• 26. März 2011 · 15:57 Uhr

Boullier: "Witali ist ein neuer Mann"

Renault-Teamchef Eric Boullier redet Klartext über die Leistung von Witali Petrow, das Fehlen von Robert Kubica und das Zittern wegen der Zuverlässigkeit

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Eric, deine Bilanz nach dem ersten Qualifying?"
Eric Boullier: "Ich bin frustriert, denn Verkehrsprobleme haben verhindert, dass Nick in Q2 aufsteigt, aber ich bin auch erleichtert über die Performance des Autos."

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Eric Boullier glaubt, dass Renault nicht das Ende der Fahnenstange erreicht hat Zoom Download


Frage: "Witali kommt gerade von den Rennkommissaren zurück, aber er sagt, es sei alles okay. Was war da los?"
Boullier: "In der zweiten Runde von Q2 hat ihn Hamilton im dritten Sektor aufgehalten. Deswegen musste er eine Aussage machen. Das ging nicht gegen ihn, sondern gegen Hamilton. Wenn ein Fahrer im Qualifying einen anderen aufhält, muss er automatisch zu Charlie. Schumacher hat Nick aufgehalten und Hamilton Witali. Daher waren unsere Fahrer dort."


Frage: "Witali steht auf Platz sechs. Ist das die wahre Pace eures Autos?"
Boullier: "Die ist besser. Witali hat dieses Wochenende sehr solide Arbeit geleistet. Er hat keine Fehler gemacht und ist wirklich gut gefahren. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eindeutig ein Fortschritt. In Q3 haben wir uns für eine einzelne Runde mit dem letzten Reifensatz entschieden. Da hat sich Witali ein bisschen unter Druck gesetzt, sodass ihm in der dritten Kurve ein kleiner Fehler unterlaufen ist. Danach ist er ein bisschen vorsichtig weitergefahren. Seine wahre Pace wäre besser gewesen. Als er in Q2 von Hamilton aufgehalten wurde, war er unterwegs zu einer 24.9. Es wäre also viel mehr drin gewesen."

Nerven im Zaum gehalten

Frage: "Hätte ein Routinier wie Nick so eine Situation besser gemeistert?"
Boullier: "Vielleicht, ja. Aber dennoch: Witali war clever genug, eine gute und vorsichtige Runde zu fahren, es aber nicht ganz wegzuschmeißen, indem er es übertreibt."

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Witali Petrow war bisher klar schneller unterwegs als Nick Heidfeld Zoom Download

Frage: "Muss man dafür, dass Nick aufgehalten wurde, irgendjemandem die Schuld geben? Oder war es einfach Pech?"
Boullier: "Nein, es war kein Pech, aber ich möchte das nicht kommentieren. Derjenige, der ihn aufgehalten hat, ist sehr erfahren."


Frage: "Wie schätzt du eure Rennpace ein? Die Red Bulls scheinen ja sehr stark zu sein..."
Boullier: "Ja, die sind auf einem anderen Planeten. Aber der Rest des Feldes ist in Reichweite. Ich schätze, wir sollten Ferrari ebenbürtig sein, und McLaren müssen wir schauen. Der Reifenverschleiß wird morgen der Schlüssel sein."


Frage: "Im Vorjahr gab es meistens einen Abstand zwischen Robert und Witali. Hat sich Witali gesteigert? Kann man schätzen, wo Robert heute gelandet wäre?"
Boullier: "Ich möchte nicht schätzen, weil ich mich nicht noch mehr ärgern will! Witali hat sich eindeutig verbessert. Seine Beziehung zum Team ist viel besser, er ist besser integriert - und er leistet gute Arbeit. Er hätte heute mindestens ein paar Zehntel schneller sein können, aber er ist trotzdem fast so schnell wie Alonso."

Deutliche Steigerung seit 2010

Frage: "Im Vorjahr war er phasenweise ebenfalls schnell, aber dann gab es in den Rennen manchmal einen Moment, in dem er es weggeworfen hat. Habt ihr dagegen etwas unternommen? Wie könnt ihr so etwas morgen vermeiden?"
Boullier: "Wir haben den ganzen Winter versucht, ihm die Dinge klarzumachen, damit so ein Konzentrationsausfall im Rennen nicht mehr passieren kann. Hoffentlich ist er auf morgen vorbereitet."


Frage: "Angenommen, wir haben eine Skala von null bis zehn: Wo war Witali vor einem Jahr und wo ist er jetzt?"
Boullier: "Vor einem Jahr war er nirgends."


Frage: "Also null?"
Boullier: "Nicht null, aber die Formel 1 ist eine Herausforderung. Um eine schnelle Runde zu fahren, muss das Auto gut abgestimmt und in der Balance sein. Es liegt an dir, das mit dem Team umzusetzen. In der Formel 1 gibt es so viele verschiedene Parameter, das kann man mit der GP2 nicht vergleichen. Es braucht viel Erfahrung. Wir verstehen jetzt aber auch, wie wir auf seine Fahrweise eingehen können und wie wir ihm mit dem Auto dabei helfen können, schnell zu sein. Da hat er einen großen Schritt gemacht. Ich weiß nicht mehr, welchen Startplatz er im Vorjahr im ersten Rennen hatte, aber heute ist er ein neuer Mann. Er verdient seinen Platz in der Formel 1."


Frage: "Wenn er vor einem Jahr eine Zwei war..."
Boullier: "... dann ist er jetzt eine Sieben."

Bangen um die Zuverlässigkeit

Frage: "Beim Testen wart ihr schnell, aber ihr hattet Zuverlässigkeitsprobleme. Habt ihr die im Griff?"
Boullier: "Ehrlich gesagt haben wir an den letzten Testtagen nicht genug Kilometer gemacht, um uns sicher zu fühlen. Ich drücke die Daumen, dass wir alle Probleme gelöst haben."


Frage: "Wie zuverlässig ist euer KERS?"
Boullier: "50:50. Heute hatten wir an Nicks Auto einige Probleme. Es war ein mechanisches Problem und ein Problem mit der Verankerung - nichts Dramatisches, um ehrlich zu sein."


Frage: "Könnte das der Grund dafür sein, dass Red Bull KERS heute nicht verwendet hat?"
Boullier: "Da bin ich mir nicht sicher. Wenn man es rein von der Performance, von der Zusatzleistung her betrachtet, dann bringt es nicht so viel. Wenn du KERS aber für andere Funktionen verwendest, kann es helfen."


Frage: "Welche Funktionen?"
Boullier: "Zum Beispiel für die Balance."

Heckflügel bringt Renault mehr als KERS

Frage: "Aber im Qualifying bringt es doch doppelt was, weil du es am Ende der Aufwärmrunde aktivieren kannst, um Schwung zu holen, und dann in der eigentlichen Zeitrunde noch einmal..."
Boullier: "Stimmt schon, aber vergleichen mit dem verstellbaren Heckflügel bringt KERS relativ wenig. Darum setzt man es nicht so viel ein, wie es vielleicht erlaubt wäre."

"Die sind so viel schneller, dass sie KERS gar nicht nötig haben."Eric Boullier
Frage: "Was wäre der Vorteil, KERS nicht zu verwenden, wie es Red Bull gemacht hat?"
Boullier: "Weiß ich nicht. Die sind so viel schneller, dass sie es gar nicht nötig haben (grinst; Anm. d. Red.). Vettels Zeiten im dritten Sektor sind einfach erstaunlich. Ich vermute, dass sie viel Anpressdruck und eine gute Traktion haben. Das ist der einzige Grund, warum hier jemand so schnell sein kann."


Frage: "Bist du überrascht darüber, wie weit sie vorne liegen?"
Boullier: "Ja. Und frustriert. Wir dürfen aber nicht zu ehrgeizig sein und müssen sehen, woher wir kommen. Wenn wir mit unserer Pace heute in die Top 6 fahren können, dann ist das im Vergleich zum Vorjahr und dem Jahr davor ein Fortschritt."


Frage: "Glaubst du, dass morgen zwei Stopps der Standard sein werden - Safety-Cars einmal ausgeklammert?"
Boullier: "In letzter Zeit haben wir uns noch über drei oder mehr unterhalten! Aber hier sollten es zwei sein, ja. Ich weiß nicht. Wenn es ein paar Safety-Cars gibt, dann bieten sich mehrere Möglichkeiten zum Reifenwechsel. Abhängig vom Verschleiß kann es etwas bringen, öfter als zweimal zu stoppen. Wir werden sehen."

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