Vettel: "Es darf einem nicht zu Kopf steigen"
Wie Sebastian Vettel mit dem enormen Erfolg umgeht, wo er die Gefahren sieht und wieso der Weltmeister dringend Erholung braucht
(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel ist Formel-1-Dominator und -Fan in einer Person. Der Heppenheimer macht keinen Hehl daraus, dass ihn die Geschichte seines Sports fasziniert, in Monaco verfolgte er einmal auf der großen Videoleinwand im Hafen voll konzentriert die Wiederholung des Freien Trainings, an dem er selbst teilgenommen hatte - aus purer Begeisterung für die Königsklasse des Motorsports.
Doch inzwischen ist Vettel selbst Teil der Geschichte. "Ich versuche, nicht daran zu denken", gibt er zu, dass sich der das für ihn seltsam anfühlt. "Das ist ein bisschen Selbstschutz. Ich liebe die Formel 1, liebe es, diese Autos zu fahren, interessiere mich sehr für die Geschichte. Es ist großartig, Teil eines Sports zu sein, in dem man sich eines Tages mit Alain Prost, Senna, Michael vergleichen kann - oder Jackie Stewart, Jochen Rindt, wenn man noch ein bisschen weiter zurückgeht. Das ist außergewöhnlich."
Vettel: Wie lange hält das Hoch noch an?
Noch will er seine Erfolge aber nicht mit zu viel Bedeutung füllen. "Diesen Gedanken hin und wieder mal zuzulassen, ist ganz schön und in Ordnung, aber er darf einem nicht zu Kopf steigen." Die Gefahr ist groß, sich zu sehr fallen zu lassen, den Moment zu sehr zu genießen, und so den Biss für zukünftige Herausforderungen zu verlieren.
Dem Heppenheimer ist bewusst, dass starke Leistungen in der Formel 1 nicht immer die Wertschätzung erhalten, die sie verdienen würden. Daher fühlt er sich privilegiert: "Ich nehme es nicht als selbstverständlich hin, vorne zu starten und auf dem Podium zu landen, denn vor nicht allzu langer Zeit bin ich Toro Rosso gefahren, war 18. in der Startaufstellung, fuhr ein starkes Rennen, wurde 16. - aber es hat niemanden interessiert. So ist es halt. Damals habe ich davon geträumt, irgendwann einmal auf dem Podium zu stehen."
Wenn Siege zur Normalität werden
Inzwischen ist der Red-Bull-Pilot allerdings 21-facher Grand-Prix-Sieger. "Natürlich werden manche Dinge normal", gibt er zu. "Wenn du ein schlechtes Rennen hast und Fünfter wirst, obwohl du gewinnen hättest können, wirst du nicht zufrieden sein. Man muss die Dinge immer in die richtige Perspektive setzen und darf nicht vergessen, wo man herkommt."