• 06. Juli 2012 · 19:45 Uhr

Live on air: Whitmarsh wollte mehr Regenreifen

Paul Hembery ist wenig begeistert darüber, dass Martin Whitmarsh live on air einen zusätzlichen Satz Regenreifen für das Freie Training forderte

(Motorsport-Total.com) - Eine Dreiviertelstunde lang bekamen die rund 80.000 Fans im verregneten Silverstone heute Nachmittag nur eine Handvoll Installationsrunden zu sehen, ehe in der zweiten Hälfte der zweiten Session dann doch noch etwas mehr gefahren wurde. Eine Ursache war schnell ausgemacht: "Gebt den Teams einen Satz mehr Regenreifen", twitterte Alexander Wurz. "So müssen sie Reifen für das Rennen sparen."

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Bei Pirelli fühlt man sich für das heutige Training nicht verantwortlich Zoom Download

Das Reglement sieht vor, dass jeder Fahrer vier Sätze Intermediates und drei Sätze Full-Wets für das gesamte Wochenende erhält. Regnet es schon im ersten oder zweiten Freien Training, wie das heute der Fall war, dann gibt es einen Satz Intermediates extra, der jedoch am Freitagabend zurückgegeben werden muss. Muss man aber einen Satz Full-Wets schon am Freitag abschreiben, bleiben nur noch zwei Sätze für Abschlusstraining, Qualifying und Rennen.

Whitmarshs spontaner Einfall...

Als zu Beginn des zweiten Trainings minutenlang kein Fahrbetrieb herrschte, hatte Martin Whitmarsh eine zündende Idee: Der McLaren-Teamchef funkte FIA-Rennleiter Charlie Whiting an, ob dieser damit einverstanden wäre, im Interesse der Zuschauer einen zusätzlichen Satz Full-Wets zu genehmigen. Whiting stimmte zu. Also versuchte Whitmarsh, Pirelli-Sportchef Paul Hembery zu kontaktieren. Der gab aber gerade 'BBC Radio 5 Live' ein Interview.

Whitmarsh suchte in der Boxengasse kurzerhand 'BBC'-Experte Gary Anderson auf, fragte diesen, ob das Mikrofon mit dem Studio verbunden sei - was tatsächlich der Fall war. Also unterbrach er das Interview mit Hembery und fragte seinen britischen Landsmann, ob es möglich sei, kurzfristig einen zusätzlichen Satz Full-Wets an jeden Fahrer zu verteilen. Alles live on air. Aber: "Mit 20 Sekunden Vorwarnung gab es nichts, was wir hätten tun können", sagt Hembery.

Der Pirelli-Sportchef, offensichtlich wenig angetan darüber, dass die Reifen für den heutigen Mangel an Action verantwortlich gemacht werden, erklärt: "Wir haben zwar Reifen in Didcot, aber die sind für Hockenheim reserviert." Dass die Reifensituation als Sündenbock herhalten muss, ist ihm sowieso schleierhaft, denn: "Ein Reifensatz hält 60 Runden. Mit drei Sätzen kannst du 180 Runden fahren." Heute Nachmittag kamen alle 24 Fahrer zusammengerechnet nur auf 200 Runden...

"Wären sie mehr gefahren, wenn sie sechs Reifensätze gehabt hätten? Ich glaube nicht, weil das Risiko eines Unfalls zu groß war", sagt Hembery mit deutlich gereizter Stimme. "Man kann nicht sagen, dass nicht gefahren wurde, weil nicht genug Reifen da waren. So einfach ist das nicht." Robert Fernley, stellvertretender Teamchef von Force India, gibt zu: "Wir würden wohl ebenfalls nicht fahren, wenn wir mehr Reifen zur Verfügung hätten."

Wirklich nur die Reifen schuld?

"Eigentlich hatte es mehr mit der FIA zu tun", sagt Hembery gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Sie haben die Frage gestellt und ich sagte, dass wir Reifen über Nacht herbekommen können. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht ist aber, dass diese für Hockenheim reserviert sind und wir dann für Hockenheim einen Satz Regenreifen weniger hätten. Es wäre nur möglich gewesen, wenn wir nicht reservierte Reifen lagernd gehabt hätten."


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In Zukunft einfach generell mehr Regenreifen zu allen Rennwochenenden zu bringen, sei ebenfalls keine vernünftige Lösung, denn: "In den vergangenen fünf Jahren hat es vielleicht ein komplettes Regen-Wochenende gegeben. Du gibst nicht eine Million Euro pro Jahr aus, um eine Eventualität abzudecken, die einmal alle fünf Jahre vorkommt", verwirft Hembery die Idee, die von Journalisten und Fans diskutiert wurde.

Denn jeder Reifensatz, der nicht verwendet wird, landet im Müll und kostet Geld. "Heute waren 200 Slicks überflüssig", so Hembery. "Das bedeutet Kosten, obwohl überall über Kostenreduktion gesprochen wird. Wir sind auch ein Business, wir müssen auch auf die Kosten achten." Wiederverwertet werden können Formel-1-Reifen nämlich nur so lange, wie sie nicht auf die Felgen montiert wurden. Sie spurlos wieder von den Felgen zu nehmen, ist unmöglich.

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