Seitenhieb gegen Rivalen: Warum auf Browns Trinkflasche "Tire Water" steht
In Miami sorgte McLaren-CEO Zak Brown mit einer Trinkflasche für Aufsehen, auf der "Tire Water" stand - Was es damit auf sich hat und an wen sich die Botschaft richtet
(Motorsport-Total.com) - Beim Großen Preis von Miami sorgte McLaren-Geschäftsführer Zak Brown mit einer kuriosen Aktion für Aufsehen: Der US-Amerikaner trank während der Sessions am Kommandostand aus einer Trinkflasche, auf der mehrfach und in großen Buchstaben der Begriff "Tire Water" stand. Ein Seitenhieb gegen die Konkurrenz!

© Sutton Images
McLaren-Boss Zak Brown ärgert sich über die Anschuldigungen der Konkurrenz Zoom Download
Denn im vergangenen Jahr witterte Red Bull beim Großen Preis von Brasilien einen Trick bei McLaren: Angeblich soll das Team Wasser in die Reifen gespritzt haben, um diese besser zu kühlen. Auch bei den immer wieder aufflammenden Diskussionen rund um die sogenannten Flexi-Wings geriet McLaren mehrfach ins Kreuzfeuer der Kritik.
Nun scheint es McLaren-Boss Brown mit den Anschuldigungen genug zu sein! Mit seinem Trinkflaschen-Protest in Miami bezieht der Amerikaner eindeutig Stellung und macht deutlich, was er von den "leichtfertigen Anschuldigungen" der Konkurrenz hält.
"[Die Trinkflasche] war ein Scherz, der sich auf ein ernstes Thema bezog, nämlich dass Teams in der Vergangenheit Anschuldigungen gegen andere Teams erhoben haben", erklärt Brown. "In letzter Zeit konzentriert sich ein Team mehr auf diese Strategie als andere."
McLaren-Boss will Anschuldigungen unterbinden
Damit meint der McLaren-Boss vor allem Red Bull, die zuletzt häufiger mit Anschuldigungen gegen die Konkurrenz auffielen. "Es gibt einen korrekten Weg, um gegen ein Team am Ende des Rennens zu protestieren, und man muss es formell machen, offenlegen, woher es kommt, und etwas Geld hinlegen", so Brown.
Tatsächlich gibt es in der Formel 1 bereits ein festgelegtes Vorgehen, und das FIA-Sportreglement sieht vor, dass bei jedem Protest eines Teams eine Kaution von 2.000 Euro hinterlegt werden muss. Das gilt allerdings nur, wenn es sich um einen offiziellen Protest handelt.
"Ich denke, dieses Verfahren sollte auf alle Anschuldigungen ausgedehnt werden, um die leichtfertigen Anschuldigungen zu unterbinden, die nur der Ablenkung dienen", äußert der McLaren-Boss seine Meinung. Nur so können man die falschen Beschuldigungen in Zukunft unterbinden.
"Wenn man also etwas Geld auf den Tisch legen und seine Behauptungen zu Papier bringen müsste, ohne sie zu verschleiern, dann wäre das eine Möglichkeit, mit den falschen Behauptungen aufzuräumen, die in diesem Sport vorkommen und die nicht sehr sportlich sind."
Protestgeld "von der Budgetobergrenze abziehen"
Grundsätzlich stört sich Brown nicht daran, dass sich die Teams gegenseitige Vorwürfe machen - allerdings sollten diese Anschuldigungen dann offiziell auf Papier gebracht werden, verbunden mit einer saftigen Gebühr. "Wenn sich am Ende herausstellt, dass man falsch lag, dann sollte das empfindlich aufs Budgetlimit angerechnet werden", fordert er.
"Ich denke, das wird die falschen Behauptungen einiger Teams in diesem Sport deutlich eindämmen", meint der McLaren-Geschäftsführer, der von einem "bedeutenden" Geldbetrag spricht, der festgelegt werden müsse. Das würde sicherstellen, dass jeder Protest eine Verpflichtung darstellt und sich auf das Budget des Teams für die Entwicklung auswirkt.
Alle Teams seien bereits an der Grenze des Kostendeckels angekommen, meint Brown. "Ich weiß, dass wir nicht einen Dollar für etwas verschwenden, von dem wir nicht glauben, dass es Leistung bringt", erklärt der US-Amerikaner, der über die Höhe der Protestsumme grübelt: "Wahrscheinlich etwa 25.000 Dollar."
"Es müssen nicht Hunderttausende sein, aber es muss bedeutend genug sein, damit man Leistung verliert, die man ins Auto hätte investieren können." Nur dann würde man sicherstellen, dass entsprechende Anschuldigungen ordentlich geprüft werden und es sich nicht nur um Behauptungen handelt.
Red-Bull-Teamchef reagiert gelassen
Der Konter von Red-Bull-Teamchef Christian Horner ließ allerdings nicht lange auf sich warten. "Sie haben letztes Jahr exakt dasselbe bei der vorderen Aufhängung unseres Autos gemacht", erinnert der Brite daran, dass auch Red Bull wegen des illegalen Bib-Tricks im Fokus der FIA stand.
"Es ist also unvermeidlich, dass man immer stärker unter die Lupe genommen wird, wenn man vorne fährt - so wie wir es in den letzten Jahren getan haben. Das gehört einfach zur Formel 1 dazu", meint Horner, der sich den Seitenhieb von Brown offenbar nicht zu Herzen nimmt.
Allerdings scheint der Red-Bull-Teamchef dabei zu vergessen, dass sein Team das Auto kurzfristig umbauen musste, weil es sich um eine verbotene Konfiguration handelte. Bei McLaren gab es nach Aussage Browns in diesem Jahr noch keine Ansage von der FIA, irgendetwas in Bezug auf das Temperaturmanagement der Bremsen oder Reifen anzupassen.
"In vielerlei Hinsicht erledigen alle Teams den Großteil der Arbeit der FIA, weil sie natürlich über weitaus größere Ressourcen verfügen und ständig Wettbewerbsanalysen bei allen Teams durchgeführt werden", so Horner. "Das ist also ein wesentlicher Bestandteil der Formel 1." Ein Ende der Anschuldigungen ist deshalb nicht in Sicht.