• 03. April 2023 · 10:46 Uhr

Sicherheitslücke in Australien: Fans stürmen Rennstrecke

Weil Zuschauer während des Formel-1-Rennens in Melbourne auf die Strecke gelangt sind, müssen sich die Veranstalter nun vor der FIA verantworten

(Motorsport-Total.com) - Fans zücken ihre Handys, machen Fotos von den vorbeifahrenden Autos, jubeln den Fahrern zu. Doch die Sache hat einen Haken: Diese Fans befinden sich nicht etwa auf den Tribünen hinter dem Sicherheitszaun, sondern stehen am rechten Fahrbahnrand auf der Rennstrecke in Melbourne, etwa auf der Höhe der Boxenausfahrt - und direkt vor ihnen kommen die Formel-1-Autos gerade über die Ziellinie.

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Fans stürmen nach Rennende auf die Formel-1-Strecke in Melbourne 2023 Zoom Download

Es ist dieser Vorfall, der die Sportkommissare des Automobil-Weltverbands (FIA) am Sonntagabend in Australien dazu bewegt hat, die Veranstalter des Grand Prix zu einer Anhörung zu bitten. Begründung: Das darf so nicht passieren und es darf sich vor allem nicht wiederholen.

Denn es sind nicht nur einzelne Zuschauer auf die Fahrbahn gelangt, sondern sie haben sich auch dem in Kurve 2 abgestellten Haas VF-23 von Nico Hülkenberg genähert, der sich unmittelbar nach dem Rennen noch in unsicherem Zustand befand: Das rote Licht an der Airbox leuchtete, was vor einer möglichen elektrischen Entladung warnen soll. Zu einem Zwischenfall aber kam es auch hierbei nicht.

Wie das Urteil der Sportkommissare ausfällt

In ihrem Urteil notieren die Sportkommissare, die Veranstalter der Australian Grand Prix Corporation um Rennchef Andrew Westacott hätten sich einsichtig gezeigt und ein Versagen beim Einhalten der strengen Sicherheitsvorschriften eingeräumt. "Der Promoter [...] stimmte der Einschätzung zu, dass es eine inakzeptable Situation war, die katastrophale Folgen hätte haben können", so steht es im Protokoll.

Ganz konkret bedeutet das vor allem ein Verstoß gegen Artikel 12.2.1.h des Internationalen Sportkodex der FIA. Dort wird dieser Verstoß folgendermaßen definiert: "Eine unsichere Handlung oder ein Versagen beim Ergreifen notwendiger Maßnahmen, woraus sich eine unsichere Situation ergibt."

Die Sportkommissare forderten daher eine Aufarbeitung der Ereignisse ein, die dokumentiert und dann der FIA zur Durchsicht vorgelegt werden soll. Auch die Polizei des australischen Bundesstaats Victoria soll an der Untersuchung mitwirken, ebenso wie Formel 1 und Weltverband. Die Veranstalter in Australien haben sich dafür etwas Zeit erbeten und müssen die Unterlagen bis zum 30. Juni 2023 vorlegen.

Dabei lassen es die Sportkommissare aber nicht bewenden. Unter Punkt sechs im Urteil ist zu lesen: "Wir geben diesen Zwischenfall an den FIA-Weltrat weiter." Eine zusätzliche Untersuchung soll dann zeigen, ob über die Aufarbeitung der Australier hinaus "weitere Schritte eingeleitet oder Strafen ausgesprochen werden müssen, damit sichergestellt ist, dass künftige Events in Australien sicher und ordentlich ablaufen".

Der Rennchef in Australien will eigentlich abtreten ...

Für Westacott als Geschäftsführer der Australian Grand Prix Corporation ist das ein schwerer Schlag: Das Formel-1-Rennen 2023 war das letzte unter seiner Führung, er hört planmäßig auf - was er bereits im Dezember 2022 angekündigt hatte.

Nun sagt er: "Für viele Fans versteht es sich von selbst, dass es nach dem Rennen einen kontrollierten Zugang zur Rennstrecke gibt. Das gibt es in Monza, das gibt es hier und das gibt es bei vielen großen Veranstaltungen in aller Welt."

"Leider haben sich einige Leute auf der rechten Seite der Zielgeraden ein paar hundert Meter vor Kurve 1 unkontrolliert Zugang zur Rennstrecke verschafft. Sie standen auf dem Gras, aber einige von ihnen sind auch auf den Asphalt vorgedrungen. Die Sportkommissare haben völlig recht, hier eine Untersuchung einzuleiten, damit wir der Ursache auf die Spur kommen."

Westacott will nicht über Ursachen spekulieren

Was genau schiefgelaufen sein könnte, dazu will Westacott nicht spekulieren. Er meint nur: "Irgendwas hat nicht funktioniert, die Nachforschungen laufen."

"Wir arbeiten Jahr für Jahr daran, dass die Fans nach dem Rennen auf die Strecke können, sobald die Autos vorbei sind. Hier aber liegt klarerweise ein Verstoß gegen ein eigentlich sehr straffes Protokoll vor - ein Protokoll, das wir jedes Jahr weiterentwickeln und verbessern, das wir mit dem Verband und den Sicherheitsdienstleistern, mit den Technikern und der Polizei abstimmen."

Man belasse es aber nicht bei der Papierform, betont Westacott: "Zusätzlich zu Besprechungen halten wir Simulationen auf der Strecke ab, damit wir sehen können, wie es funktioniert."

Bleiben Fans künftig außen vor nach Rennende?

Das diesjährige Rennen hat eine Lücke im System aufgedeckt. Mit welchen Folgen, das ist noch unklar. Theoretisch könnte der Weltverband das "Stürmen der Rennstrecke" nach dem Grand Prix komplett untersagen. "Ich hoffe, es gibt kein solches Verbot, aber ich glaube, das braucht es auch nicht", sagt Westacott.

"Ich würde aber sagen: Es braucht dreistufige Sicherheitsbereiche aus festem Material und dann noch Personen, die die entsprechenden Bereiche überwachen. Deshalb glaube ich: Mit der Kombination aus Infrastruktur und modifizierten Plänen, die wir ohnehin erstellen, können wir das nächstes Jahr wieder machen und wir können es ordentlich machen."

"Klar ist aber auch: Was [dieses Mal] passiert ist, war nicht gut."

Bereits zuvor hatte sich ein weiterer Zwischenfall mit Zuschauern ereignet: Beim Unfall von Kevin Magnussen in Kurve 2 sind Trümmerteile über die Fangzäune auf die Tribünen geflogen. Dort hat ein Fan eine Schnittverletzung am Arm davongetragen, wurde aber sofort von Ersthelfern versorgt.

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