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Interview: So wird man ein Renningenieur in der Formel 1
Um herauszufinden, was ein Renningenieur in der Formel 1 macht und wie man einer werden kann, haben wir mit Dominic Haines von Haas gesprochen
(Motorsport-Total.com) - Renningenieure gehören zu den wichtigsten Mitarbeitern in einem Formel-1-Team. Sie übernehmen die Verantwortung für den Einsatz des Autos und sprechen direkt mit dem Fahrer, damit er alles hat, was er braucht. Es ist ein sehr begehrter Job, für den es keinen formalen Karriereweg gibt.
Um mehr darüber zu erfahren, haben wir mit Dominic Haines gesprochen, der bei Haas Renningenieur von Rookie Nikita Masepin ist. Er spricht darüber, was ein Renningenieur tut, wie man zu dem Job kommt und wie ein normaler Tag aussieht.
Frage: "Was ist Ihre Rolle?"
Dominic Haines: "Ich bin der Renningenieur am Auto von Nikita Masepin. Hauptverantwortlich bin ich für die Führung des Engineering-Teams seines Autos."
Frage: "Was sind Ihre Verantwortlichkeiten und Haupttätigkeiten?"
Haines: "Wir haben viele Leute, die am Auto arbeiten - von Performance-Ingenieuren, Kontrollingenieuren, Aero-Ingenieuren, Reifeningenieuren und dem Motorenteam. Ich kontrolliere die technische Richtung am Auto, nehme Informationen von allen auf und entscheide, wie es weitergeht."
"Bei Veranstaltungen leite ich den Betrieb des Autos in der Garage. Dazu gehören der Einsatzplan, die Zeiten, zu denen wir die Garage verlassen, das Set-up am Auto und die Kommunikation mit dem Fahrer, wenn er auf der Strecke ist. Das ist die technische und operative Seite. Es gibt auch eine menschliche Seite der Rolle, denn man muss viel mit dem Fahrer sprechen - um sicherzustellen, dass er zufrieden ist, und um seine Bedürfnisse und Grenzen zu verstehen. Wir bringen die technische Seite mit der menschlichen Seite zusammen."
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Frage: "Wie sind Sie Renningenieur geworden?"
Haines: "Davor war ich drei Jahre lang Performance-Ingenieur am Auto von Romain Grosjean. Damit habe ich begonnen, als ich zu Haas gekommen bin. Zuvor war ich Stratege bei Lotus und hatte diverse technische Rollen. Es ist ein breiter Hintergrund aus Performance, Zuverlässigkeit und Racing."
Frage: "Welche Voraussetzungen benötigt man?"
Haines: "Man braucht ein starkes Verständnis für Maschinenbau. Die meisten Leute haben heutzutage Abschlüsse in Maschinenbau oder etwas Ähnlichem mit technischem Hintergrund. Das ist die akademische Qualifikation, aber man braucht eine Menge Erfahrung an der Strecke, um den Job zu machen. Es geht nicht nur um Technik, sondern auch um eine Menge Entscheidungen, die man schnell treffen muss."
Frage: "Worauf sollte man in der Schule Wert legen?"
Haines: "Fächer wie Mathematik und Physik sind der Schlüssel, genau wie praktische, technologiebasierte Kurse."
Frage: "Welche anderen Fähigkeiten sind nützlich?"
Haines: "Eine Menge Erfahrung mit Autos! Man muss besonnen sein und gut unter Druck arbeiten können. Das Wichtigste ist aber Erfahrung. Praktische Erfahrung in einem professionellen Rennstall ist der Schlüssel, weil man dann weiß, wie die operative Seite funktioniert."
Frage: "Was würden Sie jemandem raten, der nach praktischer Erfahrung sucht?"
Haines: "Jede praktische Erfahrung ist sehr gut! Meine ersten Erfahrungen habe ich in einem lokalen Clio-Cup-Team in Sheffield gemacht. Da war ich noch an der Universität, aber dort lernt man eine Menge. Am Ende des Tages sind es alles Autos. Natürlich werden sie komplizierter, aber man lernt die Grundlagen: wie ein Rennteam arbeitet, wie ein Rennwochenende funktioniert. Lern einfach so viel du kannst. Bezahlt oder unbezahlt spielt keine Rolle, aber alles macht einen Unterschied."
Frage: "Fahren Sie zu den Rennen?"
Haines: "Ich fahre zu allen Rennen."
Frage: "Wie sieht ein Arbeitstag für einen Renningenieur aus?"
Haines: "Normalerweise komme ich drei Stunden vor Beginn einer Session an der Strecke an und stelle sicher, dass alles in Ordnung ist. Eine Stunde bevor das Auto rausfährt, haben wir ein Meeting, in dem wir den Fahrplan und die Ziele für den Tag besprechen. Am Freitag gibt es eine Stunde erstes Training, dann ein Debrief, ein zweites Training, und danach beschäftigen wir uns intensiv mit den Daten, weil wir dann die Zeit dafür haben."
"Danach entscheiden wir, wo wir im dritten Training am Samstag mit dem Set-up beginnen werden. Nach dem dritten Training bleibt kaum Zeit, bevor es ins Qualifying geht und das Auto unter Parc-ferme-Reglement ist. Am Samstagabend haben wir dann etwas Zeit zum Entspannen, und am Sonntag sind wir dann für das Rennen wieder da."
"Nach einem Rennwochenende kommen wir zurück und haben am Montag ein Debrief mit den Ingenieuren und den Fahrern. Ein paar Tage lang gehen wir durch alle Analysen und fangen an, über das nächste Rennwochenende nachzudenken. Und dann beginnt alles von vorne."
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Frage: "Haben Sie eine Rolle bei den Boxenstopps?"
Haines: "Ich rufe den Fahrer über Funk herein und signalisiere der Crew an den Reifenständern, welcher Reifensatz verwendet werden soll. Außerdem sage ich der Boxenmauer - die den Funk zur Crew steuert -, ob wir Anpassungen am Frontflügel vornehmen wollen. Das leiten sie dann weiter."
Frage: "Was lieben Sie an Ihrem Job am meisten?"
Haines: "Ich mag das Reisen. Es macht Spaß, all diese Orte zu besuchen. Und ich mag die Aufregung dabei. Kein Tag ist wie der andere. Es ist anstrengend, aber auch sehr belohnend."
Hinweis: Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Motorsport Jobs entstanden. Aktuelle Jobangebote im Motorsport und auch im Haas F1 Team finden Sie auf der Webseite von Motorsport Jobs.