• 24. März 2024 · 11:37 Uhr

"Potenziell gefährlich": So begründen die Kommissare die Strafe für Alonso

Fernando Alonso bekommt für seine Aktion gegen George Russell eine Strafe von den Kommissaren: So lautet die Begründung im Wortlaut

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso wurde von den Kommissaren für den Unfall von George Russell bestraft. Auch wenn es keine Berührung zwischen den beiden gab, sahen die Kommissare in Alonso den Auslöser für den Abflug des Mercedes-Piloten in der vorletzten Runde des Formel-1-Rennens in Australien 2024.

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Fernando Alonso leistete sich in Kurve 6 ein seltsames Manöver Zoom Download

Daher belegten sie den Spanier mit einer Zeitstrafe von 20 Sekunden sowie drei Strafpunkten. Weitere Sanktionen für ein möglicherweise absichtliches Manöver gegen Russell verhängte die FIA aber nicht, weil sie keinen ausreichenden Beweis sahen.

Im Folgenden wollen wir die Begründung der Kommissare im Wortlaut widergeben, die sich die Szene zwischen Alonso und Russell vor Kurve 6 genau anschauten und neben Aussagen beider Fahrer sowie Teamvertretern auch die Telemetriedaten, Videoaufnahmen und Funksprüche auswerteten.

"Auto 63 (George Russell) folgte Auto 14 (Fernando Alonso) mit einem Rückstand von etwa 0,5 Sekunden, als sich die Fahrzeuge der Kurve 6 näherten. Alonso erklärte den Kommissaren, dass er beabsichtigte, die Kurve 6 anders anzufahren, nämlich früher zu vom Gas zu gehen und mit geringerer Geschwindigkeit in die Kurve hineinzufahren, um einen besseren Ausgang zu bekommen."

"Russell erklärte den Kommissaren, dass Alonsos Manöver aus seiner Sicht unberechenbar war, ihn überraschte und dazu führte, dass er den Abstand ungewöhnlich schnell verringerte, und durch den daraus resultierenden geringeren Abtrieb im Scheitelpunkt der Kurve verlor er die Kontrolle und verunfallte am Ausgang der Kurve. Es kam zu keiner Berührung zwischen den Autos."

Ungewöhnlich gebremst und geschaltet

"Die Telemetrie zeigt, dass Alonso etwas mehr als 100 Meter früher als jemals zuvor während des Rennens vom Gas ging. Er bremste auch sehr leicht an einem Punkt, an dem er normalerweise nicht bremst (obwohl die Bremswirkung so gering war, dass sie nicht der Hauptgrund für die Verlangsamung seines Autos war), und er schaltete an einem Punkt herunter, an dem er normalerweise nicht herunterschaltet."

"Dann schaltete er wieder hoch und beschleunigte bis zur Kurve, bevor er wieder vom Gas ging, um die Kurve zu nehmen. Alonso erklärte, dass es zwar sein Plan war, früher abzubremsen, er sich aber leicht vertan hat und zusätzliche Schritte unternehmen musste, um wieder auf Geschwindigkeit zu kommen."

"Nichtsdestotrotz führte dieses Manöver zu einer beträchtlichen und ungewöhnlichen Annäherungsgeschwindigkeit zwischen den Autos."

"Bei der Prüfung der Angelegenheit konzentrierten sich die Kommissare ausschließlich auf den Wortlaut des Reglements, in dem es heißt: 'Ein Fahrzeug darf zu keinem Zeitpunkt unnötig langsam, unregelmäßig oder in einer Weise gefahren werden, die als potenziell gefährlich für andere Fahrer oder andere Personen angesehen werden kann.' (Art. 33.4)"

Kein Beweis für absichtliches Manöver

"Im vorliegenden Fall haben die Kommissare die Folgen des Unfalls nicht berücksichtigt. Außerdem sind die Kommissare der Ansicht, dass sie nicht über ausreichende Informationen verfügen, um festzustellen, ob Alonsos Manöver darauf abzielte, Russell Probleme zu bereiten, oder ob er, wie er gegenüber den Kommissaren angab, einfach nur versucht hat, einen besseren Ausgang zu bekommen."

"Sollte Alonso das Recht haben, eine andere Herangehensweise an die Kurve zu versuchen? - Ja."

"Sollte Alonso für die Dirty Air verantwortlich sein, die letztlich den Vorfall verursacht hat? - Nein."

"Hat er sich jedoch dazu entschlossen, etwas zu tun, das - mit welcher Absicht auch immer - außergewöhnlich war, also etwa das Lupfen, Bremsen, Herunterschalten und alle anderen Elemente des Manövers mehr als 100 Meter früher als zuvor und viel früher, als es nötig gewesen wäre, um einfach früher für die Kurve zu bremsen?"

"Ja, nach seiner eigenen Schilderung des Vorfalls hat er das getan, und nach Ansicht der Rennkommissare ist er damit auf eine Art und Weise gefahren, die angesichts der sehr hohen Geschwindigkeit an dieser Stelle der Strecke zumindest 'potenziell gefährlich' war."

"In dieser Saison wurden die FIA-Formel-1-Strafrichtlinien, auch für diesen Verstoß, neu bewertet und auf eine 10-Sekunden-Strafe erhöht. Darüber hinaus ziehen wir eine Durchfahrtsstrafe in Betracht, wenn ein erschwerender Umstand vorliegt."

"In diesem Fall betrachten wir die Tatsache, dass sich Alonso an dieser Stelle für ein ungewöhnliches Manöver entschieden hat, als einen erschwerenden Umstand, im Gegensatz zu einem einfachen Fehler."

"Die Kommissare ordnen daher eine Durchfahrtsstrafe an, die in 20 Sekunden auf die Zeit von Auto 14 umgerechnet wird, sowie drei Strafpunkte."

Das sagt Fernando Alonso

Die Strafe spülte Alonso hinter seinen Teamkollegen Lance Stroll und Yuki Tsunoda (Racing Bulls) auf Position acht. In der Pressemitteilung von Aston Martin nach dem Rennen äußert sich der Spanier wie folgt:

"In den letzten Runden holte mich George schnell ein. Ich wusste, dass er kommen würde. Dann war er fünf oder sechs Runden lang in DRS-Reichweite, also fuhr ich nur noch Qualifikationsrunden, um vorne zu bleiben."


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"Ich wollte meine Ausgangsgeschwindigkeit aus Kurve sechs maximieren, um mich gegen ihn zu verteidigen. Das würde jeder Rennfahrer tun, und ich hatte nicht das Gefühl, dass es gefährlich war."

"Es ist enttäuschend, von den Kommissaren eine Strafe für ein hartes, aber faires Racing zu bekommen. Dennoch bin ich froh, dass es George gut geht. Es war nicht schön, sein Auto in der Mitte der Strecke zu sehen."

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