• 07. April 2024 · 13:32 Uhr

Lando Norris: "Habe keine Ferrari-Rennpace gesehen, die unglaublich war"

Hat sich McLaren beim Großen Preis von Japan mit der Strategie von Lando Norris vergriffen? Warum ein Podium für McLaren wohl nicht drin gewesen wäre

(Motorsport-Total.com) - Hat McLaren ein mögliches Podium für Lando Norris verspielt? Der Brite kam beim Großen Preis von Japan auf den fünften Platz hinter beiden Red Bulls und beiden Ferraris ins Ziel, doch noch vor den zweiten Boxenstopps machte es den Anschein, als könne Norris seinen dritten Startplatz auch ins Ziel bringen.

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Hätte Lando Norris vor den Ferraris ins Ziel kommen müssen? Zoom Download

Zeitweise schien auch der zweite Platz von Sergio Perez durch den McLaren-Piloten in Gefahr zu sein, schließlich konnte er am Mexikaner durch einen frühen Undercut vorbeigehen, ehe Perez ihn später auf der Strecke wieder schnappte. Wie kam es also am Ende nur zu einem fünften Platz hinter beiden Ferraris?

"Ich glaube nicht, dass heute viel mehr möglich war, insbesondere ein Podiumsplatz", meint Teamchef Andrea Stella. "Vielleicht hätten wir mit Lando vor Leclerc ins Ziel kommen können, wenn wir den Versuch aufgegeben hätten, auf das Podium zu fahren."

"Ich glaube, uns fehlten ein wenig die [strategischen] Möglichkeiten", fügt er hinzu. "Denn als wir Lando schon früh an die Box holten, wussten wir, dass Ferrari [mit Sainz] bereit war, gegen uns einen Undercut zu fahren. Also wollten wir präventiv vorgehen."

Norris wundert sich über frühen Stopp: Warum kein Overcut?

Mit dem frühen ersten Stopp wollte McLaren den Undercut seitens Sainz verhindern, doch für hochgezuckte Augenbrauen sorgte eher der zweite Reifenwechsel von Lando Norris. Sainz' Ferrari-Teamkollege Charles Leclerc blieb lange draußen, um die Einstoppstrategie möglich zu machen, ehe er in Runde 26 seinen einzigen Reifenwechsel vollzog.

Norris, der zu dem Zeitpunkt mit frischeren Reifen auf den Monegassen aufholte, bog jedoch in der gleichen Runde an die Box ein. Per Funk bekam er von seinem Team mitgeteilt: "Wir stoppen in dieser Runde", worauf er antwortete: "Warum so früh?"


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Mit dem Reifenwechsel in der gleichen Runde war klar, dass die Position gegen Leclerc offiziell verloren war, da beide nun ähnlich frische Reifen hatten, was das Überholen für Norris im Prinzip unmöglich machte. Warum ist man also nicht länger draußen geblieben, um Leclerc gegen Ende des Rennens mit einem Overcut auf der Strecke zu überholen?

Ferrari lockt McLaren in Strategiefalle: Stopp von Norris ausweglos?

Auf die Frage, ob er durch das schlechte Timing des zweiten Stopps die Position gegen Leclerc eingebüßt hat, meint Norris: "Ich weiß es nicht. Ehrlich gesagt, wurde mir gesagt, ich solle an die Box kommen. Also habe ich auf das gehört, was mir gesagt wurde. Aber das ist etwas, das wir mit dem Team besprechen werden. Ich denke, wir haben das getan, was zu diesem Zeitpunkt das Beste war."

"Ich glaube, wir haben George [Russell] abgeschirmt, was wir, um ehrlich zu sein, vielleicht nicht hätten tun müssen. Und weil wir versucht haben, die Position gegen ihn zu sichern, sind wir zur gleichen Zeit wie Charles an die Box gekommen - ich hätte also sicher noch fünf, sechs Runden fahren können, ein Reifendelta schaffen und dann wieder durchkommen können, wie es zum Beispiel Carlos am Ende getan hat."

Vor den zweiten Boxenstopps hatte Sainz allerdings die besten Reifen und lag vor der 26. Runde etwa drei Sekunden hinter Norris und holte rund eine halbe Sekunde pro Runde auf. Durch Leclercs Fahrfehler in der zweiten Degner-Kurve der 26. Runde stauchte sich das Feld jedoch noch weiter zusammen. Aus drei Sekunden Rückstand für Sainz zu Beginn der Runde, waren es 5,8 Kilometer später nur noch 1,4 Sekunden.

Somit hätte sich schon in der nächsten Runde ein Undercutrisiko gegen Sainz für McLaren ergeben, wie es im ersten Stint schon der Fall war. Einen langen Overcut gegen Leclerc hätte Norris somit nicht fahren können, da man dann gegen beide Ferraris die Position auf der Strecke verloren hätte. Allerdings wäre dann immer noch ein langer Overcut gegen Leclerc und Sainz möglich gewesen. Aufgrund des Topspeed-Defizites ist das Überholen für den McLaren aber auch keine leichte Aufgabe.

Stella: Sind für Podiumschance ins Risiko gegangen

Stella erklärt das Dilemma für McLaren: "Wir hatten zwei Sätze von harten Reifen, sodass wir früh stoppen konnten und indem wir Lando früh hereinholten, wollten wir sehen, ob wir um das Podium fahren können. Und wir haben sogar versucht, zu sehen, ob wir Perez schlagen können. Ich dachte also, es lohnt sich, das zu versuchen."

"Letztendlich haben wir dadurch ein Rennen gefahren, das von der Gesamtzeit [des Rennens] her vielleicht etwas ungünstig war, aber ich denke, es war einen Versuch wert. Was Lando angeht, so sind wir froh, dass wir versuchen wollten, auf dem Podium zu landen."

Auch wenn rückblickend betrachtet der zweite Boxenstopp zu früh für Norris kam, scheint es, als hätte ein Ferrari ihn in jedem Fall bekommen. Mit einem langen Overcut hätte der Brite gegen Ende des Rennens gute Chancen gehabt, um Leclerc auf der Strecke zu überholen, doch gegen Sainz hätte man wohl trotzdem verloren. Ferrari nahm McLaren strategisch in ein Sandwich, bei dem wahrscheinlich in jedem Fall ein rotes Auto auf dem Podium gelandet wäre.

"Der Zeitpunkt des zweiten Stopps wurde von Leclerc erzwungen", so Stella. "Und außerdem näherte sich Carlos Lando. Also hätte Carlos Lando überholt. Und wenn Carlos Lando überholt, verliert Lando Zeit, und dann landet er hinter Hamilton und Russell. Wenn man mit so vielen Autos ein Rennen fährt, muss man mehrere Auswirkungen in Betracht ziehen."

Norris: Ferrari war nicht unerreichbar

Dennoch meint Norris, dass die Scuderia nicht wie vor dem Rennen von einigen Experten erwartet, Kreise um McLaren gezogen hat: "Ich lag nur zehn Sekunden hinter Carlos im Ziel, was nicht viel Rückstand ist. Ich denke, das ist immer noch ein guter Job von uns."

"Ich habe nicht gesehen, dass die Renngeschwindigkeit von Ferrari etwas Unglaubliches war. Ich glaube nicht, dass es so gut war, wie Red Bull dachte oder wie sie es gestern gesagt haben. Aber ja, am Anfang war es schwierig, wenn man versucht, mit einem schnelleren Auto mitzuhalten oder vor den Ferraris zu bleiben, die schneller waren."

"Man schont die Reifen mehr. Es war wie eine Spirale, die sich immer weiter drehte, und man kämpfte auf verlorenem Posten. Es war also kein schlechter Tag. Ich denke, wir sind da, wo wir am Ende sein sollten, nämlich hinter Ferrari. Dort waren wir schon das ganze Jahr. Ich denke, gestern waren wir einfach überragend. Ich bin einige sehr starke Runden gefahren und habe uns vielleicht ein bisschen zu gut aussehen lassen und heute waren wir ein bisschen mehr auf dem Boden der Tatsachen."

Beim Blick auf die um verschiedene Reifenmischungen und Strategien bereinigte Rennpace, war Norris der viertschnellste Fahrer in Suzuka mit einem durchschnittlichen Rückstand von 0,35 Sekunden pro Runde auf Max Verstappen. Leclerc war im Schnitt eine Hundertstelsekunde schneller, Sainz um eine halbe Zehntel langsamer. Der Reifenverschleiß am Ferrari war aber deutlich besser.
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