Rampf-Interview: Keine Zeiten für die Galerie

Willy Rampf, Technischer Direktor des Sauber-Teams, spricht über die bisherigen Testfahrten und seinen Eindruck von den beiden Piloten

von Roman Wittemeier · 22.02.2010 16:34

(Motorsport-Total.com) - Der Sauber-Ferrari C29 (offiziell müsste es weiterhin BMW Sauber F1 Team heißen) war bisher eine der großen Überraschungen des Testwinters. Doch unter Beobachtern war vermeintlich schnell eine Erklärung für die schnellen Rundenzeiten gefunden: die relativ nackte Außenhaut des Boliden, fast völlig befreit von Sponsorenaufklebern.

Willy Rampf ist optimistisch, was die Vorbereitungen auf die Saison angeht

Sauber operiert 2010 mit einem Budget von weit unter 100 Millionen Euro und könnte daher neue Sponsoren gut gebrauchen. Aber wir hören von unseren Spionen in Hinwil: Der noch unter Regie von BMW entwickelte C29 hat vom Gewicht her enorm abgespeckt, die Stärken aus dem Vorjahr beibehalten und die Schwächen ausgemerzt. Das würde die konkurrenzfähigen Testauftritte erklären. Nach der vergangenen Woche in Jerez de la Frontera beantwortete Technikchef Willy Rampf die Fragen von 'Motorsport-Total.com'.


Frage: "Herr Rampf, wir durften am Samstag enorm starke Runs von Kamui Kobayashi beobachten. War das normales Programm oder auch ein wenig für die Galerie?"

Willy Rampf: "Wir haben an allen Testtagen unser ganz normales Programm abgearbeitet. Natürlich fahren wir dabei mit unterschiedlichen Benzinmengen, so wie das die anderen Teams auch machen. Für die Galerie zu fahren wäre reine Zeitverschwendung."


Frage: "Leider gab es zuletzt auch einige Probleme mit der Zuverlässigkeit. Sind das hartnäckige Sorgen oder sind diese bis Bahrain problemlos und dauerhaft zu beheben?"

Rampf: "Insgesamt bin ich mit der Zuverlässigkeit durchaus zufrieden und mache mir keine großen Sorgen. Wir haben am Freitag in Jerez durch ein kleines Problem im Benzinsystem sehr viel Zeit verloren, ganz einfach deshalb, weil es schwierig war, dieses an der Rennstrecke zu beheben. Das hat wegen des großen Zeitaufwands dramatischer ausgesehen, als es war. Es gibt noch einige kleine Dinge, die es zu lösen gilt, aber das meiste werden wir bereits bis Barcelona, den Rest vor Bahrain erledigt haben."


Frage: "Wie sieht das Entwicklungsprogramm von Sauber aus? Wann wird es erste umfangreiche Updates geben?"

Rampf: "Wir werden zum Test in Barcelona neue Aerodynamikteile bringen und dann bis zum Rennen in Bahrain einige weitere Modifikationen umsetzen."


Fotos: Kamui Kobayashi, Testfahrten in Jerez


Frage: "Wir erinnern uns an Brawn: Hersteller raus, dann folgten Siege und der Titel. Nun Sauber: Hersteller raus - und dann ein ähnliches Szenario?"

Rampf: "Die Situation zu Beginn der Saison 2009 war ganz speziell. Brawn profitierte bis Mitte des Jahres ganz stark vom Doppeldiffusor und auch davon, dass sich die Topteams auf die KERS-Entwicklung konzentrierten und deshalb die Aerodynamikentwicklung vernachlässigten. So etwas wird sich in dieser Form nicht wiederholen."


Frage: "Wie unterscheidet sich das Feedback der Piloten Pedro de la Rosa, der erfahren und
abgeklärt ist, und dem jungen und heißen Kamui Kobayashi?"

Rampf: "Beide Fahrer sind ja neu im Team, entsprechend befinden wir uns alle in einer Kennenlernphase. Bei Pedro spürt man, dass er aufgrund seiner enormen Erfahrung ein breites technisches Basiswissen hat, was für alle Beteiligten sehr wertvoll ist. Kamui bringt seine Eindrücke schnell auf den Punkt und liefert den Ingenieuren damit die notwendigen Informationen, um die entsprechenden Änderungen auszuarbeiten. Insgesamt ist die Zusammenarbeit zwischen Fahrern und Ingenieuren sehr gut angelaufen."