• 07. Mai 2023 · 02:37 Uhr

Charles Leclerc: Ausreden gelten nicht - bin selbst schuld!

Wie Ferrari-Fahrer Charles Leclerc seinen Unfall im Formel-1-Qualifying in Miami erklärt und was er von Startplatz sieben noch im Grand Prix erreichen will

(Motorsport-Total.com) - "Es war der gleiche Fehler wie am Freitag, und in der gleichen Kurve. Das ist nicht akzeptabel." So fasst Ferrari-Fahrer Charles Leclerc sein Abschneiden im Formel-1-Qualifying in Miami zusammen. Er sei aufgrund des erneuten Unfalls in Kurve 7 "sehr enttäuscht von mir selbst" und suche gar nicht erst nach Ausflüchten. Den Unfall in Q3 habe er einzig sich selbst zuzuschreiben, meint Leclerc.

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Das Unfallauto von Charles Leclerc nach dem Formel-1-Qualifying in Miami 2023 Zoom Download

Ob er das Auto schlicht überfahren habe, wird er gefragt. Leclerc bejaht das zunächst und fügt dann hinzu: "Ich weiß ja, dass das Qualifying eigentlich meine große Stärke ist. Deshalb gehe ich da größere Risiken ein. In Q3 macht sich das in neun von zehn Fällen bezahlt. An diesem Wochenende aber bin ich schon zweimal in der Mauer gelandet. Und das ist nicht das Niveau, auf dem ich mich bewegen will."

Schon im Freitagstraining hatte Leclerc seinen Ferrari SF-23 in der Passage vor der Gegengeraden außer Kontrolle verloren und war frontal eingeschlagen. Im Qualifying flog er wenige Meter vor seiner Unfallstelle vom Freitag ab und krachte eher seitlich in die Banden. "Da bin ich einfach wütend auf mich selbst und enttäuscht", hält er fest.

Hat es Leclerc bei der Abstimmung übertrieben?

Zumal er seine erste fliegende Runde in Q3 auch nicht auf den Punkt gebracht hat: Ein Verbremser in Kurve 17 kostete ihn im Direktvergleich zu Ferrari-Teamkollege Carlos Sainz sieben Zehntel und womöglich den zweiten Platz im Qualifying hinter Red-Bull-Fahrer Sergio Perez.

"Man kann in solchen Fällen immer Ausreden finden: Der Wind war wirklich stark, es war schwierig. Auch das Set-up des Autos war schwierig umzusetzen. Aber dieses Ei hatte ich mir selbst gelegt", sagt Leclerc. "Ich wollte es so, in dem Wissen, dass es schwierig wird. Ich dachte halt, ich kann das Maximum herausholen in Q3."


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Er habe in Miami auf eine besonders aggressive Abstimmung für seinen Ferrari gesetzt und sich damit "selbst in eine schwierige Ausgangslage manövriert", so Leclerc weiter. "Ich wusste: Mit diesem Set-up würde ich absolut alles aus dem Auto herausholen müssen. Vielleicht habe ich es da etwas übertrieben, bin über das Ziel hinausgeschossen, aber das schauen wir uns nach dem Wochenende an."

Sainz nimmt Teamkollege Leclerc in Schutz

Dann will Leclerc gemeinsam mit den Ferrari-Ingenieuren auch erörtern, inwieweit äußere Umstände zu seinen Abflügen beigetragen haben könnten. "Wir haben eine Schwäche bei Rückenwind", erklärt er. "Das wissen wir. Und damit haben wir größere Probleme als andere Autos." Das könnte also ein Faktor bei seinen Fehlern gewesen sein.

Dass die Strecke zu anspruchsvoll sein könnte, will er nicht gelten lassen. "Das würde ich nach einem Fehler nicht behaupten wollen, denn die Bedingungen sind für alle gleich", sagt Leclerc. "Nur ich habe das Auto in die Wand befördert. Also: keine Entschuldigungen. Ja, auch andere Fahrer haben Fehler gemacht, aber ich sollte nicht dazugehören."


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An diesem Punkt nimmt Sainz seinen Ferrari-Teamkollegen in Schutz. Das Qualifying sei "schwierig für alle" gewesen, betont der Spanier. "Es war knifflig, auf diesem Asphalt das richtige Gefühl für die Reifen zu entwickeln. Im Prinzip mussten wir von Anfang an kämpfen. Fehler sind da schnell passiert, auch aufgrund des zunehmenden Windes, was speziell unserem Auto mehr zusetzt", sagt Sainz.

Warum Leclerc mehr zum Risiko tendiert

Leclerc aber bleibt dabei: Die Ausgangslage in der Saison 2023 zwinge ihn mit dem SF-23 dazu, "große Risiken" im Qualifying einzugehen. Er sagt: "Ich versuche deshalb etwas Besonderes in Q3, weil wir derzeit hinter Red Bull liegen."

Schon beim vergangenen Rennwochenende in Baku war ihm im Qualifying ein Fahrfehler unterlaufen. Er habe dort die Reifen überschätzt, sagt Leclerc. "Das ist anders als die Fehler an diesem Wochenende, weshalb ich mich jetzt mehr über mich selbst ärgere als in Baku. Dort ist mir ein gutes Wochenende gelungen. Hier stehe ich ohne Q3-Runden da. Deshalb bin ich überaus wütend auf mich."

Und deshalb kommt Leclerc noch einmal auf die Abstimmung seines Fahrzeugs zu sprechen, ohne allerdings konkret zu werden. Nur so viel: "Ich weiß, es wird sich im Rennen lohnen, aber für das Qualifying war es eine Nummer zu heftig."

Was noch drin ist für Leclerc im Rennen

Was also rechnet er sich von P7 kommend noch aus für den Miami-Grand-Prix am Sonntag? Leclerc wünscht sich in erster Linie ein "sauberes Rennen", in dem er "nach vorne fahren" kann.

"Ich weiß nicht, wo genau wir uns einsortieren werden. Ein Podium wäre aber ein wirklich gutes Ergebnis, wenn man unseren Renntrimm bedenkt", meint er.

Illusionen macht er sich nicht: "Die Red Bull sind beim Reifenverschleiß viel zu gut. Ich schätze, sie werden wieder in einer eigenen Liga fahren. Wenn wir auf der Position dahinter ankommen würden, wäre das schon eine großartige Leistung. Denn Aston Martin wirkt hier ebenfalls stark."

Seine zwei Unfälle in Kurve 7 würden ihn dann nicht mental behindern, versichert Leclerc. Er sei zwar betont "hart zu mir selbst", wisse andererseits aber auch um "meine Stärken und was mir das einbringt", so erklärt er. "Ich freue mich auf den Sonntag. Ich bin mir ziemlich sicher, ich werde mich erholen und wieder in Normalform sein. Da mache ich mir gar keine Sorgen."

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