Wie Lando Norris' Renningenieur bei Oscar Piastris Sieg mitgeholfen hat

(Motorsport-Total.com) - Nach der wilden Jagd durch den schnellen Leitplankenkanal von Dschidda, sieht man Sieger Oscar Piastri die Strapazen beim Aussteigen am Sonntag nach Rennende durchaus an: "Ich suche ehrlich gesagt gerade nach einem Sofa, das beschreibt es wohl am besten", ist der McLaren-Star im Ziel trotz aller Erschöpfung zu Scherzen aufgelegt.

"Es war ein ziemlich hartes Rennen. Ich bin natürlich sehr, sehr glücklich über den Sieg", freut sich der Australier. Dass er den Grand Prix gleich auf den ersten Metern am Start gegen Verstappen gewinnt, der zwar zunächst in Führung bleibt, für sein Abkürzen in Kurve eins jedoch eine entscheidende Fünf-Sekunden-Strafe kassiert, daran lässt Piastri im Nachgang keine Zweifel.

Denn: "Es war wirklich schwierig, jemandem zu folgen. Am Ende des ersten Stints konnte ich Max nicht mehr wirklich halten, meine Reifen haben stark abgebaut", ist er sich bewusst, dass es äußerst schwierig geworden wäre, auf der Strecke an Verstappen vorbeizugehen. Nachdem der Niederländer schließlich zum Boxenstopp abbiegt, und dabei seine Strafe verbüßt, "war es angenehm, endlich freie Fahrt zu haben", berichtet Piastri.

"Eines der anstrengendsten Rennen meiner Karriere"

Anschließend habe er das Rennen zwar "besser kontrollieren" können: "Trotzdem durfte ich mir keine Pause gönnen - Max war sehr schnell, und ich musste permanent pushen", kann der McLaren-Star seinen Verfolger im Red Bull nicht wirklich abschütteln, weshalb er nach der Zieldurchfahrt auch zugibt: "Es war enger, als mir lieb war."

Das ist dann auch der einzige Wermutstropfen, an einem fast perfekten Sonntag für den Australier: "Es fehlt vielleicht noch ein bisschen was, denn Max war uns ein klein wenig zu nah. Ansonsten aber ein großartiges Rennen und ein fantastisches Wochenende", lobt Piastri sein Team: "Wir haben die entscheidenden Dinge richtig gemacht." Wie etwa die harte Arbeit an den Starts, gibt der 24-Jährige doch zu bedenken: "Letztlich hat mir genau das den Sieg gebracht."

Dass es aber auch aus der später eingenommenen Führungsposition heraus ein kräftezehrender Grand Prix war, das überrascht den McLaren-Star indes weniger: "Es ist hier immer ein hartes Rennen. In diesem Jahr fand es auch etwas später im Kalender statt, was die Bedingungen wärmer und feuchter gemacht hat. Für mich war es definitiv eines der anstrengendsten Rennen meiner Karriere. Umso schöner, dass ich es gewinnen konnte."

Lob vom Teamchef: Piastri "wirkt wie ein Routinier"

Lob gibt es dafür von Teamchef Andrea Stella, der vor allem Piastris "großartigen Start" als siegbringend hervorhebt. In Anbetracht der strittigen Verteidigung Verstappens, der bei dieser die Bahn verlässt und abkürzt, sei es "absolut verdient, dass er die Führung behalten durfte", erklärt Stella in Bezug auf seinen Schützling.

"Und ab da war es entscheidend, in der sauberen Luft zu fahren, denn der Windschatten ist auf dieser Strecke eher hinderlich. Oscar hat das sehr gut gemanagt. Er wirkt wie ein Routinier, dabei war das erst sein 51. Formel-1-Rennen", macht der Italiener seinem WM-Leader bei Sky Komplimente. Piastris Reife habe sich jedoch auch nach dem Boxenstopp gezeigt, als er mit einem mutigen Manöver an Lewis Hamilton vorbeizog:

"Ich glaube auch, dass Lewis ein sehr fairer Gegner ist. Wenn es nicht diese Kurve gewesen wäre, dann hätte sich in der nächsten eine Möglichkeit ergeben, er hat Oscar also nicht unnötig aufgehalten", sagt Stella. Mit Blick auf das Überholmanöver gibt der Teamchef dann noch eine Anekdote zum Besten: "Landos' Renningenieur hat proaktiv den Renningenieur von Oscar informiert, dass sie Schwierigkeiten hatten, Lewis zu überholen, da er sie in Kurve 27 überholte, aber direkt in Kurve eins wieder konterte."

Stella stolz: "Das war reiner Teamgeist"

"Also hieß es: 'Sagt Oscar, er soll es direkt in Kurve eins versuchen.' Ich war wirklich stolz, das von der Boxenmauer aus mitzuerleben", so Stella, der erklärt: "Ich musste nichts anstoßen, das war reiner Teamgeist und ein schönes Beispiel für die Zusammenarbeit bei McLaren. Großartig gemacht von Will Joseph, Tom Stallard und dem gesamten Team!"

Doch die Duelle von Norris und Piastri mit Hamilton, waren dabei nicht die einzigen mit einem roten Auto, die Stella am Sonntag in den Kopf kamen - auch an das bei Piastris Sieg im Vorjahr in Baku habe er sich wegen der Drucksituation gegen Rennende nochmals erinnert gefühlt: "Da war es auch sehr angespannt, damals gegen Leclerc", sagt Stella, "aber ich war auch heute wieder erstaunlich ruhig".

Der Grund: "Es war eines dieser Rennen, bei denen man einfach weiß: Oscar hat alles unter Kontrolle. Er weiß genau, was er tut, hatte keinen aufregenden Moment dabei", freut sich der McLaren-Teamchef - und zeigt sich beeindruckt: "Er war sehr selbstsicher." Eben ganz im Stile eines WM-Spitzenreiters, der Piastri seit Sonntag erstmals ist...