Psychotrick für Hamilton: Darum beichtete Mercedes' Ingenieur

James Vowles gestand seinem Piloten einen Fehler, um das Rennen noch zu retten - Toto Wolff äußert großen Respekt, Lewis Hamilton munterte die Truppe auf

(Motorsport-Total.com) - Hinter dem Schuldeingeständnis, das der Mercedes-Chefstratege James Vowles während des Österreich-Grand-Prix im Boxenfunk ablegte, steckte eine gehörige Portion Psychologie. Wie Sportchef Toto Wolff im Nachgang des Debakels von Spielberg erklärt, sei es darum gegangen, Lewis Hamilton wieder in die Spur zu bekommen: "Denn für uns war Hopfen und Malz nicht verloren", sagt er.

Es ging auch noch gegen Vettel: Mercedes wollte Hamiltons Rennen retten

Vielmehr als darum, Vowles vor den Ohren der Weltöffentlichkeit als Sündenbock zu brandmarken, wollten die Silberpfeile ein Topresultat retten. "Wir haben bekundet, dass wir einen Fehler gemacht hätten, um die Sache ad acta zu legen", meint Wolff. "Wir wollten ihm (Hamilton; Anm. d. Red.) Seelenfrieden geben und zeigen, dass das Team anerkannt hätte, dass etwas schiefgelaufen ist."

Als Hamilton im Gespräch mit dem Kommandostand unablässig haderte und Gefahr lief, sich nicht mehr auf seinen Job am Volant zu konzentrieren, verfehlte Vowles' Ansprache ihre Wirkung nicht. Hamilton schien wieder um Platz vier und fünf - zu diesem Zeitpunkt das höchste der Gefühle - zu kämpfen und nicht mehr wegen des verpassten ersten Boxenstopps zu zetern und zu grübeln.

"Es ging darum, das Maximum herauszuholen und ihm zu helfen, dem Teufelskreis mit der Frage 'Wie konnte das nur passieren?!' zu entrinnen", sagt Wolff. Es schwingt Stolz in seiner Stimme mit, wenn er daran denkt, welches Opfer sein Chefstratege mit seinem Schuldeingeständnis gebracht hat. "Was James im Funk gesagt hat, spiegelt unsere Grundeinstellung wieder", lobt Wolff.

Er beschreibt Vowles - der sich in der jüngeren Vergangenheit den einen oder anderen Patzer leistete - als einen der besten Strategen aller Zeiten. Nicht trotz, sondern wegen Spielberg. "Es braucht Eier, sich vorzuwagen und Fehler vor allen zuzugeben, um ein Ergebnis zu retten", findet Wolff.

Auch Hamilton entpuppte sich als Psychologe: Er soll nach seinem Ausfall gefunkt haben, dass er sich an sein jüngstes technisch bedingtes Ausscheiden nicht erinnern würde und das Team in Sachen Zuverlässigkeit lange das Maß der Dinge gewesen wäre. Er hätte das schnellste Auto auf der Strecke gehabt, würde im stärksten Team fahren. Es gäbe keinen Zweifel, dass Mercedes zurückschlagen würde. Wolff wird am Montag um acht Uhr in der Fabrik in Brackley erscheinen, um dafür zu sorgen.