• 29. April 2023 · 16:08 Uhr

F1-Sprint Baku: Perez siegt, Verstappen sauer auf Russell!

Während sich Max Verstappen an George Russell abarbeitet, gewinnt Sergio Perez in souveräner Manier den F1-Sprint beim Grand Prix von Aserbaidschan in Baku 2023

(Motorsport-Total.com) - Sergio Perez ist seinem Ruf als Spezialist für Stadtkurse erneut gerecht geworden. Der Red-Bull-Fahrer hat am Samstagabend den F1-Sprint in Baku 2023 gewonnen. Perez setzte sich vor Ferrari-Pilot Charles Leclerc und Teamkollege Max Verstappen durch und sicherte sich damit die vollen acht Punkte für die Weltmeisterschaft.

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Sergio Perez bleibt ein Spezialist für Stadtkurse: Er hat den Sprint in Baku gewonnen Zoom Download

George Russell (Mercedes) konnte nur zu Beginn die Top 3 ärgern, brachte letztendlich den vierten Platz ins Ziel. Gefolgt von Carlos Sainz (Ferrari), Fernando Alonso (Aston Martin), Lewis Hamilton (Mercedes) und Lance Stroll (Aston Martin).

Die Schlagzeilen nach dem Rennen machte aber nicht der in Sachen Spannung ausbaufähige Verlauf des F1-Sprints; sondern vielmehr Verstappens emotionale Reaktion auf sein Duell mit Russell ("Dickhead!").

Nico Hülkenberg (Haas) kam als 15. ins Ziel.

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Warum rastete Verstappen am Funk so aus?

Verstappen verlor am Start eine Position gegen Russell und kam als Vierter aus der ersten Runde zurück. Die beiden fuhren Seite an Seite durch die ersten beiden Kurven. Russell war innen, Verstappen außen - und es kam sogar zu Berührungen zwischen den beiden. Dabei flogen ein paar Kleinteile weg.

"Russell ist unglaublich hart gefahren", analysiert Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko im Interview mit dem 'ORF'.

Verstappens Renningenieur meldete: "Max, der Unterboden ist beschädigt. Rechne mit einer anderen Balance." Was den Niederländer wunderte: "Wie?" Antwort des Renningenieurs: "Was glaubst du wohl?"

Jetzt war Verstappen richtig sauer: "Ist er mir wirklich in der Seite reingefahren? Ich verstehe nicht, wie er da die Position behalten darf, obwohl er mein Auto beschädigt. Ich finde das lächerlich."

Verstappen wähnte sich im Recht und gab während des Duells die Linie nicht auf, was ihm prompt eine Ermahnung des Renningenieurs einbrachte: "Max, vergiss nicht, er hat nichts zu verlieren."

Verstappen ließ den Frust beim Neustart nach der Safety-Car-Phase in Runde 6 aus und überholte Russell vor der ersten Kurve aus dem Windschatten heraus. Damit hatte er seine ursprüngliche Position hinter Leclerc und Perez wieder hergestellt.

"Gut gemacht", lobte der Renningenieur. "Und das noch dazu ohne Berührung." Verstappen, trocken: "Ja. Ich weiß, wie das geht."

Er ließ die Sache auch nach dem Rennen nicht auf sich beruhen. Verstappen wartete im Parc ferme auf Russell. Der verteidigte sich: "Da war kein Grip." Doch die TV-Kameras fingen ein, wie Verstappen dieses Argument nicht gelten ließ: "Wir haben alle keinen Grip. Mache ich nächstes Mal genauso!"

Im ersten Interview tobte Verstappen: "Ich verstehe nicht, warum man in der ersten Runde so viel Risiko eingehen muss. In meinen Seitenkasten untersteuern, Loch im Bodywork. Wir haben alle kalte Reifen. Klar blockieren da die Räder schnell mal, aber es nervt mich, wenn die Leute dann erklären: 'Ah, tut mir leid, schau dir die Onboard an!' Ergibt keinen Sinn. Aber was soll's."

Nach dem Rennen zeigte sich ein großes Loch in Verstappens Seitenkasten. Jetzt wurde dem Team auch klar, warum der WM-Leader nicht ganz das erhoffte Tempo gehen konnte: "Durch den Schaden konnte er nicht mithalten. Die Reifenerhitzung war bei ihm deutlich höher als bei Perez", erklärt Marko.

Auf die Frage, ob er Leclerc ohne den Schaden überholen hätte können, antwortet Verstappen: "Das ist im Nachhinein immer schwer zu sagen. Aber ich denke schon."

Wie fiel die Entscheidung um den Sieg?

Letztendlich war es ein Dreikampf zwischen Leclerc und den beiden Red Bulls. Nach der Safety-Car-Phase war DRS in Runde 8 wieder freigegeben. Perez spielte aus dem Windschatten heraus vor Kurve 1 seinen DRS-Vorteil aus, setzte sich innen neben Leclerc und ging in Führung. "Schön gemacht, geduldig geblieben", lobte sein Renningenieur.

Einige Runden lang konnte Leclerc in Schlagdistanz zu Perez bleiben; rund drei Runden vor Schluss setzte sich Perez aber ab und fuhr den Sieg sicher nach Hause. Verstappen folgte dahinter Leclerc dicht, konnte aber keine ernsthafte Attacke starten, ging kein Risiko ein und fuhr sechs Punkte mit seinem angeschlagenen Auto sicher nach Hause.

Wie bewertet Ferrari das Rennen?

Leclerc bedauert, dass es nicht ganz gereicht hat: "Das bestätigt, dass Red Bull im Rennen immer noch schneller ist. Aber wir dürfen nicht vergessen, wie weit wir vor zwei Rennen noch weg waren. Wir haben einen Schritt nach vorn gemacht. Wir sind noch nicht, wo wir sein wollen. Aber wenn wir nicht gewinnen können, müssen wir die maximal möglichen Punkte mitnehmen. Das ist uns heute gelungen."

Angeblich hat er sich zurückgenommen, da ein Punkt mehr keinen großen Unterschied gemacht hätte: "Ich habe nicht zu hart gefightet, weil ich meine Reifen schonen wollte. Ich wusste, dass das unsere Schwäche ist", argumentiert Leclerc. "Ich habe versucht, im DRS zu bleiben, damit er mir auf den Geraden nicht wegziehen kann. Aber das war nicht genug. Am Ende haben wir mit unserem Reifenverschleiß einfach zu viel verloren."

Funktionierte bei Aston Martin das DRS?

Alonso und Stroll hatten das ganze Wochenende Probleme mit ihrem DRS. Das hatte Alonso bereits im Qualifying am Freitag "ein paar Zehntel" gekostet. "Ich glaube, es hat heute funktioniert. Ich habe zweimal den Knopf gedrückt, und da ist es aufgegangen. Beim dritten Mal habe ich nicht in den Rückspiegel geschaut", sagt Alonso.

Heute belegte der Spanier Rang 6. Mehr als Platz 5 wäre nicht drin gewesen. Dass es nicht Platz 5 wurde, ist seiner Auffassung nach die Schuld seines Landsmannes Sainz: "Carlos hat mich eingangs Kurve 3 gegen die Mauer gedrückt. Wenn ich nicht zurückgezogen hätte, hätte es gekracht. Ich hoffe, die FIA schaut sich das an."

Wie erklärt Hülkenberg sein schlechtes Ergebnis?

Am Freitag hatte der Routinier noch versichert, dass Bahrain ein einmaliger Ausrutscher war und Haas eigentlich gar keine Probleme mit dem Reifenverschleiß habe. Doch der F1-Sprint in Baku widerlegte Hülkenberg.

Er muss zugeben: "Ich hatte nach der Safety-Car-Phase einfach nur heftiges Graining. Das dauerte drei, vier Runden lang. Danach waren meine Reifen komplett durch. Deshalb fiel ich wie ein Stein nach hinten. Wir müssen uns das anschauen, weil aktuell können wir uns das noch nicht erklären."

Hülkenberg beendete das Rennen an 15. Position. Sein Teamkollege Kevin Magnussen wurde Elfter.

Warum kam es zur ersten Safety-Car-Phase?

Yuki Tsunoda hatte am Start zwei Positionen verloren. Danach handelte er sich bei einer Berührung mit der Mauer einen Schaden ein und humpelte um die Strecke. Was die Rennleitung dazu veranlasste, zunächst gelbe Flaggen und dann das virtuelle Safety-Car zu aktivieren.

Weil ein Rad herrenlos auf der Strecke lag, wurde in Runde 4 das richtige Safety-Car auf die Strecke geschickt. Währenddessen kam Tsunoda zu einem Reparaturstopp an die Box. Allerdings war sein Auto völlig aus der Spur, als er wieder losfuhr. Weswegen er gleich wieder reingeholt wurde und aufgeben musste.

Das hatte ein Nachspiel: Wegen "unsafe release" kassierte Tsunoda im Nachhinein 5.000 Euro Geldstrafe. Der Japaner hatte seinem Team am Boxenfunk erklärt, dass er davon ausgehe, das Auto sei hinüber. Trotzdem wurde er nochmal rausgeschickt.

Ursache für den Mauerkuss war übrigens ein Gerangel mit seinem eigenen Teamkollegen Nyck de Vries. Der berichtet: "In Kurve 3 waren wir nebeneinander. Yuki war außen. Dort ist nur Platz für ein Auto, und ich war ein bisschen vorn. Da haben wir uns berührt. Ich glaube, er muss mein Auto rechts hinten berührt haben."

In Runde 6 wurde das Rennen wieder freigegeben.

Warum waren nur 18 statt 20 Autos am Grid?

Logan Sargeant (Williams) konnte am F1-Sprint nicht teilnehmen. Er hatte sein Auto im Sprint-Shootout zu Mittag bei Kurve 15 in die Mauer gesetzt. Der Schaden war so groß, dass sein Team das Auto nicht rechtzeitig repariert bekam und der Amerikaner auf den Start verzichten musste. Beim Grand Prix am Sonntag wird er aber fahren.

Außerdem startete Esteban Ocon (Alpine) aus der Boxengasse. Ocon hatte sich eigentlich P13 gesichert, sein Team traf jedoch nach dem Sprint-Shootout die Entscheidung, unter Parc-ferme-Bedingungen am Auto zu arbeiten. Das bedeutet per Reglement, dass Ocon sowohl im F1-Sprint als auch im Grand Prix am Sonntag aus der Boxengasse starten muss.

Alpine hatte vor dem Rennwochenende in Aserbaidschan ein umfangreiches Updatepaket eingeführt, unter anderem mit einem komplett neuen Unterboden. Teile dieses Pakets auszutauschen war nach Beginn des Qualifyings nur noch mit einem Verstoß gegen die Parc-ferme-Regeln möglich.

Steht Perez jetzt am Sonntag auf Pole?

Nein. Der F1-Sprint ist seit 2023 ein eigenständiger Event mit einem eigenständigen Qualifying. Die Top 8 erhalten WM-Punkte (8-7-6-5-4-3-2-1). Die Startaufstellung für den Grand Prix von Aserbaidschan wurde aber bereits im Qualifying am Freitagnachmittag festgelegt. Leclerc sicherte sich dort die Poleposition.


Fotostrecke: Formel 1 2023 in Aserbaidschan: Das Wichtigste zum Samstag

Trotzdem wähnt man sich bei Red Bull in der Favoritenposition: "Wir haben uns im Rennen mehr Speed erwartet. Das war der Fall. Das stimmt uns für morgen optimistisch", sagt Helmut Marko. "Wir sind im Rennen deutlich besser als im Qualifying. Und die Renndistanz ist deutlich länger. Das sollte uns deutlich in die Hände spielen."

Wie kam der F1-Sprint im neuen Format an?

Die Fans dürfen sich ihre Meinung selbst bilden. Max Verstappen hat seine bisher stets kritische Meinung gegenüber dem F1-Sprint nicht geändert: "Ich mag es nicht. Alles ist so hektisch. Ich fahre lieber echte Rennen. Wenn ich Casino spielen will, dann fliege ich nach Las Vegas."

Wo kann man das Rennen live sehen?

In Deutschland exklusiv bei Sky. Nach dem "Super-Saturday" mit Sprint-Shootout und F1-Sprint läuft der Sonntag in Baku ganz konventionell ab. Start für den Grand Prix ist um 13:00 Uhr deutscher Zeit (Vorberichte bei Sky ab 11:30 Uhr). (ANZEIGE: Sei mit Sky hautnah dabei, vom ersten Freien Training bis zur Siegerehrung, mit Experte Ralf Schumacher!)

Außerdem gibt's am Samstagabend auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de auch eine ausführliche Nachbereitung des "Super-Saturday". Die Formel-1-Show mit Kevin Scheuren & Christian Nimmervoll beginnt voraussichtlich um 20:15 Uhr deutscher Zeit.

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