Kurioses Problem: Yuki Tsunoda nach letztem Stopp im falschen Motormodus
Yuki Tsunoda kämpfte in Zandvoort mit einem ungewöhnlichen Technikproblem, rettete aber trotz allem seine ersten WM-Punkte seit Imola
(Motorsport-Total.com) - Yuki Tsunoda wurde beim Grand Prix der Niederlande 2025 am Sonntag im letzten seiner drei Stints durch ein ungewöhnliches Problem eingebremst. "Wir steckten nach dem letzten Boxenstopp in einem falschen Mapping fest", erklärt Teamchef Laurent Mekies. "Er ist den letzten Abschnitt des Rennens mit einem Mapping gefahren, das wirklich sehr, sehr ungünstig war."

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Ab dem letzten Boxenstopp kämpfte Yuki Tsunoda mit stumpfen Waffen Zoom Download
Dazu muss man wissen: Bis 2020 konnten die Formel-1-Teams während eines Rennwochenendes beliebig zwischen verschiedenen Motorenmodi, sogenannten "Engine-" oder "Throttle-Mappings", hin und her wechseln. Das eröffnete die Möglichkeit, bei Bedarf maximale Leistung aus der Powerunit zu kitzeln. Etwa für eine schnelle Runde im Qualifying, oder für eine besonders entscheidende Phase im Rennen.
2020 wurde dem ständigen Wechseln zwischen Motorenmodi jedoch ein Riegel vorgeschoben, und damit waren die von Mercedes augenzwinkernd als "Party-Mode" bezeichneten Auswüchse erstmal Geschichte. Von Qualifying bis Rennende darf seither nur noch ein einziger Modus verwendet werden. Nur in drei Szenarien darf ein Fahrer das Mapping heute verändern: Wenn das Auto steht und der Motor aus ist, wenn das Rennen als Regenrennen deklariert ist und in der Boxengasse.
Weil für das Anfahren aus dem Stand ein anderes Mapping optimal ist als für das Fahren auf der Strecke, ist es gängige Praxis, dass die Fahrer vor einem Boxenstopp, wenn sie in die Boxengasse fahren, in den sogenannten "Launch-Mode" wechseln. Und nach getaner Arbeit der Mechaniker wieder in den Standardmodus zurückschalten.
Was genau lief da bei Tsunoda schief?
Aber genau da unterlief Tsunoda nach seinem letzten Boxenstopp offenbar ein Fehler. "Strat 12 in der Boxengasse", erinnerte ihn sein Renningenieur Richard Wood bei der Einfahrt, und nach absolviertem Stopp hieß es: "Strat 11, Strat 11." Doch Tsunoda scheint die Anweisung nicht sofort umgesetzt zu haben.
"Wir stecken im Boxenstopp-Pedalmapping", wurde ihm erklärt. "Es ist ein sehr flaches Pedalmapping zwischen 15 und 40 Prozent." Was so viel bedeutet wie: Zwischen 15 und 40 Prozent Gaspedalstellung war die Beschleunigung jetzt eine ganz andere als in den Rennabschnitten davor. So, wie das Mapping für einen stehenden Start optimiert war.
Tsunoda spielte unmittelbar nach dem Rausfahren aus der Box verzweifelt an einem roten Drehregler im Cockpit rum - und merkte, dass hier irgendwas nicht stimmen konnte: "Ich habe keine Power mehr", funkte er, und bekam als Antwort: "Du hast keine Power bis 40 Prozent Gaspedalstellung. Es ist ein sehr flaches Pedalmapping. Wir können das auf der Strecke nicht ändern. Versuche, dich während der Safety-Car-Phase dran zu gewöhnen."
Das Mapping einfach zu ändern, war außerhalb der Boxengasse nicht möglich: "Wenn man in der Boxengasse ist, wechselt man das Motormapping. Und wenn man danach nicht zurückwechselt, bleibt man für den Rest der Zeit darin festgefahren. Genau das ist passiert", erklärt Mekies.
Mekies: Platz 7 wäre möglich gewesen
Tsunoda hatte seinen letzten Boxenstopp in Runde 54 von 72 absolviert, und lag zu jenem Zeitpunkt an 13. Position im Rennen, unmittelbar hinter Lance Stroll. Am Ende wurde er Neunter, 4,1 Sekunden hinter dem Aston-Martin-Piloten. Nach der Zieldurchfahrt funkte sein Renningenieur: "Das war nicht leicht, dieser letzte Stint. Du hast das wirklich gut gemacht, dich während des Safety-Cars drauf einzustellen."
Für Tsunoda ein schwacher Trost: "Es gab einen Moment, da war das Safety-Car schneller als mein Auto", ärgert er sich. "Das Team hat einen fantastischen Job gemacht, den Schaden zu minimieren. Aber das Problem hat trotzdem eine Menge Performance gekostet. Letztendlich haben wir es wohl noch ganz gut gerettet."
So eroberte er immerhin seine ersten WM-Punkte seit Imola im Mai. Zufrieden ist der Japaner trotzdem nicht: "Ich habe das Gefühl, dass alles gegen mich war. Das erste Safety-Car hat überhaupt nicht geholfen, und das zweite auch nicht. Die Leute, gegen die ich gekämpft habe, sind Fünfter oder Sechster. Und ich musste mich anstrengen, überhaupt in die Punkte zu kommen."
"Normalerweise", seufzt er, "ist ein neunter Platz nichts, worüber ich mich freue. Aber unter diesen Umständen tanke ich daraus Selbstvertrauen für die Zukunft. Heute war wirklich kein leichter Tag." Mekies erklärt, dass Tsunoda unter normalen Umständen wahrscheinlich Siebter geworden wäre: "Er lag vor Antonelli. Er hatte einfach Pech."
"Yuki hatte etwas Pech mit dem Timing des ersten Safety-Cars, weil er einer von nur zwei Fahrern war - ich glaube, er und Charles -, die vorher schon gestoppt hatten. Dadurch hat er vier oder fünf Positionen verloren, einfach weil alle anderen einen günstigen Stopp bekommen haben", sagt der Red-Bull-Teamchef und hält fest: "An seiner Pace gab es nichts auszusetzen."