• 07. November 2025 · 23:07 Uhr

Nach Ferrari-Zwischenfall im SQ2: Warum Hamilton mit Verwarnung davonkommt

Trotz Verstoß gegen die Doppelt-Gelb-Regel nach Leclercs Dreher erachten die Stewards Verwarnung für Lewis Hamilton für ausreichend - Erklärung im Wortlaut

(Motorsport-Total.com) - Für Ferrari lief das Sprint-Qualifying am Freitag des Brasilien-Wochenendes im Formel-1-Kalender 2025 nicht wie erhofft. Charles Leclerc war der einzige der zwei Ferrari-Piloten, der es ins dritte Segment (SQ3) geschafft hat. Mehr als den achten Startplatz hat er aber nicht erreichen können.

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Lewis Hamilton ist am Brasilien-Freitag einer Strafe entkommen Zoom Download

Noch schlechter erging es Lewis Hamilton. Zum einen scheiterte er mit P11 im SQ2 knapp am Einzug ins dritte Segment. Zum anderen war es ausgerechnet ein von Teamkollege Leclerc ausgelöster Zwischenfall, der Hamilton indirekt die Chance auf eine letzte fliegende Runde nahm.

Was war passiert? Kurz vor Schluss des SQ2-Segments hatte Leclerc beim Anbremsen der Haarnadelkurve (Kurve 10) ein blockierendes rechtes Vorderrad. Zwar bekam er die Kurve, aber am Ausgang legte er einen Dreher hin. Daraufhin war es Hamilton, der hinter Isack Hadjar (Racing Bulls) als Zweiter an dieser Stelle vorbeikam.

Das Signal für doppelt geschwenkte gelbe Flaggen wurde über die Leuchttafeln gegeben. Leclercs Auto stand, quer zur Fahrtrichtung, halb auf dem Asphalt und halb auf dem Rasen. Hamilton war in diesem Moment bemüht, die folgenden fünf Kurven noch so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, um seine letzte fliegende Runde beginnen zu können.

Stewards erklären, warum es bei Verwarnung bleibt

Weil Hamilton aber laut Verdacht der Rennkommissare an der Stelle von Leclercs Dreher unter doppelt Gelb nicht ausreichend langsamer gemacht hat, wurde eine Untersuchung gegen ihn eingeleitet. Hamiltons Zeit in jener Runde war 1:09.934 Minuten. Das war trotz doppelt Gelb nur 0,123 Sekunden langsamer als seine persönlich schnellste SQ2-Runde (1:09.811), die für ihn in Wertung ging, aber nicht nicht zum SQ3-Einzug reichte.

Mehr als zwei Stunden nach Ende des Sprint-Qualifyings haben die Rennkommissare nach Anhörung von Hamilton selbst, einem Vertreter des Teams, sowie Studium von Videos und Telemetrie ihr Urteil im Fall Hamilton verkündet: Verwarnung ja, Strafe nein.


Der Trainingstag in Sao Paulo in der Analyse

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Die Begründung der Rennkommissare im Wortlaut: "Während der Anhörung erklärte Hamilton, dass er das Lichtsignal nicht gesehen habe. Die Aufnahmen aus dem Cockpit bestätigen, dass das Signal nur für den Bruchteil einer Sekunde leuchtete, bevor Hamilton daran vorbeifuhr."

"Da der Fahrer seine Aufmerksamkeit eindeutig auf den Einlenkpunkt richtete, schaute er auf die rechte Seite der Strecke. Die Rennkommissare halten es daher für glaubwürdig, dass er das Signal tatsächlich nicht wahrgenommen hat."

"Hamilton räumte während der Anhörung jedoch ein, dass er das Auto #16 (Leclerc) am Rand der Strecke stehen sah und hinter dieser Stelle ein grünes Lichtsignal erkennen konnte. Er musste sich daher bewusst sein, dass er sich mindestens in einem gelben Sektor befand und infolgedessen seine Geschwindigkeit deutlich reduzieren musste."

"Bei der Auswertung der Telemetriedaten stellten die Rennkommissare fest, dass der Fahrer zwar zögerte, als er Gas gab, aber die Geschwindigkeit nicht wie erforderlich reduzierte."

"In ähnlichen Fällen in der Vergangenheit haben die Rennkommissare es für angemessen gehalten, eine Verwarnung auszusprechen, anstatt die in den Richtlinien festgelegte Standardstrafe von fünf Startplätzen zu verhängen. Aus Gründen der Einheitlichkeit halten die Rennkommissare auch in diesem Fall eine Verwarnung für ausreichend."

Hamilton ernüchtert: "Team dachte, dass wir schneller sein würden"

Als Hamilton direkt im Anschluss an das Sprint-Qualifying auf die Schlussphase von SQ2 angesprochen wurde, entgegnet er: "Das hat natürlich nicht geholfen. Es war aber nicht so, dass wir es nicht probiert hätten." Doch nicht nur die Umstände rund um Leclercs Dreher sind es, die den siebenmaligen Formel-1-Weltmeister nachdenklich werden lassen.

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Lewis Hamilton fährt in Sao Paulo wieder mit besonderem Helmdesign Zoom Download

"Das Team dachte, dass wir hier deutlich schneller sein würden als wir es tatsächlich sind. Wir waren einfach nicht schnell genug", so Hamilton, der sich in diesem Zusammenhang nur noch entlocken lässt: "Immerhin haben wir alles gegeben. Das ist es, was letzten Endes am meisten zählt."

Tatsächlich war P8 von Leclerc im SQ3-Segment die beste Position, die einer der zwei Ferrari-Piloten im Verlauf des gesamten Sprint-Qualifyings in Sao Paulo belegte. Im SQ1 hatten sich Hamilton und Leclerc auf P10 und P12 klassiert, im SQ2 schaffte es Leclerc mit P9 gerade so weiter, während Hamilton ohne letzte fliegende Runde um 0,076 Sekunden am SQ3-Einzug scheiterte.

Aus Verzweiflung: Leclerc am Samstag mit anderer Abstimmung

Hamilton, der im einzigen Freien Training seinerseits einen Dreher hatte, und zwar in Kurve 11, will mit Blick auf den Sprint am Samstag "einfach nur Spaß haben". Denn ungeachtet seiner alles andere als optimalen Startposition müsse er "nachdem, wie dieses Jahr für mich läuft, es einfach genießen, egal wo ich mich befinde. Mehr als das kann ich nicht tun".

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Auch Charles Leclerc ist ob der schwachen Performance vom Freitag ernüchtert Zoom Download

Und Leclerc, der den Sprint von P8 in Angriff nehmen wird, klingt ebenfalls alles andere als euphorisch. "Ich bin nicht glücklich. Das Auto war heute sehr, sehr langsam", sagt er und rätselt: "Ich hatte eigentlich kein so schlechtes Gefühl, aber wir sind einfach nur langsam."

Mit Blick auf Samstag will es Leclerc - eher aus Verzweiflung - mit einer etwas anderen Abstimmung probieren: "Es ist zwar nicht so, dass ich irgendwas erkennen könnte, was darauf schließen lässt, dass wir mit der Abstimmung danebenliegen. Aber wir werden etwas probieren. Ob das dann besser oder schlechter sein wird, das weiß ich nicht."

Das Problem des Ferrari SF-25 in Sao Paulo

Vom Konzept her ist der Ferrari SF-25 ein Auto, dass für eine geringe Bodenfreiheit optimiert wurde. Vor allem im hinteren Teil des Autos ist die Bodenfreiheit in der aktuellen Ära des Ground-Effects von entscheidender Bedeutung, da der Großteil des Abtriebs durch den Unterboden erzeugt wird.

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Der Ferrari SF-25 und Interlagos - eine Kombination, die so nicht passt Zoom Download

Allerdings wird die Bodenfreiheit, die für den diesjährigen Ferrari optimal wäre, in der Realität so gut wie nie erreicht. McLaren, und zuletzt auch Red Bull, haben einen Weg gefunden, ihre Autos so zu fahren, dass sie im Heckbereich mit relativ wenig Bodenfreiheit fahren können, ohne dass es dabei zu starkem Springen, Aufsetzen oder übermäßigem Verschleiß des Unterbodens kommt.

Aber selbst Red Bull ist es nicht gelungen, die bevorzugte Bodenfreiheit konstant fahren zu können. Das wird nicht zuletzt anhand der Schwierigkeiten von Max Verstappen am Freitag in Sao Paulo deutlich. Das Autodromo Jose Carlos Pace in Sao Paulos Stadtteil Interlagos ist einfach seit vielen Jahren eine Strecke, die extreme Bodenwelle aufweist.

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