• 23. Mai 2012 · 21:19 Uhr

Kobayashi kein Monaco-Fan: "Es geht nur um Glück"

Kamui Kobayashi erklärt, warum er Monaco für keine richtige Formel-1-Strecke hält, wieso seine Qualifying-Resultate schwanken und weshalb keiner die Reifen versteht

(Motorsport-Total.com) - Beim Grand Prix von Spanien glänzte Kamui Kobayashi mit tollen Überholmanövern, die ihn schließlich auf den großartigen fünften Platz brachten. Ob es ihn Monaco ähnlich gut läuft, ist allerdings fraglich, denn in den Häuserschluchten von Monaco wird selbst Überhol-Spezialist Kobayashi Schwierigkeiten haben, an anderen Piloten vorbeizugehen - zudem gilt das Qualifying nicht gerade als große Stärke des Japaners.

Im Tischgespräch macht er aus seiner Abneigung gegen das Traditionsrennen kein Geheimnis, spricht über seine Qualifying-Schwankungen und gibt Einblicke in die schwierigen Umgang mit den Pirelli-Reifen.


Frage: "Kamui, glaubst du, dass diese Strecke eurem Auto eingekommen wird?"
Kamui Kobayashi: "Das Auto ist gleich wie zuletzt, wir nützen nur den maximalen Abtrieb, der uns zur Verfügung steht. Hier gibt es viele langsame Kurven. Vielleicht sind wir besser als im Vorjahr, aber es ist schwer zu sagen. Es ist nicht einmal hundertprozentig sicher, dass wir viel stärker als im vergangenen Jahr sein werden."


Frage: "Im Qualifying von Barcelona lag das andere Auto im dritten Sektor auf Rang fünf oder sechs. Das lässt darauf schließen, dass es euch hier gutgehen könnte."
Kobayashi: "Ich hoffe, dass uns das hilft. Bei dieser Strecke kann man kaum etwas sagen, denn wir verwenden hier einen anderen Reifen. Wir nützen die Randsteine mehr als in Barcelona, wo das keine große Rolle spielt. Daher kann man es nicht wirklich vergleichen. Vielleicht läuft es besser als letztes Jahr."

"Ich würde in Monaco gerne vier, fünf Stopps sehen."Kamui Kobayashi
Frage: "Was erwartest du von den Reifen? Ihr verwendet hier die Mischungen Soft und Supersoft."
Kobayashi: "Das ist gut für mich. Vielleicht hätte ich sogar gerne mehr Supersupersoft-Reifen. Selbst im Vorjahr bin ich mit einem Stopp durchgekommen. Dieses Jahr ist die Soft-Mischung vielleicht etwas weicher, aber dennoch ist ein Stopp möglich. Ich würde in Monaco gerne vier, fünf Stopps sehen, denn viele Boxenstopps machen es viel herausfordernder. Manche Teams machen vielleicht Fehler, da kann es kleine Katastrophen geben. So macht Monaco meiner Meinung nach mehr Spaß."


Frage: "Glaubst du, dass hier ähnliche Dinge passieren könnten wie im Qualifying von Barcelona, wo plötzlich einigen Teams in Q3 die weichen Reifen ausgingen?"
Kobayashi: "Nein, das glaube ich nicht. Alle werden fahren. Das ist Scheiße - ich bin beim letzten Rennen in Q3 nicht gefahren. Sonst hätte ich vielleicht vom siebten Startplatz starten können."


Frage: "Die Reifen werden hier also nicht so eine große Rolle spielen?"
Kobayashi: "Das ist in Ordnung. Mit den Supersoft-Reifen ist es glaube ich möglich, zwei drei Runden lang die Rundenzeit zu halten. Es wird also anders sein."


Frage: "Hier kann es sich wohl kaum jemand leisten, Reifen im Qualiying zu sparen, denn man benötigt eine gute Startposition. Man kann hier im Rennen drei Sekunden langsamer fahren, und der Kerl hinter dir kann trotzdem nicht überholen..."
Kobayashi: "Ja, das ist wahr."

"Ich war in Spanien ähnlich schnell wie Maldonado, vielleicht schneller. Ich hätte definitiv eine große Chance gehabt."Kamui Kobayashi
Frage: "In Barcelona hattest du dieses Qualifying-Problem, und am Ende des Rennens warst du an der Spitze dieses großen Pulks. Wie weit vorne hättest du mit einer Startposition wie dein Teamkollege landen können?"
Kobayashi: "Ich hätte mit der Spitze kämpfen können. Wenn ich meinen letzten Stint analysiere - da war ich ähnlich schnell wie Maldonado, vielleicht schneller. Ich hätte definitiv eine große Chance gehabt. Ich hatte aber ständig Verkehr. Da kann man nichts machen."


Frage: "Kann der Fahrer hier einen größeren Unterschied machen?"
Kobayashi: "Ich denke, dass es hier auf das Selbstvertrauen ankommt. Mit dem nötigen Selbstvertrauen könnte hier jeder eine gute Rundenzeit fahren. Ich weiß nicht. Ich komme hier gut zurecht. Es handelt sich um einen Stadtkurs, das ist keine richtige Formel-1-Strecke. Da geht es eher darum, in Monaco mit der Formel 1 eine Show zu machen. Fast alle Strecken sind heute mittelschnell oder schnell. Das sind eher Strecken, wo wir eine Formel-1-Performance zeigen können. Hier müssen wir einfach das Rennen durchziehen und so viele Punkte wie möglich mitnehmen."


Frage: "Welche Kurven sind hier am aufregendsten?"
Kobayashi: "Die Haarnadel."

Fotos: Großer Preis von Monaco



Frage: "Warum?"
Kobayashi: "Weil wir nicht ordentlich lenken können. Das ist recht witzig für die Formel 1."


Frage: "Und die Schwimmbad-Passage? Du scheinst von dieser Strecke nicht wirklich begeistert zu sein..."
Kobayashi: "Nein."


Frage: "Ist sie dir zu langsam?"
Kobayashi: "Die Geschwindigkeit ist niedrig, man ist nur nahe an den Mauern."


Frage: "Spielst du mit den Mauern?"
Kobayashi: "Manchmal kann man sie berühren. Manchmal versuche ich wirklich, sie zu berühren - um zu wissen, wo das Limit ist. Das ist einfach."

"Manchmal versuche ich wirklich, die Mauern zu berühren - um zu wissen, wo das Limit ist."Kamui Kobayashi
Frage: "Wo ist es einfach, die Mauern zu berühren oder die Randsteine zu nutzen?"
Kobayashi: "Man muss immer am Limit sein. Aber das ist nicht mein Lieblingsort, um Rennen zu fahren. Rennfahren bedeutet für mich hohe Geschwindigkeit und Überholmanöver. Hier ist es eher eine Show. Natürlich brauchen wir hier Glück, und wenn wir Glück haben, dann schaffen wir es vielleicht in die Punkte. Ohne Glück ist das hier eine Katastrophe."

"Man weiß nie, ob das Safety-Car herauskommt, wann die anderen Autos an die Box fahren. Selbst mit einem guten Reifen kann man nicht überholen. Es geht die ganze Zeit nur ums Glück. Grundsätzlich passiert hier sehr oft das Unerwartete. Es passiert nicht das, womit man rechnet. Ich konzentriere mich mehr auf das Fahren und glaube dem Team. Wir warten auf das Glück."


Frage: "Du bist im Qualifying nicht immer konstant. Hängt das von der Strecke ab?"
Kobayashi: "Das liegt am Auto."


Frage: "In China warst du sehr gut. Warum..."
Kobayashi: "Selbst in Barcelona hätte es gut laufen können, aber ich bin nicht gefahren. (lacht) man darf nicht nur auf die Zahlen schauen. Vielleicht waren wir in Bahrain nicht gut, Schanghai war gut, Melbourne war in Ordnung. Wir konnten nur die Reifen nicht auf Temperatur bringen."


Frage: "Das Team hat im Winter hart am Umgang des Autos mit den Reifen gearbeitet. Wie gut versteht ihr die Reifen jetzt?"
Kobayashi: "Wir versuchen, die Reifen zu verstehen, und lernen ständig dazu. Es entwickelt sich gut, und wir sind wirklich zuversichtlich. Aber ich brauche etwas Glück." (lacht)


Frage: "Der Grip kann sich hier von einem auf den anderen Moment verändern."
Kobayashi: "Wirklich? Das glaube ich nicht."


Frage: "Manche Fahrer sagen, dass es ihnen am ersten Tag gut geht, aber am zweiten Tag ist alles anders."
Kobayashi: "Ja, weil die Straßenautos hier fahren. Aber von einer Minute auf die andere? Nein."

"Ich denke, dass nicht einmal Williams genau weiß, was sie genau getan haben."Kamui Kobayashi
Frage: "Manchmal verändern sich auch die Temperaturen um zwei, drei Grad..."
Kobayashi: "Nein. Vielleicht gibt es kleine Unterschiede, aber das ist für alle gleich. Das passiert auf jeder Strecke, nicht nur in Monaco. Wir haben dieses Problem ständig. Manchmal läuft es gut, manchmal nicht. In Schanghai im letzten Qualifying, da waren wir vor Q3 um drei, vier Zehntel schneller, aber dann ging nichts mehr."


Frage: "Seltsam..."
Kobayashi: "Das ist nicht seltsam. Das ist der Reifen. Das kann passieren. Es ist nicht die Strecke. Ich hatte mich verbessert, und deswegen ist es mir davor gelungen. Wenn ich früher gefahren wäre, wäre ich viel schneller gewesen."


Frage: "Man muss den Reifen in das Arbeitsfenster bringen..."
Kobayashi: "Das ist nicht so einfach. Alles hängt mit dem Reifendruck zusammen, mit dem Aufwärmen und anderen Dingen. Ich denke, dass nicht einmal Williams genau weiß, was sie genau getan haben. Vielleicht haben sie bei den letzten Rennen gut gearbeitet bla bla bla, aber bei diesem Reifen weißt du nie. Man muss immer gut arbeiten, man muss die Sache immer planen und die Reifentemperatur vielleicht jede Minute überprüfen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand diesen Reifen versteht. Es ist verblüffend - wir haben nie eine Antwort, man weiß nie was passiert."


Frage: "Glaubst du, dass DRS hier im Rennen eine Wirkung haben wird?"
Kobayashi: "Nein."

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