Nach Crash in Monaco-Startrunde: Bortoleto wirft Antonelli "Divebomb" vor
Zwei Youngster sorgen auf den ersten Metern in Monaco für Spektakel - mit dem schlechteren Ausgang für Gabriel Bortoleto: So lief das Duell mit Kimi Antonelli
(Motorsport-Total.com) - Sie kennen sich schon bestens aus der Formel 2, in ihrem Rookie-Jahr in der Königsklasse hatten sie bislang aber noch nicht so viel miteinander zu tun: Während Kimi Antonelli mit Mercedes bislang stets um Punkte fuhr, mühte sich Gabriel Bortoleto mit dem Sauber zumeist am Ende des Feldes ab.

© Sutton Images
Gabriel Bortoleto überholte in der Haarnadel, Kimi Antonelli konterte direkt Zoom Download
In Monaco aber änderten sich die Vorzeichen durch den Crash des Italieners im Qualifying und dem daraus resultierenden 15. Startplatz, nur eine Position vor Bortoleto: Im Nachhinein gut für die Zuschauer, denn die beiden Youngster sorgten in einem sonst eher spannungsarmen Grand Prix zumindest auf der Startrunde für reichlich Action!
Zunächst einmal überholte Bortoleto seinen zwei Jahre jüngeren Konkurrenten außenherum in der Loews-Haarnadel, ein seltenes wie starkes Manöver. Allerdings wollte sich Antonelli offenbar nicht derart vorführten lassen und setzte nur zwei Kurven später in Portier innen zu einem knallharten Konter an - der für den ausweichenden Brasilianer in der Bande endete:
Antonelli: "War ein aggressives Manöver, aber ..."
"Ich denke, es war ein aggressives Manöver, aber am Ende des Tages habe ich ihn nicht berührt", sieht Antonelli die Kurve ganz klar als seine an: "Am Scheitelpunkt der Kurve lag ich vorn. Natürlich will man niemanden in der Mauer sehen, das war keinesfalls meine Absicht. Aber wie gesagt, es gab keinen Kontakt, und ich habe versucht, ihm so viel Platz wie möglich zu lassen."
Überrascht ist der Mercedes-Rookie vom Ausgang allerdings nicht: "Monaco ist nun mal extrem eng, solche Situationen können passieren", erklärt er - mit Blick auf sein hartes Dagegenhalten fügt Antonelli hinzu: "Natürlich wollte ich die Position nicht verlieren, denn mein Ziel war, an George dranzubleiben - insbesondere wegen unserer Strategie. Deshalb habe ich versucht, sofort zurückzuschlagen."
Allerdings ganz im Rahmen des Erlaubten, wie Antonelli rechtfertigt: "Ich denke nicht, dass da etwas Besonderes oder Unsauberes war. Ich habe mir die Onboard-Aufnahmen auch nochmal angeschaut, es gab keinen Kontakt. Ja, es war ein aggressives Manöver, aber wie gesagt: Mein Ziel war es einfach, zu überholen."
Eigener Teamchef widerspricht verärgertem Bortoleto
Bortoleto sieht die Sache naturgemäß ein bisschen anders: "Ich habe ihn in Kurve sechs überholt, und dann versuchte er ein "Divebomb"-Manöver in Kurve acht, wo es in der Vergangenheit ja schon oft zu Unfällen kam. Wenn man so eine "Divebomb" startet, muss man sich voll darauf einlassen."
Der Sauber-Pilot schildert aus seiner Perspektive: "Ich selbst war bereits voll in der Kurve, weil ich an dieser Stelle niemals mit einem Angriff gerechnet hätte. Ich habe trotzdem versucht, auf der Strecke zu bleiben und gehofft, dass er mir ein wenig Platz lässt - aber er hat mir überhaupt keinen Platz gelassen", beschwert sich der Neuling.
"So endete ich in der Mauer, weil ich ausweichen musste, um ihn innen nicht zu treffen. Letztlich wäre ich also so oder so in der Mauer gelandet", bemängelt Bortoleto seine Ausweglosigkeit in der Situation. Allein: Sogar sein eigener Teamchef sieht die Sache nach Rennende etwas anders: "Ich war immer ein Fan von gutem, sauberen und hartem Racing - und ich denke, das war es", offenbart Saubers Jonathan Wheatley.
Auch Ex-Rennfahrer und ServusTV-Experte Philipp Eng steht nach Ansicht der Zeitlupenbilder klar auf Antonellis Seite: "Kimi hat das nicht lange auf sich sitzen lassen, hat dann wieder seine Nase reingesteckt. Es hat keine Berührung gegeben", sagt der Österreicher: "Aus meiner Sicht ein blitzsauberes Manöver von Kimi Antonelli."
Immerhin Glück im Unglück für Zweikampfverlierer Bortoleto: Trotz des Unfalls kann er seinen ersten Grand Prix in Monaco anschließend fortsetzen: "Der Aufprall war nicht sehr stark, also wusste ich, dass es wahrscheinlich nur der Frontflügel ist. Ich habe dann zurückgesetzt und bin weitergefahren", schildert der Sauber-Pilot seine chaotische erste Runde.
"Schade, denn wenn man hier einen Boxenstopp macht und dadurch 20 Sekunden Rückstand hat, ist es praktisch gelaufen", sagt Bortoleto, der seine Monaco-Premiere als 14. beendet. Doch auch Antonelli kommt nach der heiklen Szene nicht wirklich in Fahrt, steckt im Stau fest: "Wir haben versucht, mit unserer Strategie etwas zu erreichen, aber das hat leider nicht funktioniert", fällt auch sein Fazit nach Rang 17 am Ende eher ernüchternd aus.