich "nicht einfach sein, zumindest am Anfang".

Der beste Moment in Webbers aktuellem Leben

Trotz der Liebe zur Formel 1 hat Webber ein differenziertes, durchaus kritisches Gesamtbild von seinem Sport. Süchtig sei er nach dem Moment, wenn sich die Mechaniker vor dem Start vom Auto entfernen und alles von einem selber abhängt. "Die ganze Arbeit, die ich mit meinen Jungs für diesen Moment investiert habe, zählt nicht mehr", beschreibt er den "besten Moment", den er sich zurzeit in seinem Leben vorstellen kann. "Ich bin mir nicht sicher, ob man diesen einzigartigen Moment auch in anderen als den Formel-1-Rennwagen erleben kann."

Das Formel-1-Fahrerlager wird er hingegen kaum vermissen, denn das Umfeld ist ihm zu oberflächlich. "Den meisten Leuten, die man trifft, kommt man gar nicht richtig nah", beschreibt er seine Wahrnehmung. "Es fehlt die Zeit, man ist meistens zu beschäftigt und steht immer unter Zeitdruck."

Webbers Lift-Tick

Wie es nach der Karriere im Grand-Prix-Sport weitergehen wird, kann Webber derzeit noch nicht sagen. Die Wahrscheinlichkeit ist aber groß, dass er nicht in seine Heimat Australien zurückkehren wird. "Meine Frau Ann ist Engländerin, das hat natürlich meine Nähe zu England noch verstärkt", erklärt er.

"Ich hasse es, mit einem Lift zu fahren."Mark Webber
Unvorstellbar wäre es für ihn, in den Häuserschluchten einer Stadt zu leben, da er in seiner Heimat "mit sehr viel Platz" aufgewachsen ist. "In Monte Carlo zum Beispiel könnte ich wegen der Enge nicht glücklich werden", weiß er. "Ich hasse es, mit einem Lift zu fahren. Das ist manchmal ein bisschen kompliziert, weil ich berufsbedingt oft in Hotels schlafen muss. Wenn ich über meinen zukünftigen Standort nachdenke, stelle ich mir ein Leben im Grünen vor. Mit viel Platz für mich und meine Hunde, die einfach so herumrennen können. Das würde mich glücklich machen."

Glücklich werden ihn auch die Erinnerungen an seine Formel-1-Karriere machen: Obwohl er laut eigenen Angaben seit Kart-Zeiten "immer ein bisschen zu spät dran" war, hat er sich schließlich den Traum erfüllt, Grand-Prix-Pilot zu werden. Und auch die Ansprüche wurden mit den Erfolgen immer höher: "Deswegen werde ich die Erinnerung, wie die australische Nationalhymne nach meinen beiden Siegen in Monte Carlo für mich gespielt wurde, mit ins Grab nehmen."

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