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Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat: Zak Brown
Als Motorsport-Fanatiker hat McLaren-Boss Zak Brown mit seiner Marke offenbar ein ambitioniertes Ziel auserkoren: Teil eins ist seit Lando Norris' Monaco-Sieg geschafft
(Motorsport-Total.com) - Liebe Leserinnen und Leser,

© LAT Images
Erfolgstrio: Sieger Lando Norris, Boss Zak Brown und WM-Leader Oscar Piastri Zoom Download
natürlich hätte man an diesem Montag nach dem Großen Preis von Monaco ganz einfach Sieger Lando Norris gut schlafen lassen können - doch einerseits ist zu bezweifeln, dass er nach einer wohlverdienten Partynacht im Fürstentum überhaupt ein Auge zugemacht hat, andererseits verriet er selbst in der Pressekonferenz nach dem Rennen ein entscheidendes Kriterium, das dagegenspricht:
Ja, der Monaco-Sieg war ein Befreiungsschlag und extrem wichtig für seine intakte WM-Kampagne. Ja, die Pole-Runde im Qualifying war à la bonne heure und obendrein ein großer Ego-Booster für den zuletzt angeschlagenen Norris. Aber nein, so ganz der Alte ist er trotzdem noch nicht wieder - das meint zumindest das Sensibelchen unter den aktuellen Spitzenpiloten höchstpersönlich.
Norris oder Piastri? Brown hat zwei heiße Eisen im Feuer
Es ehrt Norris, dass er nach einem starken Auftritt in Monaco nicht gleich wieder den starken Maxen spielt - sondern die Situation realistisch einordnet:
Er müsse erst wieder Konstanz in seine Leistungen bringen, Monaco sei nun mal nur ein spezielles Wochenende. In seiner Beziehung mit dem MCL39 und beim Vertrauen ins Auto gäbe es nach wie vor Luft nach oben. Und die WM-Führung hält immer noch Teamkollege Oscar Piastri - wenngleich die beiden McLaren-Stars an der Spitze nur noch drei Punkte trennt.
Einem dürfte genau dieser Umstand jedoch mindestens so gut schmecken, wie der Sieger-Schampus am Sonntag: McLaren-CEO Zak Brown. Der US-Amerikaner ist bekanntlich "Racer by heart", möge der bessere Mann gewinnen, und diesmal war das eben Norris. Doch während der Brite im feinen Smoking zum traditionellen Dinner im Fürstenpalast antanzte, war sein Boss schon längst wieder in der Luft - denn der Große Preis von Monaco war an diesem Wochenende schließlich nicht das einzige Rennspektakel.
Die vergangenen Jahre hatte Brown das Saisonhighlight der Formel 1 oft geschwänzt, die Geschicke vor Ort gänzlich seinem kongenialen Partner und Teamchef Andrea Stella überlassen - steigt doch parallel am letzten Wochenende im Mai in Browns amerikanischer Heimat immer auch das legendäre Indy 500.
Brown setzt auf Monaco - und trifft die richtige Wahl
Dieses Jahr aber, so scheint es, waren die Aussichten auf den "Big One" in Monaco angesichts von McLarens aktuellem Favoritenstatus in der Königsklasse zu verlockend: Und spätestens mit der Zieldurchfahrt und Norris' Sieg war dann auch klar, dass Brown seine Jetons bei der Reiseplanung auf das richtige Feld gesetzt hatte.
Für das Traditionsteam aus Woking war es tatsächlich der erste Monaco-Sieg seit Lewis Hamiltons glücklichem Triumph im Regen 2008. Dabei war Monte Carlo mal McLarens Wohnzimmer, ab 1984, als der Rennstall mit Alain Prost und Monaco-König Ayrton Senna neunmal! in zehn Jahren im Fürstentum gewann. Bis heute ist die Papaya-Truppe Rekordsieger auf der engen Strecke durch die Häuserschluchten am Mittelmeer - mit nun 16 Erfolgen.
Anno 2025 beherrscht McLaren die Formel 1 schließlich wieder, nach dem Konstrukteurs-Titel im Vorjahr stehen die Chancen dieses Jahr auch in der Fahrer-WM bestens. Und Brown ist der Vater dieses Erfolges: Der Kalifornier hat aus dem schlafenden Riesen wieder ein Top-Team gemacht, dieses sogar zur aktuellen Spitzenmannschaft der Formel 1 geformt.
Nach den Siegerfotos ging es eilig Richtung Flughafen
Folgerichtig durfte der 53-Jährige, der über eine selten illustre Rennwagensammlung verfügt und seine automobilen Schätzchen nur zu gerne selbst über die Rennstrecke prügelt, am Sonntag auch mit zur Siegerehrung in Monaco, um den Pokal für den siegreichen Konstrukteur entgegenzunehmen.
Seine inbrünstigen Jubelschreie - wie schon nach der Pole am Samstag - ließ er vorab lieber noch in vertrauter Umgebung am Kommandostand raus: In der elitären Fürstenloge mit Fürst Albert und Fürstin Charlène ziemt sich ein derartiges Verhalten, als hätte das Lieblings-Footballteam gerade einen Touchdown erzielt - oder gar den Superbowl gewonnen - schließlich nicht.
Stichwort Touchdown: Auf US-Boden erfolgte der nach Browns Charterflug natürlich zu spät, um noch während des Rennens in Indianapolis anzukommen - denn in der Zeit reisen, das kann selbst der Mann, der McLaren neues Leben eingehaucht hat, noch nicht: Und doch, das war zumindest Browns Hoffnung, könne er nach dem Champagner in Monaco so auch noch einen letzten Rest der Siegermilch in Indy abstauben...
Indy ist das nächste Ziel - 2027 dann auch Le Mans
Vergeblich, der Wunsch erfüllte sich nicht: Man kann sie schließlich nicht alle (auf einmal) gewinnen: Mit Pato O'Ward, der im Vorjahr in Browns Beisein als Zweiter noch so knapp am Sieg vorbeigeschrammt war, kam der beste McLaren diesmal auf Rang vier ins Ziel. Stattdessen gewann mit Alex Palou ausgerechnet ein Mann, den Brown 2022 vergeblich versucht hatte in McLarens IndyCar-Team zu locken - unterschriebener Vertrag und verlorener Gerichtsstreit mit Chip Ganassi inklusive.
Dennoch ein Beweis für seinen guten Riecher. Und irgendwie passt es doch auch besser ins Narrativ: Brown ist keiner, der den ersten McLaren-Sieg beim Indy 500 seit den Erfolgen in den Siebzigerjahren (drei als Chassis-Hersteller, zwei als Team) verpasst. Wenn es eines Tages so weit sein sollte, dann wird er am Brickyard in der ersten Reihe stehen. So wie in Le Mans, wo sich der Amerikaner schonmal angekündigt hat für dieses Jahr, dafür den Großen Preis von Kanada sausen lässt.
Der nächste Transatlantikflug hat für ihn dabei gewissermaßen den gleichen Hintergrund wie am Sonntag, nur einen anderen Anstrich: Denn Brown jagt die Triple Crown - und was sich reimt, das ist bekanntlich gut! Bei den 24 Stunden von Le Mans will McLaren mit einem LMDh-Hypercar ab der Saison 2027 wieder um den Gesamtsieg beim Klassiker an der Sarthe mitfahren.
Das hatte der CEO bereits Anfang April, und passend zum dieses Jahr steigenden 30-jährigen Jubiläum des einzigen Le-Mans-Sieges von McLaren im Jahr 1995 angekündigt. Unglaublich, aber wahr: Der machte McLaren damals zum ersten und bis heute einzigen Rennteam in der Geschichte des Motorsports, das die Triple Crown holte!
Brown sieht das offenbar als Verpflichtung - und strebt nun eine Wiederholung unter seiner Ägide an. Gelingt ihm das tatsächlich, steht seine Legacy der von McLaren-Legende Ron Dennis bald in nicht mehr viel nach...
Euer Frederik Hackbarth