• 08. Mai 2023 · 18:13 Uhr

Charles Leclerc: Ist er der Grund für Ferraris Formschwankungen?

Qualifying top, Rennen flop: Was ist der Grund für die schwankende Form bei Ferrari in der Formel 1? Charles Leclerc könnte jedenfalls einer der Schlüssel sein

(Motorsport-Total.com) - Die Form der Scuderia Ferrari ist wohl eines der größten Rätsel aktuell in der Formel 1. Im Qualifying ist man zumeist bei der Musik dabei und heizt Red Bull ein, doch ein Tag später im Rennen werden Charles Leclerc und Carlos Sainz durchgereicht und es geht so gut wie gar nichts mehr. Doch warum?

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Ein nachdenklicher Charles Leclerc in der Pressekonferenz nach dem Rennen in Zandvoort 2022 Zoom Download

Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur hat keine klare Antwort darauf, da es kein einheitliches Bild zu geben scheint. Carlos Sainz, der von Platz 3 ins Rennen ging, konnte sich auf seinen Medium-Reifen zu Beginn im DRS-Fenster von Fernando Alonso halten, während gleichzeitig bei Teamkollege Charles Leclerc auf dem gleichen Reifen nichts zusammenlief und mit Haas-Pilot Kevin Magnussen um Platz 7 kämpfte.

"Es geht nicht nur um das Rennen, denn in einigen Phasen des Rennens waren wir ganz gut unterwegs", bestätigt Vasseur. "Carlos verlor im ersten Stint auf den Mediums 5 Sekunden in 18 Runden [auf Sergio Perez]. Ich denke, diese Phase des Rennens war für uns in Ordnung."

"Bei Charles war es umgekehrt, er war in einigen Phasen des zweiten Stints auf harten Reifen in guter Form, dafür hatte er im ersten Teil des Rennens viel mehr zu kämpfen. Aber wir müssen uns wirklich darauf konzentrieren, denn das ist der Schlüssel für uns."

Reifenverschleiß nicht die ganze Lösung

Der Blick auf die Daten spricht Bände: Im Saisonschnitt fehlen Ferrari auf Red Bull im Qualifying rund 2 Zehntel, im Rennen dann aber fast 7 Zehntel. Somit verliert Ferrari von Samstag auf Sonntag eine halbe Sekunde auf Red Bull und keiner kann genau sagen, warum dies der Fall ist.

Ein Faktor könnte zweifelsohne der Reifenverschleiß sein, da dieser im Qualifying irrelevant ist. In den ersten 5 Rennen der Formel-1-Saison verlor Red Bull durchschnittlich 0,026 Sekunden pro Runde durch den Verschleiß der Reifen. Bei Ferrari ist der Wert doppelt so hoch: 0,053 Sekunden pro Runde, doch das kann nicht die ganze Lösung sein.

Denn dieses Phänomen zieht sich jedenfalls wie ein roter Faden durch die letzten Jahre bei Ferrari. 2019 fuhr Charles Leclerc gleich siebenmal auf Pole, konnte aber nur zweimal gewinnen. 2020 in der Horrorsaison qualifizierte sich der Monegasse regelmäßig auf Platz vier hinter den drei Topfahrern Hamilton, Bottas und Verstappen, wurde im Rennen jedoch gnadenlos nach hinten durchgereicht.

Ferrari seit Leclerc-Verpflichtung ein Qualifying-Monster

Wie kann es sein, dass Leclerc 2021 - einer ebenfalls schwierigen Saison für Ferrari - in Baku auf Poleposition fahren kann, im Rennen dann aber nach 28 Runden 35 Sekunden hinter dem Führenden liegt und von Lance Stroll im Racing Point und von Pierre Gasly im AlphaTauri überholt wird? Ähnliches Spiel auch im vergangenen Jahr: Polepositions für Ferrari: 12. Rennsiege: 4.

Wenn man sich die Daten genauer ansieht, könnte Charles Leclerc einer der Faktoren sein für den krassen Formschwung. Im Qualifying ist der Monegasse eine absolute Macht. 2023 liegt er im Schnitt zwei Zehntel hinter Max Verstappen, seinem Teamkollegen Carlos Sainz fehlt jedoch eine halbe Sekunde.

Wenn man sich die Werte von Sainz ansieht, ist Ferrari im Rennen nur zwei Zehntel weiter hinter Red Bull als im Qualifying. Möglicherweise ist also nur Leclerc der große abweichende Faktor, der im Qualifying deutlich mehr herausholt, als im Auto steckt. Denn dass die großen Abweichungen zwischen Qualifying und Rennen erst seit 2019 so eklatant sind, korreliert mit der Verpflichtung von Leclerc, der seit 2019 für die Scuderia fährt.

Im Vergleich dazu, als Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen noch für Ferrari fuhren: Polepositions 2018: 6. Rennsiege: ebenfalls 6. Polepositions 2017: 4. Rennsiege: 5. Möglicherweise sind die Ferraris der letzten Jahre von der puren Pace also gar nicht so gut wie man angenommen hat, und Charles Leclerc ist einfach ein Meister des Qualifyings?

Warum auch das nicht die ganze Wahrheit sein kann

Doch selbst wenn dies so sein sollte, würde Ferrari immer noch zu langsam im Rennen sein, verglichen zur Qualifyingpace. Eine ganz klare Antwort gibt es also nicht, doch einige verschiedene Faktoren scheinen zusammenzukommen, dass die Scuderia im Rennen zu oft den Kürzeren zieht.

Denn warum wird Leclerc im ersten Stint in Miami von Kevin Magnussen im Haas überholt, während Sainz auf den gleichen Reifen Fernando Alonso im Aston Martin angreifen kann und schließlich sogar mit einer Undercut-Strategie vorbeikommt? In den ersten Runden hat Leclerc jedenfalls ganze 11 Sekunden auf seinen Teamkollegen verloren.

Auf der anderen Seite kann sich der Monegasse in seinen zweiten Stint auf dem harten Reifen problemlos an Magnussen vorbeischieben und wird am Ende vor den beiden Alpines Siebter. Sainz hingegen kann die Pace von Alonso im zweiten Stint nicht mitgehen und kommt im Ziel zehn Sekunden hinter seinem Landsmann ins Ziel.

Vasseur: "Wir müssen verstehen, warum!"

"Wir müssen auf jeden Fall einen Schritt machen", fügt Vasseur hinzu. "Mit Charles waren wir auf den harten Reifen leistungsfähiger, mit Carlos waren wir auf den Medium-Reifen viel leistungsfähiger. Und selbst mit den gleichen Reifen sind wir von einer Runde zur anderen inkonstant."

"Insgesamt war es ein hartes Wochenende und ein hartes Rennen, denn [im Qualifying] war die Pace anständig, aber wir waren nicht in der Lage, alles unter einen Hut zu bringen, und [im Rennen] war es ähnlich."

"Der erste Stint lief für Carlos ziemlich gut, aber im ersten Drittel des Rennens verlor er ein paar Sekunden, und in den letzten beiden Dritteln verlor er 25 Sekunden. Wir waren von einem Auto zum anderen und von einer Runde zur anderen viel zu inkonstant. Wir müssen verstehen, warum", so der Ferrari-Teamchef.

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