Hochzeit auf der "besten Rennstrecke der Welt"?
Wie Motorsport-Größen die neue Silverstone-Anlage beurteilen, warum Button dem Start aus Woodcote nicht nachtrauert und welcher Star im 'Wing' heiraten möchte
(Motorsport-Total.com) - 390 Meter Länge. 30 Meter Höhe. Drei Stockwerke. 41 neue Boxen. 31 Millionen Euro. Das sind nur einige der beeindruckenden Daten des neuen Boxengebäudes von Silverstone, das aufgrund seiner spektakulären Bauweise den Namen Silverstone-Wing trägt. Hinter dem Gebäude steckt niemand geringerer als das renommierte Architektenbüro Populous, das auch für das Olympiastadion in London 2012 verantwortlich zeichnet.
Kaum jemand konnte seine Begeisterung bei der feierlichen Eröffnung am Dienstag verbergen, bei der fünf von sechs lebenden britischen Formel-1-Weltmeistern anwesend waren. David Coulthard hat die WM zwar nie gewonnen, der Schotte war aber so beeindruckt, dass er gleich anfragte, ob er seine Hochzeit im Silverstone-Wing feiern könnte.
Im Gegensatz zum alten Gebäude, das zwischen Woodcote und Copse lag, bietet der Silverstone-Wing nun endlich genügend Platz. "Die Größe ist wirklich enorm", schwärmt Jenson Button gegenüber 'Autosport'. "Es dauert 15 Minuten, um von einem Ende zum anderen zu spatzieren. Und um die beste Strecke der Welt zu bleiben, brauchte es mit Sicherheit den 'Wing'."
Webbers Red-Bull-Show beschließt Eröffnung
Für Button war klar, dass Silverstone reagieren musste, wenn man weiterhin in der Topliga mitspielen wollte: "Die Anlage war in der Vergangenheit in Ordnung, aber durch all die neuen Kurse wie Abu Dhabi, konnte man sagen, dass es vielleicht etwas verstaubt war und die Zeit für Verbesserungen gekommen war. Jetzt sollten wir auf die neue Anlage alle stolz sein - hoffentlich ist Silverstone jetzt der beste Grand Prix der Welt."
Webber ist der Meinung, dass in Silverstone - womöglich durch Formel-1-Boss Bernie Ecclestones scharfe Kritik - ein Sinneswandel stattgefunden hat. "Wir haben gesehen, dass Bernie teilweise sehr hart sein kann", sagt der 34-Jährige. "In den vergangen Jahren habe ich eine wirkliche Veränderung wahrgenommen: Der Rasen sieht tadellos aus, heute findet diese Präsentation statt und es wird noch viel mehr kommen. Man merkt aber vor allem, dass man sich viel mehr Mühe gibt und dass man die Dinge mit viel mehr Präzision behandelt."
Die beste Strecke der Welt?
Dass Großbritanniens Motorsport-Schmuckkästchen dieser Tage in einem viel helleren Glanz erstrahlt, freut auch Webbers Teamchef Christian Horner, der klarstellt: "Silverstone ist die natürliche Heimat der Grand-Prix-Rennen in Großbritannien." Die Rennstrecke wusste laut Horner schon in der Vergangenheit zu überzeugen, doch "durch den Komplex und die Anlagen, die der 'Wing' bietet, haben wir einen neuen Richtwert für die Grand-Prix-Strecken gesetzt."
Moss kritisiert Kurs, Button widerspricht
Von Anfang an dabei war Formel-1-Legende Sir Stirling Moss - er erlebte 1950 in Silverstone die Geburtsstunde der Königsklasse. Auch er findet, dass "man mit diesen unglaublichen Anlagen meilenweit voraus liegt." Bloß an der Entwicklung des Kurses hat er einiges auszusetzen: "Die alte Strecke war besser als die neue."
Erste Runde nun Spannungsgarant
Er glaubt, dass dadurch vor allem die ersten Runde, die aufgrund des flüssigen Streckenverlaufs in Silverstone ohnedies stets Spannung versprach, noch aufregender werden könnte: "Normalerweise fährt man hier durch die ersten Kurve und die Autos werden in Becketts auseinandergezogen, da es sehr schwer ist, dem anderen zu folgen. Auf der Hangar-Geraden gibt es daher sehr wenige Überholmanöver. Jetzt kommen wir aber nach zwei Kurven, in denen wir nicht einmal im Verkehr vom Gas gehen sollten, mit Kurve 3 zu einem harten Bremspunkt. Das ist toll und es wird viel Action geben."