• 07. April 2010 · 14:47 Uhr

Umstellung auf 18-Zoll-Räder wäre "extrem"

Viele Diskussionen über die Michelin-Forderungen - Christian Klien kennt 18-Zoll-Räder aus Le Mans: "Es würde hinten und vorne nicht passen"

(Motorsport-Total.com) - Michelin wird der Formel 1 ab 2011 möglicherweise wieder Reifen liefern. Doch "Bibendum" will weniger Gummi geben als gewünscht. Die Franzosen sitzen derzeit am langen Hebel, denn die FIA sucht händeringend nach einem Nachfolger für Bridgestone. Weil die Japaner am Saisonende aufhören, kann Michelin seine mögliche Rückkehr an Bedingungen knüpfen. Man fordert eine Rückkehr zum Wettbewerb der Reifenhersteller und die Einführung von 18-Zoll-Rädern.

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Ein Fotomontage-Blick in die mögliche Zukunft: 18-Zoll-Räder am Formel-1-Auto Zoom Download

Für Michelin sind unter anderem zwei Punkte wichtig: Durch das neue Format der Räder will man die Vorzüge von Serienreifen besser transportieren und greifbar machen können, außerdem wünscht man sich Parallelen zur Reifenfabrikation für den Langstreckensport. Michelin ist unter anderem Partner in den Le-Mans-Projekten von Audi und Peugeot. "Michelin investiert als Partner von Audi und Peugeot sehr viel Geld. Und es wird auch viel getestet", erklärt Christian Klien gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Der Langstreckensport findet auf annähernd Formel-1-Niveau statt.

Neue Aufhängungen wären gefragt

Klien kennt beide Seiten. Als Ex-Formel-1-Fahrer weiß er genau um die Eigenheiten der Pneus in der Königsklasse bescheid, aber er kennt auch die Besonderheiten der Michelin-18-Zöllner von Einsätzen im Peugeot. "Durch die kleineren Felgen in der Formel 1 haben die Reifen viel mehr Gummi. Die Flanken wirken wie Stoßdämpfer, vor allem auf Randsteinen und Bodenwellen", erklärt der Österreicher. Die mögliche Umstellung des Radformats klingt einfacher als sie ist.

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Christian Klien kennt die 18-Zoll-Räder vom Peugeot 908 HDi FAP Zoom Download

"Wenn man 18-Zoll-Räder nimmt, dann muss die gesamte Aufhängungsgeometrie neu kalkuliert werden. Du brauchst andere Federn und Dämpfer", sagt Klien. Und weiter: "Eigentlich kannst du dein Formel-1-Auto dann von Grund auf neu designen, weil es hinten und vorne nicht mehr zusammenpasst. Das ist extrem. Ich kann mir vorstellen, dass sich damit längst nicht alle anfreunden können." Zwar haben sich zuletzt unter anderem Mercedes-Teamchef Ross Brawn und Williams-Technikleiter Sam Michael positiv geäußert, doch gerade für kleinere Teams könnte die Umstellung auf 18-Zoll-Räder große Sorgen bringen.

"Für die Ingenieure gäbe es unglaublich viel Arbeit und die Daten aus den vergangenen zehn oder 15 Jahren sind nicht mehr so zu verwenden wie bisher", beschreibt Klien die möglichen Auswirkungen. Man dürfe eine solche Umstellung keinesfalls unterschätzen: "Das wäre eine radikale Reglement-Veränderung. Natürlich würde das erhebliche Kosten verursachen. Alle Teams würden nahezu bei Null beginnen. Die Großen hätten dann wieder den Vorteil aufgrund der besseren Infrastruktur. Die würden sich leichter damit tun als die neuen, kleinen Teams."

Umstellung teuer, aber machbar

Trotz aller Vorbehalte: Auch Christian Klien hält die Radanpassung in der Formel 1 auf Le-Mans-Niveau für machbar. "Ich halte das für realistisch", so der 46-fache Grand-Prix-Teilnehmer. "In diesem Jahr müssen die Reifen bei vollen Tanks - also mit einem Fahrzeuggewicht von über 700 Kilogramm - immerhin auch 20 bis 30 Runden halten. Das kann man mit den Laufleistungen in Le Mans vergleichen. Allerdings können wir im Peugeot 908 HDi FAP auch mal Doppelstints fahren. Das sind dann ein bis anderthalb Stunden mit einem Reifensatz."

"Ich halte das für realistisch."Christian Klien
"Die Michelin-Reifen für die Langstrecke haben ein größeres Arbeitsfenster", beschreibt der Vorarlberger weiter. Die ständigen Diskussionen um Reifentemperaturen könnten sich relativieren: "In Le Mans fahren wir beispielsweise am Tag und in der Nacht mit den gleichen Reifen. Da kann es tagsüber mal 35 Grad haben und in der Nacht ist es deutlich kühler. Der Arbeitsbereich ist einfach viel breiter. Aber das könnte man in der Formel 1 auch so machen."

Der ehemalige Jaguar- und Red-Bull-Pilot würde den Wechsel auf 18-Zoll-Walzen in Bezug auf Attraktivität sogar begrüßen. "Beim Privatwagen versucht man auch immer, möglichst große Felgen zu montieren, damit das Auto besser ausschaut", lacht Klien über die optischen Auswirkungen einer möglichen Umstellung in der Formel 1. "Ich kann mir vorstellen, dass man das in der Formel 1 ähnlich empfinden wird", sagt der 27-Jährige. Wenn da nicht die Kosten wären, denn Michelin würde die Teams nicht nur zum Umbau zwingen, sondern auch noch Geld für die Lieferungen verlangen.

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