• 31. Dezember 2013 · 14:36 Uhr

Mit Kai dabei: 2013 im Rückspiegel

Formel1.de-Kolumnist Kai Ebel spricht über die bunteren Aspekte der Grand-Prix-Saison 2013 und verrät, welcher Star ihn dieses Jahr am meisten geärgert hat

(Motorsport-Total.com) - Als TV-Reporter von RTL erlebt Kai Ebel die Stars der Formel 1 hautnah. Seit dieser Saison lässt er in seiner Kolumne auch die Leser unserer Schwesternplattform Formel1.de an seinen Erlebnissen teilhaben und blickt auf die interessanten Geschichten hinter den sportlichen Kulissen der Formel 1. Und auch in unserem großen Interview zum Jahresrückblick stehen die Typen der Formel 1 im Mittelpunkt. So spricht Ebel unter anderem über den bewegenden Abschied von Mark Webber.

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Die Fahrerlager der Formel 1 sind Kai Ebels zweites Zuhause Zoom Download

Weitere Themen sind unter anderem die steigende Anzahl der Rennen, die auch die TV-Teams an die Grenze der Belastbarkeit bringt, das sich verändernde Verhältnis zwischen Fahrern und Medien und Erlebnisse mit Fahrern am Flughafen und im Flugzeug. Und schließlich verrät Ebel noch, auf welche Interviews er besonders stolz ist und welche er gerne vergessen machen würde.


Frage: "Kai, eigentlich müsstest du mit RTL über eine Gehaltserhöhung verhandeln, oder?"
Kai Ebel: "Hört sich gut an, aber der Vertrag geht bis 2015, von daher muss man sensibel mit so etwas umgehen..."


Frage: "Diese flapsige Frage stelle ich vor einem ernsthaften Hintergrund: Die Winter in der Formel 1 werden immer kürzer. Das hat sich massiv geändert."
Ebel: "Stimmt. Das hat sich früher ganz anders angefühlt, da war schon mal im Oktober Schluss. Damals gab es Portugal, dann ging es danach noch nach Japan und Australien und dann war es das. Jetzt haben wir am Ende Doppelschläge und gehen nochmal frisch in sechs Rennen durch alle Zeitzonen."


Frage: "Als Journalist nimmst du das alles mit, hast den Jetlag und bist im Grunde nicht anders unterwegs als ein Teammitglied. Ist man am Ende einer solchen Saison auch einmal richtig platt für ein paar Wochen?"
Ebel: "Ich merke das speziell am Ende einer Saison. So, wie andere ihre Erkältung kriegen, bekomme ich dann immer Hautausschlag. Ich war in 21 Jahren während der Formel 1 nie krank oder habe gefehlt. Jede aufkommende Erkältung erstickt man im Keim. Und irgendwann ist der Körper dann so weit und sagt: Das war's jetzt."

"Wir dürfen uns manchmal mit Leihwagen, Zügen und Flugzeugen durch Länder wie Korea oder Indien schlagen."Kai Ebel
"Wie viele meiner Kollegen bin ich mit viel Leidenschaft am Werk, und weil ich diesen Job immer noch liebe, gehe ich bis ans Limit. Und jeder, der Spannung aufbaut, braucht dann auch Entspannung. Das ist bei mir auch so. Da ist es dann nicht damit getan, wenn man mal ein Wochenende frei macht. Es geht nicht so sehr um die Stundenbelastung, nicht um die quantitative Belastung, es geht bei uns um die qualitative Belastung. Die ist sehr hoch."

"Da ist immer ein gewisser Druck dahinter. Wir reden auch von komplizierten Vorgängen, wir arbeiten jedes Mal woanders. Alleine an den Arbeitsplatz zu kommen, ist für uns ja manchmal komplizierter als für den normalen Menschen, der morgens sein Büro finden muss. Wir dürfen uns manchmal mit Leihwagen, Zügen und Flugzeugen durch Länder wie Südkorea oder Indien schlagen."

19 Rennen - Formel 1 am Limit

Frage: "Lass uns diese vielen Rennen einmal aus der Perspektive des TV-Zuschauers beleuchten. Es gab ja dieses 'Champions-League-Phänomen', dass der Zuschauer irgendwann auch ein bisschen übersättigt ist. Beim provisorischen Kalender wurde zeitweise von 22 Rennen geredet. Findest du, dass es langsam zu viel wird?"
Ebel: "Ich finde schon, es wird zu viel. Die meisten sagen, es bedeutet für sie dann mehr Geld, aber ich finde, man entwertet dadurch jeden einzelnen Grand Prix. Und das ist nicht vergleichbar mit der Fußball-Bundesliga, wo sie jede Woche spielen. Selbst die haben Sommer- und Winterpause."

"Das ist ein Lauf zur Weltmeisterschaft, das sollte etwas Besonderes sein. Wenn jemand einen Grand Prix gewinnt, sollte er sich vielleicht auch mal zwei Wochen darüber freuen können. Die Schlagzahl ist zu hoch. Und je mehr Rennen man macht, desto weniger ist jeder einzelne Grand Prix wert. Früher war es ja auch schon immer eine Menge wert, wenn man sagte: Das ist jetzt der Sieger des Großen Preises von Monaco oder der hat den Großen Preis von England gewonnen. Heute ist es eines von 20 oder 19 Rennen."


Fotostrecke: Jahresrückblick: Red Bull

Frage: "Bei so einer langen Saison kommt man auch viel zum Fliegen. Bilden sich da Reisegrüppchen mit Formel-1-Leuten?"
Ebel: "Es ist ganz lustig, mit anderen Kollegen aus der Formel 1 bilden sich tatsächlich richtige Stammtische während des Fluges. Vor kurzem habe ich mit Werner Heinz (Manager von Nico Hülkenberg), Manni Zimmermann (Manager von Adrian Sutil; Anm. d. Red.) und Nico Hülkenberg zusammengestanden und ein bisschen erzählt und getrunken. Wenn es Richtung USA geht, ist das fast schon Rudelbildung. Und irgendwann war dann Versammlungsverbot und wir mussten uns dann irgendwann auch trennen."

"Warum fängt es immer dann an zu wackeln, wenn der Service beginnt?"Kai Ebel über Turbulenzen im Flugzeug
Frage: "Ich selbst hatte einen enorm turbulenten Rückflug von Houston nach Frankfurt, da war der Puls schon mal ein bisschen höher. Hattest du selbst dieses Jahr auch irgendwelche ungewöhnlichen Erlebnisse im Flieger?"
Ebel: "Recht turbulent sind immer die Flüge, die über den Äquator gehen. Singapur geht ganz gut, aber Brasilien wackelt eigentlich immer. Das ist eine Wackelgarantie! Die Frage, die ich mir immer stelle und die mir irgendwann ein Mitarbeiter der Fluggesellschaft beantworten soll: Warum fängt es immer dann an zu wackeln, wenn der Service beginnt (lacht; Anm. d. Red.)? Gerade, wenn sie mir etwas eingießen wollen, fängt das Ding an zu wackeln..."

Emotionaler Abschied von Webber

Frage: "Du erlebst als TV-Reporter ja mehr Geschichten, als man im Fernsehen zeigen kann. Gab es auch in dieser Saison ein paar Anekdoten, die der TV-Zuschauer oder der Leser nicht mitgekriegt hat?"
Ebel: Man muss sich immer fragen: Was bleibt bei so einer Saison hängen? Bei mir sind in erster Linie zwei Dinge hängen geblieben, zwei Zitate, die sich wirklich durch die halbe Saison gezogen haben oder zumindest durch mehrere Rennen und auf die ich stolz bin, dass sie bei mir im Interview gefallen sind."

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Beim Abschied von Mark Webber musste Kai Ebel eine Träne verdrücken Zoom Download

"Das war zum einen der Spruch von Sebastian: 'Die Eier in den Pool hängen.' Das war ganz schön. Sobald ich das gehört habe, dachte ich: 'Oh, das ist etwas, der könnte länger halten.' Und genau so war es bei Kimi Räikkönen, der mir in Monaco über Sergio Perez sagte: 'Dem kann man einfach nur eins aufs Maul hauen.' Das waren so Zitate, die sind bei mir bis ans Saisonende hängen geblieben, das ist klar."

"Was bei mir auch noch hängen geblieben ist, war der Abschied von Mark Webber. Den fand ich persönlich ganz toll, super gemacht vom Team in Brasilien, wo sie in der Box 'Waltzing Matilda' gespielt und die ganze Box australisch dekoriert haben, mit Bumerang, mit australischer Flagge. Da hatte ich schon Tränen in den Augen, das fand ich ganz toll. Ich fand Mark immer einen super Typ, hatte immer ein ganz besonderes Verhältnis zu ihm und werde ihn sehr vermissen. Es ist auch ein Generationenwechsel."

"Er ist ja, so habe ich das Gefühl, ein bisschen meine Generation. Das ist auch ein erwachsener Mann, und die danach kommen sind im Vergleich dazu Kinder. Die werden ja immer jünger. Schön fand ich auch mein letztes Interview mit Mark Webber. Da hat er sich von mir mit den Worten verabschiedet: 'Außer dir gibt es eigentlich nur einen, der mich während meiner ganzen Karriere immer 'Marky' genannt hat, und das ist meine Mutter.' Das fand ich auch eine schöne Aussage."

Jüngere Fahrer haben mehr Respekt

Frage: "Du hast es gerade angesprochen, die Fahrer werden immer jünger. Ändert sich dadurch für dich etwas, wie die Leute mit dir sprechen? Zu den Jüngeren ist es ja mittlerweile schon ein Generationenunterschied."
Ebel: "Als Reporter wird es so einfacher, denn sie haben etwas mehr Respekt. Die Situation Medien-Fahrer hat sich sehr positiv entwickelt. Die meisten geben zwar inhaltlich nicht viel her, aber sie reden wenigstens. Früher gab es Leute wie Mansell, aus denen bekam man manchmal gar nichts raus."

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Junge Piloten wie Daniil Kwjat sind für die Reporter pflegeleichter Zoom Download

"Da gab es noch das Motto: wer nicht reden will, der redet halt nicht. Und heutzutage bekommen die das vom Team ja eingeimpft: 14:00 Uhr hast du den Sender, 14:15 Uhr den und dann hast du die offizielle Pressekonferenz. Die werden ja quasi zu ihrem Glück, zum Sprechen, gezwungen. Aber sie geben sicherlich inhaltlich nicht mehr so viel her. Deswegen habe ich vorhin Kimi genannt oder Sebastian. Das sind Ausnahmen, die man sich als Journalist nur wünschen kann. So etwas hat früher ein James Hunt jeden Tag losgetreten, solch einen Spruch."


Frage: "Hast Du mal erlebt, dass jemand vor der Kamera etwas gesagt und hinterher dann eine völlig andere Geschichte erzählt hat?"
Ebel: "Es ist immer der Unterschied, ob man offiziell für ein Team spricht oder ob man inoffiziell seine persönliche Meinung vertritt. Ich kann das teilweise verstehen, denn es sind ja Menschen, die in Funktionen da sind. Das heißt, sie repräsentieren ein Team und haben deshalb das Gefühl, sie müssten im Sinne des Teams sprechen. Das ist oft etwas ganz anderes als die persönliche Meinung."

"Sehr oft ist mir das betreffend des Indien-Grand-Prix aufgefallen. Da haben nach dem ersten Rennen vor der Kamera eigentlich alle gesagt: 'Es ist irre, was hier in dem Land auf die Beine gestellt wird. Man sieht die Mühe, die sich die Menschen geben. Mann, ist das toll. Da kann man nur den Hut ziehen, wie diese Anlage hier hochgezogen worden ist.' War die Kamera aus, haben alle unisono gesagt: 'Das Allerletzte. Hier wird man nur krank, hier funktioniert gar nichts, hier bricht alles zusammen, alles nur zusammengeschustert. Hoffentlich gibt es den Grand Prix nicht mehr lange.' Also es war das genaue Gegenteil."

"Im TV-Compound, bei uns im Büro, da lief eine Ratte rum."Kai Ebels Erlebnis in Indien
Frage: "Indien ist ein guter Punkt. Hast du dort dieses Jahr einen Delhi-Belly (Reisedurchfall; Anm. d. Red.) mitgenommen oder bist du verschont geblieben?"
Ebel: "Nein, dieses Jahr war ich sehr gesund, weil ich immer nur im Hotel gegessen habe. Ich habe die sicherere Variante gewählt, und dann passiert auch nichts. Ich kam mir ein bisschen vor wie Monk. Ich habe mir alle drei Minuten die Hände gewaschen und desinfiziert."

"Wenn man einmal einen 'Delhi-Belly' gehabt hat, weiß man, dass es auch durchaus sinnvoll sein kann. Es ist einfach saugefährlich. Es waren ja auch wieder zig Leute erkrankt. Alleine bei unserer RTL-Gruppe waren drei Mann krank. Im TV-Compound, bei uns im Büro, da lief eine Ratte rum. Das ist ja auch nicht richtig."

Indien-Grand-Prix? Muss nicht sein...

Frage: "Interpretiere ich dich richtig, dass du nicht sonderlich traurig bist, dass Indien 2013 zum vorerst letzten Mal gefahren wurde?"
Ebel: "Ich bin da gar nicht so traurig. Ich finde: Indien hat sich eine Pause verdient."


Frage: "Um noch einmal auf diese Spielchen Medien und Fahrer zurückzukommen: Musst du dir anno 2013 die Fragestellung anders überlegen, als das früher der Fall war, weil die so gebrieft sind, um aus denen mal etwas rauszukitzeln?"
Ebel: "Eigentlich gehe ich meinen Job immer wieder gleich an und versuche mich immer wieder den aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Ich gebe nie auf, die Fragen zu stellen, von denen ich glaube, dass sie den Zuschauer interessieren. Und da immer nachzugehen, bis ich eine Antwort bekomme."

"Wenn ich dann aber merke, dass ich selbst im dritten Nachfassen bei Lewis Hamilton nur ein 'Weiß nicht' bekomme, auch wenn es eine offen gestellte Frage ist, dann gebe ich halt auf. Dann habe ich dem Zuschauer aber auch dokumentiert: 'Pass auf, der will es einfach nicht sagen.' Ich gehe schon immer wieder gleich ran und gebe mir Mühe, etwas herauszubekommen, aber wenn einer partout nichts sagen will, dann kommt auch nichts raus."

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Lewis Hamilton im Interview - Entweder Top oder Flop Zoom Download

Frage: "Gab es denn in den vielen Interviews, die du dieses Jahr gemacht hast, auch irgendeine besonders dumme Antwort eines Fahrers?"
Ebel: "Dumm nicht, aber Lewis Hamilton ist schon so ein Fall, den man mal herausheben kann. Der ist, wenn er gut drauf ist, brillant, gibt die besten Antworten. Der kann richtig eloquent daherreden, hat auch tolle Beispiele dabei. Und wenn ihm aus irgendwelchen Gründen etwas nicht passt, dann gibt er aus meiner Sicht auch blöde Antworten oder gar keine, und antwortet auf Fragen, die man definitiv nicht mit Ja und Nein beantworten kann, mit 'Ja' oder 'We will see' oder irgendwas."


Frage: "Umgekehrt gefragt: Ist es dir auch mal passiert, dass du eine Frage gestellt hast, von der du hinterher dachtest: Mist, das hätte ich mir jetzt besser verkneifen können.'"
Ebel: "Meistens passiert das ja schon, während man etwas fragt, dass man merkt: 'Oh, da bin ich jetzt auf dem falschen Weg.' Ich habe in Austin Nico Hülkenberg interviewt und wollte in irgendeinem Zusammenhang etwas über Kimi Räikkönen erklären, der aber gar nicht gefahren ist."

"Irgendwie hatte ich im Kopf: 'Normalerweise wäre hier der Kimi. Jetzt ist hier aber...' Und dann wird das zu lange und zu kompliziert und ich wollte abkürzen. Aber das erste Wort, was herauskam, war Kimi Räikkönen. Und da möchte man natürlich zurückspulen und möchte sagen: 'Der ist natürlich hier nicht dabei.' Das sind so Momente, in denen du dir sagst: 'Da wirkst du doch wie ein Volltrottel. Jeder weiß: Kimi Räikkönen fährt nicht, du weißt es auch, du warst quasi der Erste, der es wusste, und erwähnst jetzt hier den Namen.' Das ist dann immer ein bisschen peinlich."

"Oder wenn man versucht, Sachen zu erklären. Ich wollte einmal den Boxenstopp-Mechanismus von Mercedes erklären, weil in der Boxengasse schon einige Meter vorher, vor einer ganz anderen Box, ein Mercedes-Zeichen steht. Das bedeutet, wenn sich bis dahin kein Fahrzeug genähert hat, dürfen sie beim Boxenstopp den Fahrer herauslassen, damit es kein unsafe Release ist. Das wollte ich transparent erklären. Ich habe es mir hinterher noch einmal angesehen - und ich habe nichts verstanden. So ein Kauderwelsch, was ich da erzählt habe! Man konnte es beim besten Willen nicht verstehen. Das würde ich dann auch gerne ungesehen machen, denn da warst du hinterher verwirrter als vorher."

Ebel mag bunte Typen im Fahrerlager

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Paradiesvögel wie Edel-Fan Moko sind Kai Ebel lieber als graue Mäuse Zoom Download

Frage: "Anderes Thema, deine Kleidung. Die bunten Typen im Fahrerlager werden ein bisschen mehr. Moko fällt mir da ein zum Beispiel, Eddie Jordan, Jenny Becks ist auch ein paar Mal aufgefallen mit ihrer Teddybär-Handtasche. Gibt es da jemanden, der dir ernsthaft Konkurrenz macht, oder fühlst du dich noch als die Mode-Ikone des Paddocks in der Formel 1?"
Ebel: "Dazu muss ich sagen, dass ich mich nie als Mode-Ikone gefühlt habe, sondern mich einfach so anziehe, wie ich denke, dass es modisch ist oder wie ich mich wohlfühle. Das hat auch nicht immer etwas mit Farben zu tun."

"Ich freue mich, wenn sich Menschen daran orientieren. Oder wenn Eddie Jordan zu mir kommt und sagt: 'Verdammt nochmal, wo hast du die Schuhe her? Wo kriege ich die Schuhe her? Wo ist der Puma-Mann, ich will den Puma-Mann jetzt haben.' Das macht mir natürlich dann schon Spaß. Mir ist natürlich lieber, ich schaue auf ein paar gut angezogene Menschen im Paddock, als wenn alle aussehen wie in einer Uniform. Da freue ich mich im Zweifelsfalle lieber über einen schillernden Moko, der da auch im wahrsten Sinne etwas Farbe reinbringt, als wenn wir jetzt alle in Alabaster-Metallic rumlaufen."


Frage: "Ist es auch schon einmal vorgekommen, dass dich ein Fahrer oder ein Teamchef auf die Schaufel genommen hat für deine Outfits?"
Ebel: "Ja, aber das gehört fast schon der Vergangenheit an. Ich glaube, da ist der Gewöhnungseffekt eingetreten. Hin und wieder kommt da natürlich auch noch einmal die Frage, wer mich denn anzieht oder ob ich mit Sonnenbrille einkaufen war. Da kommen die verrücktesten Dinge. Aber es ist insgesamt etwas weniger geworden, weil die Leute das jetzt akzeptieren. Im Gegenteil, manchmal fragen dann schon mal: 'Ey, das ist ja geil. Wo hast du das her? Das gefällt mir jetzt mal.'"

"Timo hat mir da sehr gefehlt. Er ist ja auch über die Jahre zu einem guten Freund geworden."Kai Ebel über Timo Glock
Frage: "Einer, der 2013 gefehlt hat, war Timo Glock, zu dem du ein relativ enges Verhältnis hast. Hat dir Timo gefehlt im Paddock?"
Ebel: "Absolut, Timo hat mir sehr gefehlt. Er ist ja auch über die Jahre zu einem guten Freund geworden und war eigentlich immer gut drauf. Wenn man sich anschaut, was er teilweise für eine Arbeit zu verrichten hatte, was er alles in der Formel 1 erlebt hat. Und er würde vom Können her immer noch da reingehören. Deswegen fehlt er mir ganz besonders."

"Aber es geht ja leider nicht mehr nur darum, wer vom Können da reingehört. Insofern tut mir das weh. Er war auch jemand, mit dem man sich auch mal zum Mittagessen verabreden konnte, mit dem man in Ruhe reden konnte zwischendurch. Das ist auch etwas Nettes. Oder er gab einem auch mal ein paar Hintergrundinformationen, die einem etwas bedeuten, ohne dass er direkt das Gefühl hatte, er verrät irgendwelche Staatsgeheimnisse. Das fand ich immer besonders toll."


Frage: "Gibt es irgendwelche Geschichten oder Anekdoten, die du in den Jahren mit dem Timo erlebt hast und die man erzählen kann?"
Ebel: "In Südkorea sind wir in einem Karaoke-Taxi zusammen gefahren und haben dann 'Strangers in the Night' gesungen und haben auf der Rückbank geschunkelt."

Mit Timo Glock im Karaoke-Taxi

Frage: "Was heißt 'Karaoke-Taxi'? Gibt es dort tatsächlich Taxis, die das speziell anbieten?"
Ebel: "In Korea gibt es Taxis, in denen du dir Karaoke-Lieder wünschen und singen kannst. In so einem Ding sind wir mal zusammen gefahren. Wir haben zusammen lebenden Oktopus gegessen, allerdings nur den zerstückelten. So ganz am Stück ist das nur was für Koreaner. Und in China hat er meinetwegen seine erste Schlange gegessen. Da habe ich ihn überrascht. Er wusste nicht, was es gibt. Wir sind ins Restaurant, und da habe ich gesagt: 'Darf ich dir dein Essen holen?' Und dann bin ich mit so einem Käfig gekommen mit einer Schlange drin, die lebte noch. Da hat er natürlich auch Tränen gelacht."


Frage: "Gab es Persönlichkeiten, die dich dieses Jahr besonders beeindruckt haben?"
Ebel: "Geärgert hat mich zum Beispiel David Beckham, der in Singapur vor Ort war, vor gefühlt 500 Kameras, und der dann sagte, er sei privat da. Das finde ich dann immer 'klasse'. Da habe ich es in drei Anläufen nicht geschafft, ein Interview mit ihm zu bekommen und stand wirklich dreimal vor ihm. Das ärgert mich dann kolossal."

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David Beckham ließ Kai Ebel bei seinem Formel-1-Besuch abblitzen Zoom Download

"Da frage ich mich: Warum kommen die Menschen dann dahin? Er hat ein einziges Interview gegeben, das war für die BBC. Aber dann soll er nicht sagen, er sei privat da. Das ist schade. Sting hat mich hingegen beeindruckt. Das ist das genaue Gegenteil, ein Weltstar, der wirklich 'down to earth' ist. Immer nett, immer bereit für ein Interview und immer superfreundlich."


Frage: "Man muss in einem Jahresrückblick auch zu der negativen Seite des Motorsports kommen, das war dieser Unfall mit dem Streckenposten in Kanada. Das hat ein Weilchen gedauert, bis das alle mitbekommen haben. Wie hast du davon erfahren?"
Ebel: "Ich habe das erst erfahren, als ich schon im Hotel war. Da habe ich mich so erschrocken, weil ich davon an der Strecke nichts mitbekommen hatte. Man denkt immer, das sind so Situationen, in denen kann ja nun wirklich nichts passieren."

"Auf der anderen Seite fahren die da mit über 300 Sachen, alles ist sicher an der Strecke, und ausgerechnet von den Menschen, die dafür sorgen, hat es jetzt einen erwischt. Das ist eine Situation wie der klassische Fall, wenn jemand auf einem Stück Seife ausrutscht, auf den Hinterkopf fällt und tot ist. Wo man sagt: Dagegen kann man sich nicht schützen. Das ist ja auch nicht der Formel 1 geschuldet. Das ist ein Unfall, wie er jederzeit passieren kann. So wie einer, der im Wald spazieren geht, der Baum fällt um und ihm genau auf den Kopf."


Kai Ebel bei Markus Lanz

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Frage: "Es gab ja noch einen Zwischenfall, der anders hätte ausgehen können, als am Nürburgring ein Kameramann vom Rad getroffen wurde. Das zeigt: Motorsport ist und bleibt gefährlich, ganz ausschließen kann man solche Freak-Unfälle einfach nicht. Hast du auch irgendwann einmal am eigenen Leib die Gefahr erlebt?"
Ebel: "In den 1990er-Jahren hat mir das Williams-Team in der Boxengasse ein Auto genau gegen das Knie gefahren. Ich war live auf Sendung, habe gesprochen und die haben mir ein Auto gegen das Bein geschoben. Da konnte ich mich leicht auf meinen Kameramann stützen, habe nur einen kleinen Schock gemerkt. Mir ist nicht viel passiert, es war nur eine Prellung am Knie, aber wenn man so ein Formel-1-Auto gegen das Bein geschoben kriegt, tut das schon weh."


Frage: "Du hast diesen 'Eier'-Spruch von Sebastian Vettel ja schon erwähnt. Gab es sonst etwas Cooles, Lustiges, Unterhaltsames mit Sebastian dieses Jahr?"
Ebel: "Mit Sebastian ist es eigentlich immer lustig. Wir hatten uns zum Abschied auch noch einmal getroffen, in der Lounge in Sao Paulo vor dem Rückflug, und hatten noch einmal eine Stunde Zeit, über dies und jenes zu quatschen, weil beide Flieger Verspätung hatten."

Unterhaltsame Erlebnisse aus dem Vielflieger-Leben

"Meiner erstaunlicherweise, weil die Crew zu spät kam. Das finde ich auch toll! Die waren überrascht vom Verkehr in Sao Paulo, das ist natürlich auch eine geile Nummer. Und seine Swissair hatte auch Verspätung, und dann kann man noch einmal über das ein oder andere reden. Und da war er wie immer eigentlich sehr, sehr freundlich. Wir haben dann viel über Boxen und Fußball geredet. Das finde ich immer toll, dass man mit ihm auch über den Motorsport hinaus reden kann. Da hat er auch gesagt: 'Mein Gott, sie haben richtig gefeiert, ein paar Mal die Gesichtsfarbe gewechselt in der Nacht, aber da muss man dann halt durch.'"

"Ich bin im Gegensatz zu vielen anderen der Meinung, dass er schon so geblieben ist, wie er immer war. Er ist einfach gut beieinander. Er hat tatsächlich weniger Zeit, weil alle an ihm zerren und jeder etwas von ihm will. Mit jedem WM-Titel mehr wollen die Leute mehr von einem. Das ist die gleiche Entwicklung wie bei Michael. Sebastian handelt das eigentlich sehr gut und sehr professionell."

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Linienflug statt Privatjet - Sebastian Vettel reist bescheiden Zoom Download

"Das sieht man auch daran, dass er Linie von da zurückfliegt. Er kommt da alleine mit seinem Physiotherapeuten an. Es gibt andere Leute, die sind noch nicht einmal im Sport-Business und laufen da mit drei bis vier Bodyguards rum, nur weil es wichtig aussieht. Und da kommt ein viermaliger Weltmeister in Brasilien und marschiert in aller Ruhe da rein."


Frage: "Wie hast du denn Weihnachten verbracht?"
Ebel: "Weihnachten habe ich logischerweise im Kreis der Familie verbracht, das ist bei uns Tradition. Da wurde leider zu viel gegessen, zu viel getrunken. Und Silvester ebenfalls auch zu Hause mit ein paar Freunden, in ganz kleinem Rahmen. Denn wenn man so viel unterwegs ist, dann weiß man die eigenen vier Wände am besten zu schätzen und deswegen bin ich die kompletten Feiertage zu Hause geblieben."


Frage: "Wann geht es wieder los mit 2014 für dich? Macht ihr bei RTL zum Beispiel auch Testfahrten?"
Ebel: "Die werden von der Redaktion belegt, aber da muss ich nicht hin. Wir tauschen uns natürlich ständig aus. Man kriegt ja die Informationen mit. Mit 'Hülki' waren wir kürzlich essen. Also ich bleibe da schon am Ball. Es ist eher so, dass ich mit dem einen oder anderen Teamverantwortlichen spreche und dass man in der Redaktion die eine oder andere Formel-1-Sitzung hat. Das ist ja ein ständiger Prozess, da bleibt man schon am Ball. Natürlich auch durch eure Seiten."


Frage: "Eine letzte Frage noch von mir: Hat dir denn die Kolumne auf Formel1.de dieses Jahr Spaß gemacht?"
Ebel: "Die hat mir super Spaß gemacht, weil man da endlich auch einmal Sachen machen kann, die im Fernsehen keinen Platz finden! Ich schreibe selbst immer ganz gerne. Von den Themen sind es die unterschiedlichsten Sachen, aber mir macht es immer am meisten Spaß, wenn man plötzlich irgendwo etwas feststellt, wie dieses Thema 'Warten' oder so. Oder die Stadien."

"Nicht in erster Linie sportliche Themen wie die neuen Reifen. Deswegen macht mir das besonders viel Spaß, wenn man da frei von der Leber weg, einfach mal so etwas hinschreiben darf. Einfach mal rumspinnen und auch seine Meinung kundtun - auch wenn sich die Leute manchmal darüber aufregen."

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