Domenicali: Red Bull dominanter als einst Ferrari
Stefano Domenicali erklärt, wieso Ferrari Mühe hat, an alte Glanzzeiten anzuschließen und behauptet dass Red Bull dominanter ist als Ferrari einst mit Schumacher
(Motorsport-Total.com) - Die Herangehensweise hat sich bei Ferrari auch nach der Ohrfeige in Montreal nicht geändert: Nach dem Rennen in Silverstone entscheidet sich, ob sich das Team aus Maranello weiterhin auf die Saison 2011 konzentriert, oder ob man aufgrund der aussichtslosen Lage alle Ressourcen auf die kommende Saison verschiebt. Daher ist es nun wichtig, bei Fernando Alonsos Heimrennen in Valencia ein gutes Ergebnis zu erzielen, denn der Spanier liegt in der Gesamtwertung bereits 92 WM-Punkte hinter Leader Sebastian Vettel auf Platz fünf.
Teamchef Stefano Domenicali hat die Alarmsignale längst erkannt und bestätigt gegenüber der 'Welt': "Ferrari befindet sich an einem entscheidenden Moment der Saison. In den nächsten zwei Rennen bis nach dem Grand Prix von England entscheidet sich, ob wir weiter um den WM-Titel mitfahren oder uns entschließen müssen, schon für das nächste Jahr zu arbeiten." Ob ihn der Druck, mit der erfolgsverwöhnten Scuderia bald wieder auf die Siegerstraße zurückkehren zu müssen, nicht zermürbe? "Die Situation motiviert mich eher und macht mich noch stärker", übt sich der Italiener in Durchhalte-Parolen.
Wieso Costa gehen musste
Aus diesem Grund zog er nach dem Grand Prix von Spanien die Notbremse und reagierte nach dem enttäuschenden Saisonstart mit Konsequenzen: Technikchef Aldo Costa musste im Zuge einer Umstrukturierung gehen, Ex-McLaren-Mann Pat Fry übernahm seinen Posten. Zu übermächtig war Red Bull mit Stardesigner Adrian Newey geworden.
Ferraris Wochen der Wahrheit
Auch wenn sich Maranello in Alarmzustand befindet und man so rasch wie möglich den verlorenen Boden aufholen muss, hält Domenicali dies nicht für unmöglich, "wenn wir in den nächsten Rennen die notwendigen Resultate erzielen. Wir haben zwar nicht das beste Auto, aber im Renntrimm waren wir in der Türkei, China, Malaysia und auch in Monte Carlo von Red Bull nicht so weit entfernt." Er sei also zuversichtlich, "aber ich lebe auch nicht auf dem Mond. Red Bull ist ein sehr starker Gegner - das Auto inklusive."
Testlimit schadet Ferrari
Obwohl Ferrari seit Kimi Räikkönens überraschendem WM-Triumph beim Saisonfinale 2007 keinen Titel mehr geholt hat, sieht der Teamchef seinen Rennstall nicht in der Krise: "Man muss aufpassen, dass man die Dinge nicht zu negativ sieht." Der Italiener hat aber eine Theorie, warum die Roten aus Maranello nicht mehr an die Glanzleistungen der Schumacher-Ära herankommen.
Was die Red-Bull-Dominanz von der "Schumi"-Ära unterscheidet
Tatsächlich ließ Ferrari damals keine Gelegenheit aus, um Reifen zu testen - die Bridgestone-Pneus waren perfekt an die Vorlieben Michael Schumachers angepasst. Doch inzwischen gibt es während der Saison ein Testverbot, dazu kommt das Ressourcen-Restriktions-Abkommen, durch das sich die Teams daran binden, Geld zu sparen.
Laut Domenicali ist die Dominanz durch die überlegene Red-Bull-Technik derzeit sogar noch größer, als während "Schumis" Solofahrten Anfang dieses Jahrtausends: "Der Red Bull ist sogar so gut, dass bei einem Sieg zumeist das Auto zuerst genannt wird und nicht der Fahrer. Als wir noch dominierten, war immer erst die Rede von Schumacher und dann von Ferrari. Jetzt heißt es Red Bull, erst dann Vettel."