• 05. November 2023 · 20:03 Uhr

Spannungen bei Mercedes, Startcrash & Verstappen-Sieg in Sao Paulo!

Das war der Grand Prix in Brasilien: Leclerc crasht vor dem Start, Karambolage in Runde 1, heißer Boxenfunk bei Mercedes und ein Duell Verstappen vs. Norris

(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen hat nach dem F1-Sprint am Samstag auch den Grand Prix von Sao Paulo am Sonntag gewonnen. Der Red-Bull-Pilot setzte sich in einem actionreichen Rennen gegen Herausforderer Lando Norris (McLaren) durch, der ihm zwar in der Anfangsphase die Stirn bieten, letztendlich aber doch nicht ernsthaft gefährlich werden konnte.

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Mit dem gewonnenen Start legte Max Verstappen den Grundstein für den Sieg Zoom Download

Bis zum Schluss elektrisierend war dafür der Kampf um Platz 3 zwischen Fernando Alonso (Aston Martin) und Sergio Perez (Red Bull), in dem sich Perez trotz DRS-Vorteil rundenlang die Zähne am alten Hasen aus Spanien ausbiss. Entscheidend dafür war Alonsos unkonventionelle Linie aus Kurve 12 heraus, mit der er Perez in die Verzweiflung trieb.

In Runde 70 von 71 erwischte Perez einen guten Ausgang aus Kurve 12 und setzte sich vor dem Senna-S innen konsequent neben Alonso. Der hatte jetzt zwar den DRS-Vorteil, schaffte den Konter bei Kurve 4 aber nicht sofort - sondern erst in der allerletzten Runde, mit einer spektakulären Attacke.

Auf der Ziellinie lagen nur 0,053 Sekunden zwischen Alonso und Perez - ein Kampf auf allerhöchstem Niveau, der die Fans auf den Tribünen in Ekstase versetzte.

Fünfter wurde Lance Stroll (Aston Martin) vor Carlos Sainz (Ferrari), Pierre Gasly (Alpine), Lewis Hamilton (Mercedes), Yuki Tsunoda (AlphaTauri) und Esteban Ocon (Alpine).

Nico Hülkenberg (Haas) wurde in eine Startkarambolage verwickelt, konnte danach zwar weiterfahren, verpasste WM-Punkte als Zwölfter aber relativ deutlich.

Insgesamt sahen nur 14 von 20 gestarteten Autos die Zielflagge.


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Was waren die Stimmen der Top 3?


Max Verstappen (1.): "Die Starts waren heute wichtig. Beide waren sehr gut. Danach ging es eigentlich nur noch ums Reifenmanagement. Wir sind sehr gut mit den Reifen umgegangen, trotz des hohen Verschleißes bei diesen Bedingungen, und besonders im Mittelstint konnte ich einen Vorsprung aufbauen."


Lando Norris (2.): "Hätte nicht viel besser laufen können. Der Start von P6 auf P2 war eine angenehme Überraschung. Der Start gestern war ja nicht so gut. Beim zweiten Start war ich dann vielleicht ein bisschen zu aggressiv. Ich freue mich über diesen zweiten Platz. Ich habe mal versucht, ein bisschen Druck auf Max zu machen, aber er hatte auf alles eine Antwort."


Fernando Alonso (3.): "Ich hatte 30 Runden lang Druck von Checo. Als er zwei Runden vor Schluss an mir vorbeiging, dachte ich, das war's jetzt. Aber dann hat er sich in Kurve 1 ein bisschen verbremst und ich dachte mir, dass ich in Kurve 4 nochmal eine Chance kriegen könnte. Nach den letzten zwei Rennwochenenden ist dieses Podium ein phänomenales Ergebnis für das Team."

Was war der Grund für Leclercs Crash vor dem Start?

Das Rennen begann schon vor dem Start turbulent. Ferrari-Pilot Charles Leclerc drehte sich in der Aufwärmrunde im Infield von der Strecke und krachte bei Kurve 6 in die Mauer. "Ich habe die Hydraulik verloren", funkte er und fluchte dabei: "Warum zur Hölle habe immer ich so viel Pech? Keine Hydraulik, alles wurde plötzlich hart."

Leclerc schaffte es zunächst, das Auto nochmal zu starten und wegzufahren, doch ein paar Kurven später funkte er wieder: "Verdammte Scheiße. Der Motor ist wieder ausgegangen. Warum habe ich so viel Pech? Oh mein Gott." Und konnte daher auch nicht in die Startaufstellung fahren, um den regulären Start zu bestreiten.

Nach dem Rennen stellte sich relativ rasch die wahre Ursache für den Crash heraus: "Ich verlor die Lenkung und fuhr geradeaus, weil die Hydraulik nicht mehr funktionierte. Ich glaube aber nicht, dass es die Hydraulik war."

Leclerc bleibt kryptisch, wenn er sagt: "Ich meine, ich weiß, was es war, aber ich kann es nicht sagen. Dann gab es auch noch Trouble mit dem Motor und ich hatte blockierende Hinterräder. Da habe ich mich dann gedreht und bin in die Mauer geflogen. Ich konnte nichts machen."

Wie kam es danach zum Startcrash?

Es war eine Verkettung unglücklicher Umstände, die dazu führte, dass das Rennen zunächst mit dem Safety-Car neutralisiert und dann mit roter Flagge unterbrochen werden musste. Bitter übrigens für Leclerc, denn hätte er sich noch an den Start geschleppt, wäre es während der Unterbrechung möglich gewesen, an seinem Auto zu arbeiten.

Während Verstappen den Start souverän gewann, ohne Gegner neben sich in der ersten Reihe, flog Norris vom sechsten Platz sensationell auf Platz 2 nach vorn. Der McLaren-Pilot riskierte am Gaspedal offenbar mehr als im F1-Sprint, wo er eigenen Angaben nach "zu konservativ" an die Beschleunigungsphase herangegangen war.

Doch dahinter wurde Schrott fabriziert: Kevin Magnussen (Haas) zog sukzessive von der linken auf die rechte Seite und löste damit unbeabsichtigt eine Kettenreaktion aus. Denn so ging seinem Teamkollegen Nico Hülkenberg der Platz aus, der im Sandwich zurücksteckte und dabei in den Williams von Alexander Albon reinfuhr.

Magnussen und Albon rutschten seitlich in die Mauer und waren aus dem Rennen, während im Tohuwabohu herumfliegender Wrackteile ein Reifenschlauch den Heckflügel des AlphaTauri von Daniel Ricciardo traf.

Interessant: Die Rennkommissare notierten einen Zwischenfall zwischen Albon und Magnussen ("Verursachen einer Kollision") - erwähnten dabei aber Hülkenberg nicht. Das Ergebnis der Untersuchung kam noch während des laufenden Rennens: "No further action", also keine Strafe.

Die Rennleitung aktivierte zunächst das Safety-Car, ließ das Feld einmal durch die Boxengasse fahren und entschied dann, das Rennen ganz zu unterbrechen. Das bedeutete, dass diejenigen, die sich noch an die Box geschleppt hatten, Zeit gewannen, um an ihren Autos zu arbeiten. Denn bei einer Rotphase darf an der Box ohne Einschränkungen an den Autos geschraubt werden. Inklusive Reifenwechsel, falls gewünscht.

Die Startreihenfolge für den (stehenden) Neustart lautete: Verstappen vor Norris, Hamilton, Alonso, Stroll (5.), Russell, Perez, Sainz, Ocon, Tsunoda (10.), Gasly, Bottas, Zhou, Sargeant, Hülkenberg (15.), Piastri und Ricciardo. Piastri und Ricciardo mussten allerdings aus der Boxengasse starten, weil an ihren Autos nicht nur in der Boxengasse, sondern auch in der Garage gearbeitet wurde.

Piastri war übrigens ein Profiteur der Rotphase. Als das Rennen abgebrochen wurde, fuhr er gerade an die Box und hörte den Funkspruch: "Oscar, stell den Motor ab. Das Auto ist nicht sicher zum Weiterfahren." Doch durch die rote Flagge gewannen die McLaren-Mechaniker Zeit, das Auto zu reparieren.

Neustart: Wie heiß war das Duell Verstappen vs. Norris?

Während Hamilton nach dem Neustart bei Kurve 4 von Alonso überholt wurde, konnten sich Verstappen und Norris rasch ein wenig von den Verfolgern absetzen. Und interessanterweise war Norris zunächst der aktivere Fahrer. In Runde 8 saugte er sich mit DRS an den Red Bull heran, sein Überholversuch bei Kurve 4 blieb aber erfolglos.

Bei Red Bull wirkte man in der Phase nicht besonders hektisch: "Max, du solltest das unter Kontrolle haben, solange du die Reifen schonst und im Infield den Grip hast", funkte Renningenieur Gianpiero Lambiase.

Und Verstappen reagierte, hatte Norris eine Runde später aus dem DRS abgeschüttelt und drei Runden später schon 2,3 Sekunden Vorsprung. Verstappen wurde da gebeten, ein "Balanceupdate" zu geben: "Alles gut. Fühlt sich ziemlich nett an", feedbackte er.

Norris war in der Phase weniger zufrieden. Er berichtete an seine Crew: "Ich habe Probleme in den letzten paar Kurven. Genau wie gestern."

Trotzdem fuhr er in der 36. Runde, genau zu Halbzeit, die schnellste Runde. Norris verringerte seinen Rückstand zu dem Zeitpunkt auf 4,8 Sekunden. Doch Verstappen konterte umgehend, fuhr in Runde 37 seinerseits die schnellste Runde und sorgte so für klare Fronten.

Norris fuhr in Runde 61 noch einmal die schnellste Runde und verkürzte seinen Abstand zu dem Zeitpunkt auf 11,2 Sekunden. Da waren aber nur noch zehn Runden zu fahren und die Entscheidung praktisch schon gefallen.

Mercedes-Duell: Warum war Russell sauer?

Das Mercedes-Rennen entwickelte sich ähnlich wie der F1-Sprint am Samstag: Am Anfang hui, aber über die Distanz dann eher pfui.

Hamilton kam beim Neustart zunächst gut weg und wäre beinahe an Norris vorbei auf Platz 2 gefahren, musste aber zurückstecken. Bei Kurve 4 wurde er dann von Alonso überholt, und auch Perez konnte er nicht allzu lang hinter sich halten.

Also entwickelte sich frühzeitig ein Duell mit Russell, dem eigenen Teamkollegen, der zunehmend unglücklicher wurde, dass er nicht an Hamilton vorbeigewinkt wurde. In Runde 33, Hamilton war zu dem Zeitpunkt Sechster und Russell Siebter, funkte Russell: "Ich habe länger nichts gesagt, weil ich denke, es ist ziemlich offensichtlich, wer wie schnell ist. Ich stecke hier fest."

Profirennfahrer Philipp Eng wunderte sich am ServusTV-Mikrofon: "Das kann ich nicht ganz nachvollziehen, dass man da nicht einfach teamintern die Positionen tauscht."

Was in der TV-Übertragung nicht zu sehen war: Russells Powerunit-Temperaturen stiegen an und sein Renningenieur legte ihm nahe, das Tempo zu drosseln. Russell folgte dem Rat und hörte wenig später: "Die PU-Temperatur sieht wieder besser aus. Es ist die ständige Verwendung des Überholmodus, der uns wehtut."

Was ein bisschen wie eine versteckte Aufforderung klang, Hamilton in Ruhe zu lassen, entpuppte sich später als rennbeendend für Russell: "Die Öltemperatur in der Powerunit wurde immer höher. Das hätte das Risiko eines Motorschadens bedeutet", teilt das Team dazu mit.

Darüber, warum die Mercedes-Performance insgesamt enttäuschend war, gibt es mehrere Theorien.

Eine lautet: Nach der Disqualifikation in Austin wollte man in Sao Paulo, einer Strecke mit vielen Bodenwelle, kein Risiko eingehen. Und mit einer konservativ hoch eingestellten Bodenhöhe fehlte letztendlich ein Quäntchen Performance.

Seitens des Teams gibt's dafür freilich bisher keine Bestätigung. "Ich kann den beiden nur mein Mitgefühl dafür aussprechen, so ein schlechtes Ding fahren zu müssen", sagt Teamchef Toto Wolff. "Das Auto fuhr fast wie auf drei Rädern und nicht wie auf vier. Die Leistung heute war ... Da fehlen mir die Worte."

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Darüber sprechen, wie immer mit einem Schuss Ironie und einer selbstbewussten Meinung, Host Kevin Scheuren und Chefredakteur Christian Nimmervoll in der täglichen F1-Show auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de. Die Live-Analyse ist auf 23:00 Uhr MEZ angesetzt und bietet Kanalmitgliedern die Chance, im Livechat Fragen zu stellen. (Jetzt Kanalmitglied werden oder den Kanal kostenlos abonnieren!) Übrigens: Wer den Stream zu später Stunde nicht live schafft, der kann am Montag das ungekürzte Re-Live auf YouTube schauen, mit Kapitelmarken, um schnell zum Lieblingsthema zu finden.


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